Ratgeber Datenschutz

Die besten Gratis-Tools gegen Datendiebe

08.04.2011 von Benjamin Schischka
Noch nie war Datendiebstahl so einfach - Datenspione sind mit wenigen Klicks in Ihrem Facebook- oder Mail-Konto. Datenschutz-Tools sperren sie aus.
Firesheep
Foto: Eric Butler

Noch nie war Datendiebstahl so einfach. Mit dem kostenlosen Firefox-Addon Firesheep können selbst Unerfahrene fremde Mails mitlesen und Facebook-Konten ausspionieren. Die Browser-Erweiterung erfreut sie sich bereits großer Beliebtheit – in nur drei Tagen verzeichnete der Entwickler über 280.000 Downloads.

So funktioniert Firesheep: Onlinedienste wie Facebook oder Webmailer erzeugen beim User-Login eine Sitzungsnummer. Diese wird im Cookie oder der Webadresse gespeichert. Mit Hilfe der Sitzungsnummer identifizieren Onlinedienste den Nutzer, wenn er auf eine Unterseite wechselt. Firesheep fischt eben diese Nummer aus dem WLAN-Datenstrom und zeigt sie dem Datendieb. Der muss nur noch auf die Nummer klicken und kann dann im fremden Account herumschnüffeln – zumindest, bis das Opfer sich wieder ausloggt.

So wehren Sie sich:

Tipp: Das Firefox-Addon HTTPS Everywhere zwingt Online-Dienste automatisch in den SSL-Modus, sofern dieser zur Option steht. Chrome-User wählen Secure Login Helper. Apropos „Secure Login Helper“ – auf der nächsten Seite finden Sie ein fertig geschnürtes Browser-Paket, das den Login Helper bereits enthält und besonders großen Wert auf Datenschutz legt. Dabei vergisst unser Browser-Paket aber nicht Geschwindigkeit und Komfort.

Chrome-Alternative: Iron

Google Chrome ist schnell und übersichtlich. Doch vielen ist die Datensammelei von Google ein Dorn im Auge. Lieber verzichten sie auf einen modernen Browser, als einem Datenkraken Futter in den Rachen zu werfen. In den Optionen können Sie den Browser jedoch weitgehend zum Schweigen bringen:

Google Chrome

Doch ganz geknebelt ist Chrome auch damit nicht. Der Browser sendet weiterhin einige Nutzerdaten an Google: etwa bei Updates und angeblich auch bei Abstürzen. Für alle, denen das nicht passt, haben wir ein exklusives Browser-Paket geschnürt. Als Grundzutat kommt der deutsche Chrome-Klon Iron zum Einsatz – die Entwickler sitzen in Hessen. Iron sieht Chrome zum Verwechseln ähnlich und basiert auf dem gleichen Quellcode, nimmt aber keinerlei Kontakt mit Google-Servern auf.

Zusätzlich haben wir den Browser mit ausgewählten Addons angereichert. Die gestalten das Surfen nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer: Der Secure Login Helper etwa wechselt automatisch auf SSL-verschlüsselte Login-Seiten, falls vorhanden. Die Verschlüsselung erschwert Datendieben das Abfangen von Anmeldedaten enorm. Praktisch fürs Büro: Der Panic Button lässt blitzschnell geöffnete Internetseiten verschwinden, wenn der Chef reinkommt. Click & Clean löscht umfangreich Surfspuren und Last Pass speichert auf Wunsch Ihre Passwörter in einem virtuellen Passwort-Safe.

Achtung: Iron verzichtet konsequent auf eigenmächtiges Verschicken von Dateien. Dazu zählen auch Update-Anfragen. Um den Browser aktuell zu halten, müssen Sie das Update von Zeit zu Zeit selbst anstoßen. Dazu haben wir einen News-Feed integriert, der Sie über sicherheitsrelevante Updates informiert.

Sie bevorzugen Firefox? Wir verraten acht unverzichtbare Privatsphären-Addons für den Mozilla-Browser.

