iPhone-Killer und Android-Superstar

Das Samsung I9000 Galaxy S im Test

14.10.2010 von Yvonne Göpfert
Riesiges Display, tolle Farben - das Samsung Galaxy S spielt in der Handy-Oberliga mit. Ob das Topmodell auch Schwächen hat, verrät der Test.

Samsung I9000 Galaxy S: Testbericht

Samsung Galaxy S: elegant wie das iPhone.
Foto: xyz xyz

Unverkennbar: Beim Design stand Konkurrent Apple Pate - Erfolg wird eben gern kopiert. Das Galaxy S erinnert stark an das iPhone 3G S - mit einem Unterschied: Das Super-AMOLED-Display, das Samsung verbaut, ist mit vier Zoll deutlich größer und wesentlich farbintensiver als Apples 3,5 Zoll großes IPS-Panel, das dafür eine deutlich höhere Auflösung liefert. In der Sonne reflektiert das Galaxy S ähnlich wie das iPhone, was vor allem beim Fotografieren stört.

Samsung Galaxy S: Flachbau
Ebenfalls auffällig: Das Samsung Galaxy S kommt extrem flach daher. Dabei wird fast schon die Grenze des Tragbaren überschritten, so dass das Handy nicht unbedingt gut in der Hand liegt. Punktabzug gibt es auch beim Design für den Plastik-Look.

Unter dem kapazitiven Touchscreen aus Glas befindet sich beim Galaxy S ein Knopf, der den Nutzer immer wieder auf den Startbildschirm zurückholt. Links und rechts davon gibt es eine Zurück-Taste und einen Knopf für die Menübefehle. Beide sind als Sensortasten angelegt, die jedoch unbeleuchtet sind. Schade, denn das geht vor allem bei Dunkelheit zu Lasten der schnellen Orientierung.

Samsung Galaxy S: Hauptmenü wie beim iPhone.
Foto: xyz xyz

Bedienoberfläche Touch Wiz 3.0
Während das erste Galaxy von Samsung außer der reinen Android-Oberfläche praktisch keine eigene Menüführung bot, hat Samsung über sein neues Topmodell Galaxy S die selbstentwickelte Bedienoberfläche Touch Wiz in der aktuellen Version 3.0 gelegt. Es gibt bis zu sieben Bildschirme, die sich mit Widgets und Verknüpfungen frei konfigurieren lassen. Einige Mini-Programme sind bereits vorinstalliert. Samsung-spezifische Widgets wie Asphalt 5 und BILD oder weitere Apps aus dem Android Market kann sich der Nutzer zusätzlich herunterladen.

Für die Optik im Hauptmenü hat sich Samsung wiederum Anregungen beim iPhone geholt: Sämtliche Apps sind wie Briefmarken gelistet - jedoch nicht untereinander, wie für Android typisch, sondern über mehrere Bildschirme verteilt. Zudem kann man die einzelnen Programme in ihrer Reihenfolge ändern - auch das ist untypisch für Android.

Vorinstallierte Software auf dem Samsung Galaxy S

Samsung Galaxy S mit großer Software-Ausstattung.
Foto: xyz xyz

Wer unterwegs arbeiten muss, kann beim Galaxy S auf die Office-Software ThinkFreeOffice zugreifen. Sie erlaubt das Überarbeiten von Word- oder Excel-Dateien. Eine neue Word-, Excel- oder Powerpoint-Datei zu kreieren, ist allerdings nicht möglich.

Sprachwahl: Mangelhaft
Die Sprachsuche hilft, Begriffe über Google ohne mühsames Eintippen zu finden. Das Programm hört gut zu und ist somit einsatztauglich. Ein sprachlicher Versager ist dagegen die Sprachwahl, die Samsung ebenfalls installiert hat. Sie hat im Test konsequent jeden unserer Sprachbefehle missverstanden.
Weiter sind der Augmented Reality-Browser Layar, ein Minitagebuch, ein Tool namens "Schreiben und los", um Updates gleichzeitig auf Twitter, Facebook und Myspace zu aktualisieren, und AllShare, ein Programm zur Datennutzung über das Heimnetzwerk per WLAN vorinstalliert. Darüber können Daten zwischen dem heimischen PC und per Verbindungstechnik DLNA auch mit dem Fernseher ausgetauscht werden. So kann der Anwender beispielsweise seine mit dem Handy gedrehten Videos direkt auf dem TV-Gerät ansehen.

