Verwaltung, Produktivität, Security

Die besten Business-Features von iOS 8

17.09.2014 von Manfred Bremmer
Die Version des iPhone- und iPad-Betriebssystems iOS 8 ist gespickt mit neuen Features, die IT-Administratoren und Business-Nutzer gleichermaßen ansprechen werden. Ein Überblick.
Apple iOS 8: Mehr als nur schön bunt.

Apple hat in den vergangenen Jahren nicht nur freudig zugesehen, wie immer mehr Nutzer ihre iPhones und iPads privat und beruflich einsetzen. Die Company arbeitete auch stetig daran, die ursprünglich äußerst bescheidene Business-Tauglichkeit des darunterliegenden Betriebssystems aufzuwerten.

Der Erfolg gibt Apple dabei Recht: Nicht zuletzt dank der enorme Menge an für iOS angefertigten Business-Apps sowie der Hülle an Verwaltungsfunktionen, die das Betriebssystem im Laufe der Jahre erhielt, setzen laut Apple heute 98 Prozent der Fortune-500-Unternehmen iOS-Geräte ein. Die Company gibt sich mit diesem Ziel aber nicht zufrieden und entwickelt fleißig weiter. Hier die wichtigsten neuen Business-Features, die Apple mit iOS 8 demnächst zur Verfügung stellt - mutmaßlicher Termin ist der 17. September, also zwei Tage vor dem Marktstart des iPhone 6:

Mehr Sicherheit dank Passcode, S/MIME, Always-on-VPN und SSO

Mehr Sicherheit durch Passcode und optionaler S/MIME-Verschlüsselung.
Foto: Apple

Von der neuen iOS-Version behauptet Apple nicht ohne Grund auf seiner Vorschauseite, die Sicherheitsfunktionen im Enterprise-Einsatz seien noch leistungsfähiger als beim Vorgänger. So bietet iOS 8 nun Passcode-Schutz für alle wichtigeren Datentypen, einschließlich aller Apps von Drittanbietern sowie für native Anwendungen wie Kalender, Kontakte, Mail, Nachrichten, Notizen und Erinnerungen. Diese Funktion bietet enorme Vorteile im ByoD-Umfeld, da private und berufliche Apps und Daten somit besser getrennt werden können.

Außerdem können Nutzer nun einzelne Mails mit sensiblen Informationen einfach via S/MIME signieren und verschlüsseln, indem sie eine entsprechende Option beim Verfassen wählen. Für eine sichere Verbindung in iOS 8 sorgt außerdem Always-on-VPN. Wie der Name bereits verrät, muss der Nutzer mit dieser Funktion nicht mehr jedes Mal neu eine VPN-Verbindung zum Unternehmensnetz aufbauen, wenn erforderlich. Weiterhin stellt Apple VPN-Anbietern spezielle Entwicklungsschnittstellen für Content-Filter-Tools zur Verfügung. Diese sollen sicherstellen, dass Anwender keinen Zugriff auf unerwünschte Online-Inhalte bekommen, egal ob via App oder Browser.

iOS 8 ermöglicht als neues Feature auch die Verwendung von Zertifikat-basierendem Single Sign-On (SSO) für die Nutzung von Unternehmensanwendungen. Auf diese Weise sind die Anwender in der Lage, zwischen verschiedenen Unternehmens-Apps hin- und herzuwechseln, ohne ihre Passwörter neu eingeben zu müssen.

Bessere Content-Verwaltung und -Ablage

Apple positioniert die iCloud Drive als zentralen Cloud-Speicher.
Foto: Apple

Zudem erhalten sie dank zusätzlicher Policies neue Tools für die Bereitstellung, Verwaltung und Löschung von Büchern, PDFs und anderer Dokumente. Die neue Betriebssystemversion gibt ihnen außerdem mehr Kontrolle über Dateien, die über den Safari-Browser von Unternehmensnetzen geladen wurden sowie über Dokumente, die der Nutzer in der iCloud speichert.

Als weiteren Punkt können die Admins mit iOS 8 vorgeben, mit welchen Anwendungen diese Dateien geöffnet werden dürfen. Die Anwender wiederum haben dank eines neuen Device-Management-UIs nun die Möglichkeit, einige der für sie geltenden Restriktionen auf dem Gerät einzusehen - in der Hoffnung, dass sie diese und die damit verbundenen Einschränkungen besser verstehen und akzeptieren.

