Die 5 wichtigsten IDC-Prognosen

Der IT-Services-Markt 2011

26.01.2011 von Matthias  Kraus
Der IT-Fixkostenblock ist in Unternehmen immer noch viel zu hoch. Deswegen werden CIOs weiter Kosten senken und kontrollieren müssen. Wie das geht, erklärt IDC-Analyst Matthias Kraus voraus.
Matthias Kraus ist Research Analyst bei IDC in Frankfurt.
Foto: IDC

Trotz des Aufschwungs werden sich Budgetentscheidungen hinsichtlich IT-Services auch in diesem Jahr noch eher um Kostensenkungen und -kontrolle als um Wachstum drehen. Dies liegt unter anderem daran, dass sich der Aufschwung in Deutschland nach den Prognosen der wichtigsten Wirtschaftsinstitute im laufenden Jahr gemäßigter als im vergangenen Jahr entwickeln wird und darüber hinaus der Wettbewerbsdruck für die Unternehmen hoch bleibt.

Vor allem aber bieten sich noch immer erhebliche Möglichkeiten, IT-Kosten weiter zu reduzieren. Als Beispiel dafür kann der nach wie vor hohe IT-Fixkostenblock genannt werden, denn während der Wirtschaftskrise konnten viele IT-Leiter nicht flexibel genug auf den reduzierten IT-Bedarf reagieren. Hier gibt es also noch ausreichend Potenzial.

1. Konsolidierung von Applikationen

In diesem Zusammenhang ist auch die Erwartung von IDC zu sehen, dass sich zwei von drei europäischen Unternehmen auf die Konsolidierung von Applikationen anstatt auf die Implementierung von neuen Anwendungen konzentrieren. Dies gilt auch für deutsche Unternehmen, denn über die Jahre ist in den meisten Unternehmen ein Wildwuchs an verschiedenen Anwendungen entstanden, die viel zu selten miteinander vernetzt sind und deren Verwaltung und Support immer noch einen Großteil des IT-Budgets verschlingt.

Durch das Lichten des "Applikationsdschungel" werden aber nicht nur IT-Kosten gesenkt. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Anwender besser unterstützt werden, etwa durch ein schnelleres Bereitstellen von Informationen. Wesentlich dabei ist, sich mehr an den Geschäftszielen zu orientieren, um damit die Konsolidierung der Unternehmensprozesse zu ermöglichen, Risiken beim Ablösen von Alt-Systemen zu minimieren oder für Restrukturierungen besser gewappnet zu sein.

2. Outsourcing und hybride Cloud-Umgebungen

Zwei von drei unterzeichneten Outsourcing-Deals in Europa werden im Jahr 2011 Cloud-Elemente beinhalten. Auch in Deutschland war bereits im vergangenen Jahr immer stärker die Nutzung von Cloud Services, insbesondere bei der Verlängerung oder der Nachverhandlung von Outsourcing-Verträgen, zu beobachten. Erklärtes Ziel war es auch hier, Kosten kurzfristig zu senken und deutlich flexibler agieren zu können.

Hybride Cloud-Umgebungen, die Public mit Private Clouds kombinieren, werden dabei die Norm sein, wobei zunächst vor allem in die Private Clouds investiert wird. Diese gemischten, also hybriden Cloud-Umgebungen, müssen auch mit der herkömmlichen IT-Umgebung integriert werden. Hier werden IT-Services Anbieter eine Schlüsselrolle einnehmen, um bei der Definition der Strategie, der Implementierung und dem Management der integrierten Cloud-Umgebungen die Anwenderunternehmen zu unterstützen.

3. Privat-IT am Arbeitsplatz wird zum Sicherheitsproblem

Die sogenannte "Konsumerisierung" wird zu einem der größten Sicherheitsthemen für IT-Leiter werden, denn immer stärker halten die Anwendungen, die ursprünglich eher im privaten Umfeld genutzt wurden, Einzug in die Unternehmen. Hierzu zählen beispielsweise soziale Netzwerke wie Xing und Facebook, Collaboration Tools zur Zusammenarbeit mit Kollegen oder Kunden über das Internet sowie die Nutzung privater Smartphones oder Tablet PCs.

Aus der Security-Perspektive betrachtet zieht geradezu ein Sturm über die IT-Leiter hinweg: Potenzielle Datenlecks, Sicherheitslücken, die Forderung nach Support und die Nutzung von privaten Geräten, um auf Unternehmensdaten zuzugreifen, diese zu speichern oder weiterzuleiten. Dies alles führt dazu, dass Sicherheit im Rahmen der "Consumerization" in 2011 zur Top-Priorität für CIOs wird.

4. Weitere Übernahmen bei IT-Dienstleistern

Eine Prognose, die IDC für 2011 getroffen hatte, trat mit der Akquisition von SIS durch Atos schon früher ein: Einer der europäischen Top 20 Service-Anbieter wird vom Markt verschwinden. Insgesamt wird sich die Konsolidierung der Anbieterlandschaft auch in Deutschland fortsetzen, denn die Services-Preise purzeln weiter aufgrund des starken Wettbewerbs, der zunehmenden IT-Industrialisierung und der größeren Akzeptanz von Offshoring sowie der Nutzung von neuen Technologien wie Cloud Computing.

5. Interne Shared Service Center

Auch der Trend zu internen Shared Service Centern für wichtige Kerngeschäftsbereiche wie Personal, Finanz, Einkauf, etc. wird sich fortsetzen und dabei den Bedarf nach externem Business Process Outsourcing (BPO) übertreffen. Die meisten Unternehmen betrachten ein "kaptives" Shared Service Center immer noch als weniger risikoreich und arbeitnehmerfreundlicher als BPO.

Viele Unternehmen möchten durch die Einführung eines internen Shared Service Centers die Skaleneffekte zunächst selbst nutzen. Erst wenn intern die Leistungsgrenzen erreicht sind, öffnen sich die Unternehmen stärker für BPO.

Fazit

Wenngleich sich Deutschlands Unternehmen wieder auf Wachstumskurs befinden, bleibt der Kostendruck für die CIOs hoch. Wie die vergangene Wirtschaftskrise deutlich gezeigt hat, konnte sich die IT dem schwankenden Bedarf nur unzureichend anpassen und immer noch muss ein Großteil der IT-Budgets dazu verwendet werden, den operativen Betrieb zu sichern. Deshalb werden CIOs externe IT-Anbieter vor allem dazu nutzen, ihre IT-Infrastruktur zu standardisieren und konsolidieren.

Gleichzeitig werden wir sehen, das Cloud Computing immer häufiger eine Komponente von Outsourcing wird. So können IT-Entscheider die Kosten für Verwaltung und Betrieb senken und zudem erheblich flexibler auf veränderten Bedarf reagieren.

Mit diesen Maßnahmen schaffen sich IT-Abteilungen die notwendige Basis, um die Geschäftsbereiche besser unterstützen und letztlich einen größeren Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens leisten zu können.

Matthias Kraus ist Research Analyst bei IDC in Frankfurt.