Swypen
Wer bislang seine Mühe mit dem Tippen auf einem Touchscreen hatte, findet vielleicht mit Swype eine Lösung. Per Swype-Tastatur wird nicht mehr jeder Buchstabe einzeln getippt. Stattdessen entstehen Worte, indem man mit dem Finger von Buchstabe zu Buchstabe zieht, bis das Wort fertig geschrieben ist und die Schreibspur wie ein Wollknäuel auf dem Touchscreen aussieht. Der Vorteil: Damit muss ein einzelner Buchstabe nicht mehr so genau getroffen werden - das erleichtert das Tippen ungemein. Man muss sich an das neue Schema jedoch erst gewöhnen. Wer nicht umsteigen will, kann auch weiterhin im Hoch- oder Querformat auf einer klassischen QWERTZ-Tastatur tippen.

Samsung Galaxy S: Surf-Profi
Im Internet kommt das Galaxy S dank Datenturbo HSDPA und WLAN-n, dem neuesten WLAN-Standard, schnell zur Sache. So dauerte es per HSDPA zehn Sekunden bis sich die webseite von pcwelt.de aufgebaut hat. Findet sich Flash auf der Webseite, kommt der Nutzer mit dem Galaxy S jedoch nicht weiter, da Android 2.1 Flash nicht unterstützt.

Android 2.2 für das Samsung Galaxy S in den Startlöchern
Beim Speicher zeigt sich Samsung großzügig: Neben dem Steckplatz für eine microSD-Karte stehen intern acht Gigabyte Flash-Speicher bereit. Knapp sechs Gigabyte sind für Fotos, Videos oder Musik reserviert, fast zwei Gigabyte darf der Anwender mit Apps belegen. Nur wer extrem viele Anwendungen herunterlädt, wird an die Grenze des Systems stoßen. Doch auch diese Begrenzung wird bald ein Ende haben. Sobald das Update von Android 2.1 (Éclair) auf Android 2.2 (FroYo) zur Verfügung steht, ist die Installation von Programmen und Spielen auch auf der Speicherkarte möglich.

Im Netz ist inzwischen Android 2.2 für das Galaxy S aufgetaucht. Es leidet jedoch noch unter Kinderkrankheiten, die den Browser einfrieren lassen oder zum Absturz führen. Das offizielle Update auf Android 2.2 ist für Anfang September angekündigt, für Netzbetreiber-Versionen etwa zwei Wochen später.
Dank Gigahertz-Prozessor sollte das Handy eigentlich flüssig arbeiten. Und doch kommt es immer wieder zu einer Sekunde Atemholen, bevor eine Aktion wie "zurück zum Startbildschirm" erfolgt.

Samsung Galaxy S: Kamera-Schwächen und MP3-Player-Stärken

Guter MP3-Player auf dem Samsung Galaxy S.
Foto: xyz xyz

Unverständlich ist, warum Samsung dem Galaxy S eine Kamera ohne LED-Blitz vermacht hat. Nachts werden Aufnahmen also nicht gelingen. Doch auch tagsüber kann die Bildqualität nur wenig überzeugen. Die Bilder sind alle von einem leichten Rotstich überzogen. Außerdem patzt die Kamera bei der Detailzeichnung. Beim Fotografieren kann ein Bild auch schnell verwackeln, da es keinen mechanischen Auslöser am Gehäuserand gibt. Und der Touch-Autofokus stellt zwar binnen zwei Sekunden scharf, erfordert aber zum Auslösen zusätzlich noch die Berührung der Auslösetaste. Gut gefallen haben uns dagegen das Kamera-Menü und die vielen Einstellmöglichkeiten etwa für Portraits, Makro- und Sportaufnahmen.