Apropos iCloud: Die wohl wichtigste Ankündigung auf der WWDC Anfang Juni im Bereich Content war wohl iCloud Drive, eine erweiterte Version von iCloud, über die Apple-Nutzer zentral auf ihre gesamten Inhalte zugreifen und sie verwalten können, angefangen von Geschäftsunterlagen über Mediendateien und Fotos. Die Cloud-Storage-Lösung erlaubt es Nutzern, Ordner und Dateien online zu speichern und mit ihren Mac-, iOS- und Windows-Geräten zu synchronisieren - sofern IT-Administratoren die Verwendung von iCloud Drive auf verwalteten Geräten nicht deaktivieren.

Letzteres ist nach der jüngsten Hacker-Attacke, die Dutzende von Nacktfotos von Prominenten ins Web spülte, gut denkbar - auch wenn Apple nach eigenen Angaben bei einer Untersuchung keine Anzeichen für eine Kompromittierung des iCloud-Online-Speicherdienstes fand. Statt die Passwörter bei einer Attacke direkt aus den Apple-Systemen zu stehlen, hätten die Hacker den Zugang zu den Profilen vielmehr über die richtigen Antworten auf typische Sicherheitsfragen bekommen oder die Passwörter mit fingierten E-Mails abgegriffen. Um die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen, will Apple künftig Nutzer per E-Mail und Mitteilungen informieren, wenn jemand versucht, ihr Passwort zu wechseln, oder Daten aus dem Speicherdienst iCloud auf ein neues Gerät herunterzuladen.

Mehr Produktivität durch Handoff, Instant Hotspot & Co.

Apple erweiterte in iOS 8 die Funktionen von Mail- und Kalender-Client.
Foto: Apple

Nachdem E-Mail und generell PIM-Daten noch immer die Power-Applikationen schlechthin darstellen, ist es kein Wunder, dass Apple auch hier mit iOS 8 einige Neuerungen einführt. So ist es nun deutlich etwa einfacher, Mails als gelesen oder für die Nachverfolgung zu kennzeichnen. Das Feature VIP-Threads erlaubt es zudem, bestimmten Mail-Verkehr als wichtig zu markieren und dafür eine spezielle Benachrichtigungsfunktion einzurichten - zusätzlich zur bereits bestehenden Funktion, Kontakte oder Mail-Adressen als VIP zu markieren. Außerdem lassen sich externe Mail-Adressen rot einfärben, um den Anwender bei der Erstellung explizit darauf hinzuweisen, dass die Mitteilungen an Empfänger außerhalb des Unternehmens gehen.

Eine weitere praktische Funktion ist die mit iOS 8 geschaffene Möglichkeit für Exchange-Nutzer, einfach eine Abwesenheitsnotiz vom iPhone oder iPad aus einzurichten. Auch an die Kalender-App hat Apple Hand angelegt - hier kann man dank einer Team-Funktion bei der Planung von Meetings bequem einsehen, welche Kollegen zu dem gewünschten Termin verfügbar sind und welche nicht.

Apple setzt mit iOS 8 sowie dem ebenfalls im Herbst erwarteten Mac OS X 10.10 auch auf eine engere Verzahnung seiner Betriebssysteme und Endgeräte. So gibt es die Funktion Handoff, um auf einem Gerät eine Aktion zu beginnen und auf dem anderen fortzusetzen. Über die Feature Instant Hotspot lässt sich nun auch auf dem Mac über das iPhone telefonieren oder Anrufe entgegennehmen. Wie bei Apple bereits öfter zu beobachten, handelt es sich sowohl bei Handoff wie bei Instant Hotspot um Funktionen, die bei anderen Betriebssystemen bereits länger bekannt sind. Immerhin lassen sich die Features aber auch deaktivieren, etwa wenn sie mit den Sicherheitsvorgaben eines Unternehmens kollidieren.

Grundstruktur eines angepassten Keyboard-Layouts für iOS 8.
Foto: Apple

Einen unerwarteten Produktivitätsschub könnte auch die neue Möglichkeit bringen, Tastatur-Layouts von Drittanbietern zu verwenden. Was schon lange von Android-Nutzern gepriesen wird, soll es nämlich dank des neuen Erweiterungssystems, das Apple sowohl für iOS und OS X entwickelt hat, nun auch für iPhone- und iPad-Anwender geben. Wie bei Apple nicht anders zu erwarten, ist dies natürlich nur in streng reglementierter Art und Weise möglich. Nichtsdestotrotz haben bereits einige bekannte Hersteller von virtuellen Tastaturen Angebote für iOS angekündigt.

