Der IT-Innovations-Motor stottert

Deutsche CIOs sparen ihre IT zu Tode

19.09.2006 von Andreas Schaffry
IT-Verantwortliche in Deutschland wollen primär die Kosten für die IT-Infrastruktur senken. Der aktuelle Status Quo der IT-Infrastruktur wird allenfalls in kleinen Schritten verbessert und erneuert. Auch wird die IT kaum als strategischer Faktor betrachtet, um innovative Geschäftsprozesse und Wachstumsstrategien zu realisieren. Im europäischen Vergleich stehen deutsche IT-Manager damit weitgehend allein auf weiter Flur. Das ist das vernichtende Fazit einer gemeinsamen Studie der Management-Beratung Accenture und der Analystenfirma IDC.

Die Zahlen sprechen für sich. 60 Prozent der deutschen IT-Manager bezeichnen Kosteneinsparungen als größte Herausforderung. Für 51 Prozent stehen Konsolidierung und Standardisierung der Infrastruktur ganz oben auf der Agenda. Knapp 40 Prozent wollen die vorhandene IT-Umgebung besser nutzen beziehungsweise modernisieren. Nicht einmal ein Viertel der Befragten gab dagegen an, dass eine moderne IT-Infrastruktur Innovationen fördert und nur rund sieben Prozent glauben, dadurch geschäftliches Wachstum zu schaffen.

Teufelskreis durchbrechen

Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hinkt Deutschland hier deutlich hinterher, denn diese sehen IT weit mehr in der Rolle als Treiber für Innovationen und geschäftliches Wachstum. Insgesamt planen weltweit 40 Prozent der Unternehmen, ihre Budgets für die IT-Infrastruktur anzuheben. In Frankreich haben sogar 70 Prozent der Befragten entsprechende Pläne.

Der Untersuchung zufolge besteht in Deutschland ein gefährlicher Teufelskreis zwischen den allgegenwärtigen Einsparzielen und der gleichzeitigen Notwendigkeit, den Wert der IT für das Business zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Befragten will die Performance der IT verbessern. Noch größer ist aber die Menge derjenigen, bei denen die Kostensenkung im Mittelpunkt steht: Insgesamt sagten 23 Prozent der Befragten, dass ihr Budget für Infrastruktur (Rechenzentrum, Netzwerke, Hardware, Sicherheit, einschlägige Services) sinken wird. Die Hälfte friert IT-Ausgaben auf dem gegenwärtigen Stand ein und nur 27 Prozent rechnen mit mehr Geld.

Sparwut wird zum Risiko

Dass die "Sparwut" in deutschen IT-Abteilungen jedoch allmählich zum Risiko werden kann, zeigt sich am Beispiel von Virtualisierungstechniken. Während Unternehmen weltweit diese bereits in großem Stil einsetzen, um auf diese Weise ihre Rationalisierungsziele zu erreichen, schrecken die Deutschen davor zurück. Entsprechende Initiativen im Server-, Speicher- oder Netzwerkumfeld sind nämlich weitaus seltener geplant als in anderen Ländern.

"In der deutschen Industrie besteht erheblicher Aufklärungsbedarf, welche Vorteile Virtualisierung der IT-Infrastruktur bietet", sagt Toennies von Donop, Mitglied der Geschäftsführung bei Accenture. "Vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen konsolidieren und ihre Ressourcen besser nutzen wollen, um die Kosten zu senken, sollte Virtualisierung in Deutschland weitaus mehr Verbreitung finden."

CIOs sind falsch positioniert

Auch die grundsätzliche Bewertung neuer Technologien und der damit verbundene Prozess der Entscheidungsfindung über die Einführung genießt beispielsweise in Italien und Frankreich einen höheren Stellenwert als hierzulande. Einen wesentlichen Grund für die Unterschiede sieht die Studie in der Rolle der CIOs. In Deutschland sind viele CIOs im Unternehmen falsch positioniert. Sie werden nicht als Business-Partner akzeptiert, sondern als Hilfsfunktion im Backoffice und oftmals als reiner Kostenverursacher betrachtet.

Eine Besserung sei in Sicht, wenn IT-Verantwortliche sich auf "Augenhöhe des Vorstands positionieren". Erst dann können sie verständlich machen, wie sich für die Kerngeschäftsprozesse eines Unternehmens durch IT-Innovationen nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen lassen.

Im Rahmen der Untersuchung befragten die Marktforscher mehr als 840 IT-Verantwortlichen sowohl aus Großkonzernen als auch aus dem Mittelstand in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und den USA. In Deutschland wurden 117 IT-Führungskräfte befragt.