Unternehmensumbau

Deutsche Bank arbeitet sich aus dem Tief heraus

25.07.2018
Die in einer schweren Krise steckende Deutsche Bank macht unter ihrem neuen Chef Christian Sewing Fortschritte.
Die Deutsche Bank macht langsame Fortschritte.
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Die lange wegbröckelnden Einnahmen stabilisierten sich im zweiten Quartal und auch der Gewinn fiel besser aus als befürchtet. Allerdings sind die Kosten im Branchenvergleich immer noch hoch und das einst so lukrative Geschäft rund um den Kapitalmarkt schwächelt. Überdies bereitet das eigentlich als stabil geltende Geschäft der Fondstochter DWS Probleme.

"Im zweiten Quartal haben wir den Umbau unserer Bank erheblich beschleunigt", erklärte der seit April amtierende Bankchef Sewing am Mittwoch laut Mitteilung in Frankfurt. So sei der Zusammenschluss des Privat- und Firmenkundengeschäfts mit der Tochter Postbank im Mai planmäßig abgeschlossen worden; zudem schreite der Umbau der Unternehmens- und Investmentbank voran. "Es gibt aber noch viel zu tun", räumte Sewing in einer Telefonkonferenz mit Analysten ein.

Gewinnrückgang

Im zweiten Quartal musste die Bank einen Gewinnrückgang auf unterm Strich 401 Millionen Euro hinnehmen - das sind 14 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem ersten Quartal, in dem nur 120 Millionen Euro hängengeblieben waren, ist dies aber ein deutlicher Fortschritt. Zudem fiel der Gewinn besser aus als Analysten ursprünglich erwartet hatten.

Von den umgerechnet gut 6,7 Milliarden Euro, die US-Branchenprimus JPMorgan Chase im zweiten Quartal verdient hatte, kann die Deutsche Bank aber nur träumen - auf diesem Niveau bewegen sich die gesamten Einnahmen der Frankfurter, wovon noch sämtliche Kosten abgehen.

Die Deutsche Bank hatte bereits vor gut einer Woche Eckdaten zum zweiten Quartal veröffentlicht und die Anleger damit positiv überrascht: Die Aktie hatte kräftig angezogen, für einen Sprung über den Widerstand bei 10,50 Euro hatte es aber nicht gereicht.

Diese Hürde war auch am Mittwoch nach der Bekanntgabe der endgültigen Zahlen zu hoch. Nach anfänglichen Gewinnen rutschten die Papiere trotz positiver Analystenkommentare um 1,57 Prozent auf 10,29 Euro ab. Damit lagen sie immer noch gefährlich nahe an dem Ende Juni erreichten Rekordtief von 8,755 Euro.

Wegen hausgemachter Probleme - insbesondere teuren Rechtsstreitigkeiten und Skandalen - und der Zinsflaute hatte die Deutsche Bank drei Jahre hintereinander Verluste geschrieben und musste sich über eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen. Der als Sanierer geholte Brite John Cryan musste letztlich im April gehen; das Deutsche-Bank-Eigengewächs Sewing übernahm die Führung des Hauses.

Gute Noten von JPMorgan

Bei der Kapitalausstattung und der Schuldenquote habe die Bank unter ihrem neuen Chef hervorragende Fortschritte gemacht, erklärte der einflussreiche JPMorgan-Bankanalyst Kian Abouhossein in einer Studie.

Sewing hat den Sparkurs noch einmal verschärft: Bis zum Ende dieses Jahres soll die Zahl der Mitarbeiter auf unter 93.000 sinken und bis zum Ende kommenden Jahres auf unter 90.000. Alleine in den vergangenen drei Monaten sank die Zahl der Vollzeitstellen um 1.700 auf rund 95.400. Sewing versprach, dass es keine bösen Überraschungen mehr bei den Kosten geben werde wie es wiederholt in den Schlussquartalen geschehen sei, zuletzt im vergangenen Jahr. "Dieses Muster endet jetzt."

Die Ausgaben sind aber nur ein Teil des Problems. Auch bei den Einnahmen gibt es viel zu tun. So schrumpften die Erträge in dem für die Deutsche Bank so wichtigen Anleihehandel im zweiten Quartal um 17 Prozent, der kleinere Aktienhandel schrumpfte um sechs Prozent. Die Frankfurter hatten Marktanteile insbesondere an die großen Wall-Street-Häuser verloren. Der Trend sei jetzt aber gestoppt, versicherte Sewing.

Positionierung als europäischer Finanzdienstleister

Die früheren Vorstandschefs hatten die Deutsche Bank zu einer international agierenden Investmentbank ausgebaut, während das heimische Privat- und Firmenkundengeschäft immer weiter in den Hintergrund gerückt war. Schon der vorherige Bankchef Cryan hatte sich sukzessive von dem Anspruch gelöst, weltweit das ganz große Rad drehen zu wollen. Stattdessen besinnt sich die Deutsche Bank vermehrt auf ihre Wurzeln als Dienstleister für europäische Unternehmen und Privatkunden.

Eine weitere Baustelle tut sich bei der mehrheitlich gehaltenen Fondstochter DWS auf: Im zweiten Quartal verzeichnete das seit März an der Börse notierte Unternehmen Mittelabflüsse von knapp fünf Milliarden Euro. Dies sei nicht erfreulich, sagte Vorstandschef Nicolas Moreau. Er setzt jetzt auf die Erfolge des bereits eingeleiteten Sparkurses und neue Partnerschaften angewiesen, um das Geschäft anzukurbeln. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die DWS im Gesamtjahr ihr selbst gestecktes Ziel beim Nettomittelaufkommen erreichen werde, hieß es. (dpa/rs)