Truecrypt hält Ihre Daten privat.

Egal ob es die Kontoauszüge im PDF-Format, das Tagebuch in Word oder peinliche Bilder sind – es gibt Dateien, die nur für Ihre Augen bestimmt sind. Ob Hacker oder neugierige Kollegen – mit dem kostenlosen Truecrypt stellen Sie sicher, dass Ihre privaten Daten privat bleiben. Das Tool legt Datencontainer an, deren Verschlüsselungs-Algorithmus selbst Ansprüchen des FBI genügt. Nur mit dem richtigen Passwort öffnet sich der Daten-Sesam.

Truecrypt

So gehen Sie vor: Nach der Installation von Truecrypt klicken Sie auf „Volume erstellen“ und danach auf „Einen verschlüsselten Datei-Container erstellen“. Belassen Sie es bei „Standard TrueCrypt-Volume“. Wählen Sie nun einen unauffälligen Namen. Als Verschlüsselungsstandard empfehlen wir „AES“ und „RIPEMD-160“. Legen Sie danach die Größe des Containers fest. Beim Kennwort entscheiden Sie sich am besten für eine Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben im Verbund mit Zahlen oder Sonderzeichen. Bewegen Sie nun die Maus einige Zeit hin und her, wählen das Dateisystem (etwa FAT bei Dateien unter 4 GB) und klicken auf „Formatieren“.

Die Container binden Sie zum Öffnen als Laufwerk in Truecrypt ein. Wählen Sie einen Laufwerks-Buchstaben im obigen Fensterbereich, dann die gewünschte Container-Datei und klicken Sie abschließend auf „Einbinden“. Vergessen Sie nicht die Verbindung beim Schließen wieder zu trennen.

Tipp: Mit Truecrypt können Sie nicht nur verschlüsselte Datei-Container erstellen, sondern auch die komplette Festplatte oder den USB-Stick verschlüsseln. Statt „Einen verschlüsselten Datei-Container erstellen“ wählen Sie dafür „Verschlüsselt eine Partition/ein Laufwerk“. Danach verfahren Sie ähnlich wie beim Erstellen eines Containers.

CCleaner

Der kostenlose CCleaner befreit Ihr System nicht nur von Datenmüll, sondern verwischt gleichzeitig auch verräterische Spuren: Etwa Browser-Cookies, temporäre Internet-Dateien oder die Liste zuletzt aufgerufener Dokumente. Selbst ohne tiefgehende PC-Kenntnisse könnte jeder mit Zugang zu Ihrem Rechner daran erkennen, was Sie zuletzt am PC getrieben haben.

Wählen Sie im Hauptfenster des CCleaners per Häkchen aus, welche Programm-Daten das Tool entfernen soll. Die Voreinstellung ist schon recht sinnvoll, trotzdem sollten Sie diese kontrollieren, bevor Sie auf „Starte CCleaner“ klicken. Sehr hilfreich ist die Schaltfläche „Analysieren“: Sie liefert eine Vorschau, welche Daten mit den gegenwärtigen Einstellungen entfernt werden.

CCleaner

In den „Extras“ unter „Festplatten Wiper“ finden Sie eine Spezialfunktion von CCleaner. Windows löscht Dateien nicht im engeren Sinne des Wortes, sondern macht sie nur unsichtbar und gibt sie zum Überschreiben frei. Bis diese dann wirklich überschrieben sind, kann einige Zeit vergehen – und bis dahin sind die Daten ohne Probleme rekonstruierbar. Das schaffen selbst Computer-Laien mit Hilfe von Freeware. Im „Festplatten Wiper“ überschreiben Sie die gelöschten Dateien („Nur freier Speicher“) sofort. Wer die alte Festplatte verkaufen will, kann auch den gesamten Inhalt überschreiben („Komplettes Laufwerk“) – Vorsicht, Datenverlust! „Einfaches Überschreiben“ genügt, um die Daten unbrauchbar zu machen.