Aktivierbare Benachrichtigungen und Widgets

Auch wenn das einst von Android abgeschaute Feature Notification-Center eine erhebliche Verbesserung gegenüber früheren Benachrichtigungssystemen darstellt, besteht hier noch ein klarer Verbesserungsbedarf. Dies gilt umsomehr für den geschäftlichen Bereich, wo man stark an die Einhaltung von Terminen und die zeitgereche Erledigung von Aufgaben angewiesen ist. In iOS 8 bringt Apple immerhin zwei deutliche Verbesserungen: Zum einen ist es dem Nutzer nun möglich, innerhalb des Notification Centers mit der App, welche die Benachrichtigung erstellt hat, zu interagieren. Er kann also etwa Mails löschen oder markieren, auf Nachrichten antworten, Meeting-Einladungen annehmen, ohne die aktive App verlassen müssen. Das vereinfacht viele Aufgaben und erhöht die Produktivität.

Außerdem sind Entwickler in der Lage, für iOS 8 benutzerdefinierte Widgets zu erstellen, die auf der Seite für den aktuellen Tag im Notification Center erscheinen - ähnlich wie es bereits in iOS 7 für Wetter, Börsenkurse oder Kalender-Inhalte realisiert wurde. Diese Widgets können sowohl statische als auch interaktive Inhalte beinhalten. Der Vorteil für Business-Nutzer: Wichtige Informationen von Apps werden angezeigt, ohne dass die entsprechende App starten muss und ohne dass man zwischen mehreren Apps hin und her wechseln muss.

Bessere Verwaltung dank neuer Policies

iOS 8 bringt mehr Funktionen für Content- und Device-Management.
Foto: Apple

Mit iOS 8 gehen auch eine Reihe neuer IT-Policies an den Start. So zeigt ein neues Monitoring-Feature den IT-Admins, wann ein Nutzer das letzte Mal ein Backup seiner mobilen Daten vorgenommen hat. Außerdem ist es ihnen nun etwa möglich, Anwendern das Hinzufügen eigener Restriktionen oder das lokale Löschen ihrer Geräte (Wipe) zu untersagen, etwa aus Revisionsgründen. Zusammen mit dem bereits vorgestellten, aber nun verfügbaren Device Enrollment Program, bei dem sich beim Auspacken eines neuen iPhones oder iPads das Gerät automatisch nach den Vorgaben des Unternehmens konfiguriert, deckt Apple damit den kompletten Lebenszyklus eines Firmengeräts ab.

App-Entwicklung

Apple bezeichnet iOS 8 nicht ganz ohne Grund als "das größte Entwickler-Release seit der Vorstellung des AppStores". Tatsächlich stellt die neue OS-Version einen großen Schritt in die Richtung dar, Entwicklern die Erstellung von Anwendungen zu ermöglichen, die sich fast nahtlos in das native Look & Feel einfügen. Das neue Software Development Kit (SDK) enthält dazu mehr als 4.000 neue APIs für die App-Entwicklung.

Dazu gehört neben den beiden - nicht unbedingt für den B2B-Bereich essenziellen - Kits "Healthkit" und "Homekit" auch die Möglichkeit, den Fingerabdrucksensor Touch ID zur Authentifizierung einzusetzen. Bei iOS 8 können Entwickler Touch ID als Alternative zu Passwörtern und Nutzername/Passwort-Kombinationen nutzen. Das beinhaltet Apps für den Zugang zu Cloud-Diensten und anderen sicheren öffentlichen Ressourcen, Passwort-Managern und Zugang zum sicheren Speicherplatz auf dem Gerät. Dieses Feature ist ebenso für Firmen-App Entwickler verfügbar, was bedeutet, dass Unternehmen Touch ID in firmeneigene Apps als Sicherheitsmaßnahme oder Authentifizierungsmöglichkeit einfügen können. Im Allgemeinen wird es für Nutzer also einfacher, sensible Daten, Apps und Dienste zu schützen - selbst wenn diese Absicherung nicht unbedingt allen Sicherheitsanforderungen entspricht.

Außerdem können Developer über "Extensions" Funktionen aus anderen Apps innerhalb ihrer Anwendung bereitstellen. Als Resultat muss der Nutzer nicht mehr zwischen mehreren Apps hin- und herspringen. Entwickler ersparen sich den Aufwand, bestehende Funktionen neu zu schaffen und können ihre App schlank halten.