Gartner-Überblick

Der Magic Quadrant für Server-Virtualisierung

03.11.2011 von Hartmut  Wiehr
Virtualisierung ist in, vor allem bei Servern. Jetzt ist Novell/SUSE aus der Spitzengruppe rausgeflogen. Gartner beobachtet, welche Hersteller erfolgreich sind.
Mit Server-Virtualisierung lassen sich viele Rationalisierungseffekte erzielen. Der Markt ist heiß umkämpft.
Foto: IBM

Im Sommer diesen Jahres veröffentlichte die Gartner Group die neueste Version ihres "Magic Quadrant for x86 Server Virtualization Infrastructure". Um die Methodologie und besonders die Auswahl der Finalisten, die in die vier Bereiche dieses "magischen Quadranten" schlussendlich hineinkommen, ranken sich immer wieder Gerüchte und Mutmaßungen. Manchmal wird sogar behauptet, ein Hersteller müsse Gartner-Kunde sein, um Berücksichtigung bei der Auswahl zu finden. Aber alles Gerede hat nicht verhindern können, dass die Magic Quadrants zu verschiedenen Aspekten der IT-Technologie unverändert große Reputation genießen.

Jeder Hersteller möchte bei diesem Qualitätssiegel dabei sein, und für jeden von ihnen ist dies ein unermüdlicher Ansporn, sich außerordentlich anzustrengen. Der Markt für Virtualisierung wächst, wenn auch langsam, so doch kontinuierlich. Bei diesem boomenden Geschäftszweig dabei zu sein und lobend erwähnt zu werden, lohnt sich allemal.

Laut Gartner hat sich die Anzahl der installierten virtuellen Maschinen (VMs) innerhalb des letzten Jahres fast verdoppelt. Dies sagt allerdings noch nicht so viel über das tatsächliche Wachstum bei Server-Virtualisierung aus: Schließlich kann ein einzelner physikalischer Server ja bis zu mehrere Dutzend VMs enthalten. Wie viel "echtes Blech" (und damit Geld) eingespart wurde, ist damit nur annähernd gesagt.

VMware unter Druck von Microsoft und Citrix

Gleichzeitig hat die Konkurrenz unter den Anbietern von virtuellen Maschinen stark zugenommen. Zum einen sieht sich Marktführer VMware unter Druck von Microsoft mit Hyper-V und Citrix mit XenServer, zum anderen hat die von Red Hat initiierte Open Virtualization Alliance rund um KVM (Kernel-based Virtual Machine) einige prominente Unterstützer gefunden, darunter IBM und HP. Microsoft und Citrix haben laut Gartner bereits im letzten Jahr VMware Marktanteile abgenommen.

Die Magic Quadrants von Gartner sind nach zwei Achsen aufgebaut: von links nach rechts "completeness of vision", und von unten nach oben "ability to execute" (Gartner erlaubt keine Abbildungen der Quadranten). Im Feld oben links befinden sich die "challengers" – bei Server-Virtualisierung steht jetzt kein einziger. Gartner gibt aber Oracle gute Chancen, zu einem Herausforderer zu werden. Voraussetzung sei aber, dass Oracle die Funktionalität des Hypervisors, das Marketing und die Vertriebsanstrengungen verbessere.

Red Hat hat Potenzial zum Visionär

Im Feld oben rechts bei "leaders" befinden sich: VMware und ab diesem Jahr auch Microsoft und Citrix. Unten rechts bei "visionaries" gibt es ebenfalls keine Nennung. Der ehemalige "Visionär" Citrix ist auf Grund seiner verbesserten "execution" zu den Leadern aufgerückt. Am ehesten sieht Gartner bei Red Hat Potenzial für einen neuen Visionär. Red Hat sei dabei, mit CloudForms sein Virtualisierungskonzept zu erweitern und habe außerdem mit der Open Virtualization Alliance neue Bündnispartner gewonnen. Im Feld unten links bei "niche players" rangieren diese drei: Oracle, gefolgt von Parallels und Red Hat. Parallels ist laut Gartner stark bei Service Providern und könnte seine Angebote in der Zukunft ausweiten.

Die Analysten von Gartner beobachten permanent den Markt für Server-Virtualisierung. Microsoft und Citrix werden im Rechenzentrum immer wichtiger - auf Kosten von VMware.
Foto: IBM

Gartner sieht in dem Markt für Servervirtualisierungs-Infrastruktur die Basis "für zwei besonders wichtige Markttrends: Infrastruktur-Modernisierung und Cloud Computing". Server-Virtualisierung sorgt für eine genauere Ausnutzung der vorhandenen Ressourcen und für Automatisierung. Damit bereitet sie das Terrain für Service-Modelle à la Private, Public oder Hybride Cloud Computing vor.

Novell/SUSE nicht mehr im Quadranten

Novell/SUSE, im April 2011 von Attachmate übernommen, taucht dieses Jahr nicht mehr im Magic Quadrant auf. Als Begründung verweist Gartner darauf, dass Attachmate mit SUSE Linux Enterprise eine neue Strategie eingeschlagen habe und diese mehr als Gastsystem in den großen Virtualisierungsplattformen positioniert. Dazu hat Attachmate Allianzen mit Citrix, Microsoft und VMware abgeschlossen. Bei Gartner hält man es noch für zu früh, diese Entwicklung auch in ihren geschäftlichen Dimensionen bei "execution" (= Marketing, Sales usw.) zu beurteilen und hat deshalb SUSE aus dem Quadranten herausgenommen.