NO-GOs und Fettnäpfchen

Die 10 größten Benutzer-Fehler im Internet

26.01.2012 von Daniel Behrens und Thomas Hümmler
Das Internet hält viele Fallen bereit. Wir haben die Top 10 der Internet-Fettnäpfchen für Sie zusammengestellt.

Fehler 1: Nur bei Wikipedia recherchieren

Dem Wissen in Wikipedia sollte man gerade bei tagesaktuellen Themen kritisch gegenüberstehen.

Die französische Nachrichtenagentur AFP untersagt den eigenen Mitarbeitern die Nutzung von Wikipedia als Quelle. Zitate aus Wikipedia sind absolut verpönt. Warum das so ist, zeigt beispielsweise die Geschichte um den erfundenen Vornamen Wilhelm des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Der hat bekanntermaßen viele Vornamen. Auf Wikipedia war eine Zeitlang fälschlicherweise zu lesen, dass auch „Wilhelm“ dazugehört. Diese Info haben zahlreiche Medien unverifiziert übernommen.

Der Recherchepapst Michael Haller (Buchtitel: „Recherchieren“) hat während eines Gesprächs im Deutschlandradio im Januar 2011 die Rolle von Wikipedia deutlich gemacht. Für ihn ist es ein Erst-Rechercheinstrument. Über die Zuverlässigkeit von Wikipedia sagte Haller in dem Gespräch: „Der Profi-Journalist weiß, dass Wikipedia wie jede Enzyklopädie nur zuverlässig ist, wenn eben nicht der Aktualität hinterhergehechelt wird, sondern wenn man Bearbeitungen in Wikipedia aufruft, die sich auf abgeschlossene Vorgänge, auf abgeschlossene Biografien, auf abgeschlossene Themen und Begriffe beziehen.“

Bedenken Sie immer: Wikipedia ist ein Mitmach-Lexikon. Prinzipiell kann jeder dort Einträge erstellen, ergänzen und ändern. Wenn ein Fehler keinem der freiwilligen Kontrolleure auffällt, ist er nach kurzer Zeit für alle sichtbar.

Fehler 2: Die Kontonummer preisgeben

Aktuelle Zahlen besagen: Mittlerweile nutzt fast jeder dritte Deutsche Online-Banking. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man kann zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Bankgeschäfte erledigen und Kontoauszüge bequem zu Hause drucken. Außerdem sind reine Online-Banking-Konten kostenlos oder günstiger als klassische Konten. Zudem ist Online-Banking prinzipiell sicher: Die Transaktionen laufen über HTTPS-verschlüsselte Verbindungen, TANs kommen transaktionsbezogen per SMS oder aus einem kleinen benutzergebundenem Generator.

Kriminelle versuchen vieles, um an die Daten der Bankkunden zu gelangen. Sie versenden Phising-E-Mails, um Zugangsdaten, Passwörter, TANs und Kontonummern zu erlangen. Die Methoden werden immer raffinierter. Die Täter ködern ihre Opfer teilweise mit professionell gestalteten Mails, die auf ebenso perfekt gefälschte Bank-Websites verlinken. Oder sie schleusen Trojanische Pferde ein, die den Internetverkehr belauschen, Bank-Zugangsdaten herausfiltern und an die Kriminellen schicken. Auch wenn moderne TAN-Verfahren eigentlich kaum noch Angriffsfläche bieten, gilt weiterhin der Hinweis: Klicken Sie nicht in Mails auf Links, die angeblich zu Ihrer Bank führen. Und wenn Sie es doch tun, geben Sie auf gar keinen Fall im Anschluss Ihre Kontonummer, PIN oder TANs ein.

Fehler 3: Öffentlich auf Facebook zum Geburtstag einladen

Facebook sorgt immer wieder für Aufregung - mal bei Datenschützern, mal bei den Nutzern.

Es wurde zu einem großen Fest: Thessa aus Bramfeld hatte zu ihrem 16. Geburtstag eingeladen. Ihr Kommen zugesagt hatten etwa 15.000 „Gäste“. Dass es so viele waren, lag an einem Versehen: Thessa hatte auf Facebook versäumt, die Party als privat zu markieren. So konnte jeder die Einladung lesen. Die Straße in der kleinen Siedlung des Hamburger Vororts Bramfeld muss am Abend des Geburtstags gesperrt werden – zu viele waren gekommen. Schon kurz nach Beginn der Fete standen mehrere hundert Leute vor dem Elternhaus und riefen Thessas Namen. Dass die Feier schon lange abgesagt war, interessierte niemanden – die Party stieg auch ohne Geburtstagskind auf offener Straße.