Musik-Stärken
Neben einem einfach zu bedienenden UKW-Radio hat Samsung für das Galaxy S einen leistungsfähigen MP3-Player entwickelt, der deutlich mehr kann als die Android-Standard-Kost. Neben der Anzeige von Songs, Alben, Interpreten und Genre erlaubt er das Erstellen von Wiedergabelisten auf dem Handy. Am Sound kann der Nutzer schrauben, indem er Equalizer-Presets wie "Rock" oder "Pop" und Effekte wie "Konzertsaal", "Klarheit" oder "Bässe" verändert. Auch 5.1-Suround-Sound lässt sich aktivieren und sorgt für vollmundigen Klang. Der Ton kommt über einen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss auf der Geräteoberseite und In-Ear-Kopfhörer laut und klar. Kein Klirren stört hier den Klang.

Die Sprachqualität bei Telefonaten ist ebenfalls ordentlich. Sie erinnert in ihrer Klarheit an Telefonate von Festnetz zu Festnetz. Auch der Lautsprecher überzeugt: Kein Rauschen und kein Hall-Effekt stören die Übertragung.

Fazit
Riesiges, kapazitives 4-Zoll-Display, WLAN-n und Bluetooth 3.0: Das Samsung Galaxy S kann dem iPhone locker das Wasser reichen. Und wem das Design des Apple-Handys gefällt, der wird auch das Samsung Galaxy S hübsch finden - auch wenn hier nur Kunststoff statt Metall verbaut wurde. Für hohen Tippkomfort bietet das Android-2.1-Handy eine Swype-Tastatur. Das Arbeitstempo ist trotz einer Gedenkminute ab und an dank Gigahertz-Prozessor erfreulich flott. In den 8-Gigabyte-Speicher passen jede Menge Videos und Musik. Hobbyfotografen werden bei Samsungs Top-Modell jedoch von der Bildqualität der Kamera und dem fehlenden LED-Licht enttäuscht sein.

Samsung I9000 Galaxy S: alle Testergebnisse und technische Daten

ALLGEMEINE DATEN: Samsung I9000 Galaxy S (Handy)

Gesamtnote

gut (1,80)

Testkategorie

Handy

Handy-Hersteller

Samsung

Samsungs Internetadresse

telecom.samsung.de

Preis (Hersteller-UVP)

649 Euro

BEWERTUNG (0-100 Punkte): Samsung I9000 Galaxy S (Handy)

Handy-Basics (30%)

100

Handhabung (25%)

60

Ausstattung (20%)

86

Multimedia (15%)

93

Connectivity (10%)

100

Gesamtwertung

84 von 100

DIE TECHNISCHEN DATEN: Samsung I9000 Galaxy S (Handy)

Handy-Basics

Größe

122 x 64 x 9,9

Gewicht

118 Gramm

Formfaktor

Riegel

Betriebssystem

Android 2.1

Prozessor

1 GHz

Besonderheiten

Akku-Laufzeit

Stand-by-Zeit im GSM-Netz in Stunden

750 Stunden

Gesprächszeit im GSM-Netz in Minuten

792 Minuten

Stand-by-Zeit im UMTS-Netz in Stunden

600 Stunden

Gesprächszeit im UMTS-Netz in Minuten

450 Minuten

Netze

GSM 900

ja

GSM 1800

ja

GSM 1900

ja

GSM 850

ja

EDGE

ja

UMTS

ja

HSDPA

ja

Display

Größe

52 x 86 Millimeter

Auflösung

480 x 800 Pixel

Touchscreen

ja

Handhabung

Mechanische QWERTZ-Tastatur

nein

Ruftonzuordnung pro Kontakt oder Kontaktgruppe

ja

Profile

nein

Flugzeug-Modus

ja

Ausstattung

Schnittstellen

Bluetooth

ja

USB

ja

WLAN

ja

3,5-Millimeter-Klinkenstecker

ja

Speicher

intern

8 GB

Speichererweiterung

ja

Speicherkarte im Lieferumfang

nein

GPS

GPS-Chip

ja

Multimedia

Fotos

Auflösung

2560 x 1920 Pixel

Autofokus

ja

Makro

ja

Motivprogramme

ja

Bildstabilisator

nein

Optischer Zoom

nein

Videos

Auflösung

1280 x 720 Pixel

Bildstabilisator

nein

Musik

Anzahl Formate

7

Headset im Lieferumfang

ja

UKW-Radio

ja

Connectivity

Browser

ja

Push-E-Mail

ja

E-Mail-Anhänge

ja

Instant Messaging

ja

Quelle: PC-Welt