Information Governance

Datenschutz immer noch schlecht gemanaged

23.06.2014 von Christiane Pütter
Wer für Datensicherheit verantwortlich ist, legt fast jedes vierte Unternehmen nicht fest. In einer AIIM-Studie zeigten sich die Befragten selbstkritisch.

Anspruch prallt auf Wirklichkeit - dieses Motto scheint die Praxis der Information Governance zu sein. Das legt zumindest die Studie "Automating Information Governance - assuring compliance" nahe, für die der US-Marktforscher AIIM mehr als 500 Entscheider befragt hat.

Die Analysten zeigen sich erstaunt, dass Informations- und Datenschutz trotz Edward Snowden in vielen Unternehmen nicht konsequenter umgesetzt werden. Am Bewusstsein mangelt es nicht: Rechtstreitigkeiten, Diebstahl geistigen Eigentums, Imageschäden, Probleme bei Audits, Geldbußen - die Liste möglicher Folgen von Datenverlust ist lang und den Befragten bekannt.

AIIM über Information Governance
Information Governance in der Praxis
Die Analysten von AIIM untersuchen in ihrer Studie "Automating Information Governance - assuring compliance", wie Informations- und Datenschutz in der Unternehmenspraxis umgesetzt werden. Die Studie basiert auf Angaben von rund 500 Entscheidern.
Reifegrad
Lediglich 15 Prozent der Befragten geben an, über stabile unternehmensweite Policies zu verfügen. 38 Prozent sagen, sie hätten zwar ein Informations-Management - man könne es aber nicht als ausgereift bezeichnen.
Systemfrage
Rund jedes vierte Unternehmen arbeitet mit eigenen Systemen für aktives Content-Management. Andere binden das Management elektronischer Unterlagen in das allgemeine Enterprise Content Management (ECM) ein - manche wiederum haben gar kein ECM-System.
Vorteile
Die Reduktion von Kosten gilt als größter Vorteil von Information Governance. Außerdem nennen die Befragten das Teilen von Wissen und schnellere Reaktionsfähigkeit.
Verantwortlichkeiten
Die Verantwortlichkeiten für Information Governance regeln die Firmen unterschiedlich. Gut jedes vierte Unternehmen setzt ein eigenes Team ein (Anmerkung: RM heißt in dieser Grafik Record Management, nicht Risk Management). Rund jeder Zehnte nimmt die IT in die Pflicht. Und nicht wenige Firmen legen die Verantwortlichkeiten gar nicht klar fest.
Schwierigkeiten
Mehr als vier von zehn Befragten geben an, beim Aufstellen von Information Governance Policies gestalte sich die Unterstützung der Firmenspitze am schwierigsten. Rund jeder Dritte bekommt nicht die richtigen Leute an den Tisch.

Die Dringlichkeit auch: Fast sieben von zehn Studienteilnehmern (68 Prozent) erklärt, das Volumen elektronisch gespeicherter Dokumente wachse rapide, weitere 28 Prozent geben an, es wachse mäßig. Lediglich vier Prozent sagen, das Volumen bleibe stabil.

Selbstkritisch bei Sicherheitspolicies

Wie ausgereift denn die Information Governance sei, wollte AIIM wissen. Die Befragten zeigen sich durchaus selbstkritisch. Eine relative Mehrheit von 38 Prozent verfügt zwar über Policies - würde diese aber nicht als ausgereift bezeichnen. 26 Prozent sind schon einen Schritt weiter. Sie haben Policies für "einige Bereiche" etabliert. Eine Minderheit von 15 Prozent gibt an, stabile und unternehmensweite Richtlinien eingeführt zu haben.

Das Management elektronischer Unterlagen wird unterschiedlich umgesetzt. Etwa jeder Vierte arbeitet mit einem separaten System für "aktives Content Management". Fast ebenso viele integrieren das Thema in ihr Enterprise Content Management System (ECM). Andererseits: fast jeder Fünfte gibt an, in seinem Unternehmen gebe es kein ECM.

Verantwortung für Information Governance

Wer ist denn nun für Information Governance verantwortlich - auch auf diese Frage fallen die Antworten höchst unterschiedlich aus. Gut jedes vierte Unternehmen setzt ein dezidiertes Team für Record Management/Information Management/Compliance ein. Mehr als jedes Fünfte nimmt die jeweiligen Abteilungsleiter für ihre Daten in die Pflicht. IT-Aufgabe ist Information Governance für rund jeden Zehnten. Und: Fast jeder Vierte erklärt, formale Verantwortlichkeiten gibt es bei diesem Thema nicht.

Information Governance Team gründen

Das können die Analysten nicht unkommentiert stehen lassen. Sie sprechen einige Empfehlungen für den Daten- und Informationsschutz aus. So sollte jedes Unternehmen ein Information Governance Team einrichten. Dessen Mitglieder rekrutieren sich aus IT, Daten-Management, Compliance, Recht und Fachabteilungen, so AIIM.

Sobald Policies aufgestellt sind, sollte das Unternehmen möglichst viele Prozesse automatisieren, raten die Analysten. Nicht zuletzt betonen sie die Relevanz der Führungsspitze. Compliance muss von oben vorgelebt werden. Eben daran scheint es aber oft zu hapern: 45 Prozent der Befragten gaben an, die Unterstützung durch die Firmenleitung sei das größte Problem beim Aufstellen einer Information Governance Policy.