Die Gäste schwenkten Plakate mit Texten wie „Danke für die Einladung“. Manche hatten sich Thessas Namen auf die Wange geschrieben oder trugen T-Shirts mit Sprüchen wie „I love Thessa“. Circa eineinhalb tausend Facebook-Freunde drängten sich in die Siedlung. Radioreporter und TV-Teams waren ebenfalls angereist – dieses Happening wollte sich niemand entgehen lassen. Die Bilanz: Elf Personen wurden vorübergehend festgenommen wurden, wegen Sachbeschädigung oder Widerstand gegen Polizeibeamte.

Fehler 4: Glauben, man würde nicht gesehen

Aufgrund eines Programmierfehlers waren auf Facebook vor einiger Zeit unter bestimmten Voraussetzungengeschützte Nutzerbilder sichtbar. Dazu musste man zunächst ein öffentliches Bild eines Nutzers als anstößig melden. Daraufhin bot die Plattform an, weitere Bilder aus dem Profil anzuschwärzen. So bekam man auch Zugang zu privaten Bildern.

Doch auch, wer nichts mit Facebook zu tun hat und sich in den Weiten des Netzes anonym wähnt, hinterlässt Spuren. Zwar wurde die 2007 beschlossene Vorratsdatenspeicherung sämtlicher IP-Adressen und die Zuordnung zu Anschlussinhabern 2010 vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Aber deswegen ist es noch nicht vom Tisch: Denn seither hat die Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zwei neue Papiere vorgelegt, die zwar bei den Experten bislang auf Ablehnung stießen. Aber der Bundesrepublik droht ein EU-Verfahren und wie Österreich oder Schweden eine Strafe, falls die entsprechende EU-Richtlinie nicht umgesetzt wird.

Wie auch immer das Tauziehen ausgehen wird, im Netz ist man auch jetzt schon nicht anonym. Denn bei jeder Internetverbindung erhält der heimische Rechner oder Router eine IP-Adresse vom Provider zugewiesen. Die Info, wer wann welche IP-Adresse hatte, speichern die Provider in der Regel 7 Tage bis sechs Wochen. Auf einen Gerichtsbeschluss hin müssen sie die Zuordnungen an die Strafverfolgungsbehörden herausgeben.

Für echte Anonymität sorgen nur seriöse Anonymisierungsdienste wie Cyberghost VPN und Steganos Internet Anonym VPN.

Fehler 5: Das E-Mail-Passwort über unsicherere Kanäle übertragen

Bei wie vielen Web-Diensten sind Sie mit Ihrer E-Mail-Adresse registriert? Bei zwei, fünf, oder doch eher zehn bis zwanzig? Für Vergessliche bieten fast alle Web-Dienste eine Funktion an, die eine Passwort-Wiederherstellung ermöglicht - und zwar indem sie eine Mail an Ihr Postfach schicken.

Darin enthalten ist entweder das Passwort selbst oder ein einmal gültiger Link, der zu einer Seite führt, auf der Sie das Kennwort ändern können. Einerseits praktisch - andererseits bietet das auch Missbrauchspotential. Denn so kann sich jeder, der Ihr E-Mail-Passwort kennt, Zugang zu allen von Ihnen genutzten Web-Diensten beschaffen.

Wählen Sie für Ihr E-Mail-Postfach daher ein ausreichend langes (Minimum: 8 Stellen) und komplexes Passwort mit Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen. Übertragen Sie es nicht über unsichere Netzwerke. E-Mails checken über offene WLANs (Hotspots)?

Bitte nur, wenn die Verbindung zum E-Mail-Server verschlüsselt abläuft! Das gilt selbstverständlich nicht nur für die Nutzung von Notebooks, sondern auch von Smartphones.

Fehler 6: Beim Chatten die echte Adresse angeben

Beim Internet-Chat lauern einige Gefahren auf Kinder und Jugendliche.

Chatten, egal ob klassisch oder über soziale Netzwerke, ist besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Der besondere Reiz dabei: Man ist in den Chat-Räumen mehr oder minder anonym. Doch gerade die Jüngeren übersehen dabei schnell einige Gefahren. So will etwa die Plattform Jugendschutz.net herausgefunden haben, dass in vielen Chats problematische und gefährliche Gespräche an der Tagesordnung sind. Sexuelle Belästigung – insbesondere von jungen Mädchen – sei dabei das größte Problem. Riskant wird es dann, wenn Minderjährige sich mit den oft sehr viel älteren männlichen Chat-Partnern im realen Leben treffen.

Deshalb sollte man seine Kinder immer wieder auf die Gefahren hinweisen und ihnen einbläuen, niemals den echten Namen und schon gar nicht die Adresse anzugeben. Und zwar nicht nur in Chats, sondern am besten nirgendwo im Web. Eltern und Kinder finden weitere Infos unter Klicksafe.de und Jugendschutz.net.

Fehler 7: Unbedacht persönliche Daten weitergeben

Das Weitergeben persönlicher Daten gilt nicht nur in Chat-Räumen. Überlegen Sie genau, wo welche Infos, Fotos oder Videos Sie von sich preisgeben, insbesondere in in sozialen Netzwerken. Achten Sie auch grundsätzlich darauf, Daten möglichst nur bei verschlüsselten, sicheren HTTPS-Verbindungen einzugeben.

Fehler 8: Den Troll füttern

In Foren und Facebook-Kommentaren stößt man immer wieder auf sie: Trolle. Das Wort hat nichts mit Kobolden zu tun. Es stammt vom englischen „trolling with bait“, einer Fischereitechnik, bei der man mit Schleppangeln auf Fang geht. Im Internet ist damit das Ködern anderer Diskussionsteilnehmer gemeint. Für die Trolle ist es häufig ein Spiel mit dem Ziel, möglichst erboste und unsachliche Antworten zu provozieren. Trollen ist langweilig, sie suchen Aufmerksamkeit, Unterhaltung oder wollen sich sogar für irgendetwas rächen. Troll-Beiträge sollte man grundsätzlich ignorieren („Don´t feed the Troll“). Damit entzieht man ihnen die Aufmerksamkeit.

Fehler 9: Denken, Bilder und Texte sind frei

Wer Bilder und Texte von Dritten herunterlädt und selber veröffentlicht, verletzt in den allermeisten Fällen das Urheberrecht der Autoren und Fotografen. Eventuell legt man sich als Rechteverletzer auch nicht nur mit dem „kleinen“ Künstler an, sondern gleich mit dem Verlag, mit dem der Urheber einen Vertrag über die Nutzungsrechte abgeschlossen hat – und die können auch die Veröffentlichung im Internet betreffen. Selbst Fotos, auf denen Sie selber abgebildet sind, können davon betroffen sein. Nämlich dann, wenn sie von einem professionellen Fotografen geschossen wurden und dieser Ihnen kein unbeschränktes Nutzungsrecht eingeräumt hat.

Tipp: Wenn Sie Texte oder Fotos verwenden wollen, sprechen Sie mit dem Urheber oder gegebenenfalls mit dessen Erben. Denn die Urheberrechte erlöschen erst 70 Jahre nach dem Tod, sodass auch ältere Werke betroffen sein können. Am Besten suchen Sie im Web gezielt nach Inhalten, bei denen der Urheber der Verbreitung ausdrücklich bedingungslos oder unter bestimmten Bedingungen zugestimmt hat - Stichwort „Creative Commons-Lizenz“, „GPL“ oder „Public Domain“.

Fehler 10: Überall seinen Senf dazugeben

Jemandem, der im Web eine Frage stellt, möchten Sie gerne helfen? Das ist ehrenhaft. Aber bitte antworten Sie nur, wenn Sie sich Ihrer Sache auch wirklich sicher sind. Vage Vermutungen oder Dinge, die man nur vom „Hörensagen“ weiß, sind häufig nicht zielführend und verwirren nur. Im Zweifel also lieber einmal zu viel schweigen, als einmal zu wenig. Dem armen Fragesteller hat auch nach mehreren Wochen noch niemand geholfen? Okay, das ist eine Ausnahme: Vielleicht hilft ihm ihre Vermutung zumindest etwas weiter. (PC-Welt)