Unter „Einstellungen“ können Sie übrigens auch den entsorgten Datenmüll überschreiben lassen. Aktivieren Sie „Sicheres löschen (langsam)“ und wählen Sie „Einfaches Überschreiben“. Je nach Datenmenge und PC-Power, dauert der Vorgang ab sofort länger. Tipp: Wer sich nur für das manuelle Überschreiben bestimmter Dateien interessiert, greift zum ebenfalls kostenlosen Eraser.

Datendiebe manipulieren gerne beliebte Freeware, Webseiten oder gar Ihren USB-Stick mit Spionage-Programmen (Englisch: Spyware). Diese Spyware sammelt Ihre Nutzerdaten – sei es, um Ihnen zielgruppenorientierte Werbung unterzuschieben, oder um an Ihre Online-Banking-Daten zu kommen. Eines von zehn Anzeichen dafür, dass Ihr Rechner von Spyware befallen ist: Plötzlich erscheint im Browser eine andere Startseite.

Spyware läuft fast immer unsichtbar im Hintergrund – mit Windows-Tools werden Sie die Schädlinge kaum aufspüren können. Tipp: Die Freeware Process Explorer zeigt auch Hintergrundprozesse an, die der Windows Taskmanager verschweigt. Sie liefert außerdem Zusatzinformationen, die beim Identifizieren eines Prozesses helfen. Finden Sie einen verdächtigen Prozess, schafft dann eine Sucheingabe in Google oder Bing Gewissheit. Jedoch lässt sich Spyware für gewöhnlich nur schwer entfernen. Manchmal laufen zwei oder mehr Prozesse gleichzeitig – wird einer beendet, startet der andere sofort einen Ersatz-Prozess. Weiteres Problem: Läuft die Spyware getarnt als Systemtreiber, können Sie sie nicht aufspüren.

Lavasoft Ad-Aware Free

Lavasoft Ad-Aware Free

Auch reine Antiviren-Programme kommen bei Spyware schnell an ihre Grenzen. Zu ihrer Unterstützung gibt es im Internet aber kostenlose Anti-Spyware-Programme, wie Lavasoft Ad-Aware Free. Klicken Sie nach der Installation zunächst auf den Button in den linken unteren Ecke: „In erweiterten Modus wechseln“. Dort haben Sie deutlich mehr Optionen zur Verfügung. Im Bereich „Scannen“ stehen Ihnen drei Modi zur Wahl: „Intelligenter Scan“ ist schnell und beschränkt sich auf die wesentlichen Bereiche, „Vollständiger Scan“ ist langsam, aber gründlicher. Im Profilscan richten Sie eigene Scan-Methoden ein. Im Reiter „Zeitplaner“ weisen Sie Ad-Aware Free an, den PC automatisiert etwa wöchentlich zu überprüfen. Der Echtzeit-Schutz Ad-Watch läuft permanent im Hintergrund. Das verbraucht einerseits Systemleistung, andererseits verspricht Ad-Aware dafür, schädliche Prozesse sofort zu blockieren. Ad-Watch Free hat gegenüber der Kaufversion weniger Funktionen. Unter „Extras“ finden Sie eine Funktion, die Surfspuren löscht. Allerdings erledigt CCleaner das deutlich umfangreicher.

Eine Untergruppe von Spyware sind die Keylogger. Diese sind auf Diebstahl von Login-Informationen wie Passwörter und TANs spezialisiert. Zwar können Sie einige Keylogger austricksen, wenn Sie die virtuelle Bildschirmtastatur nutzen. Geben Sie dazu in Windows 7 „osk“ in der Suchbox im Startmenü ein und klicken Sie auf „osk.exe“. Moderne Keylogger spionieren die Eingabe per Screenshot oder Video aber trotzdem aus. Dabei fallen jedoch größere Datenmengen an. Bei einem Verdachtsmoment sollten Sie Ihren Rechner nach unbekannten, mehrere 100 MB großen Ordnern absuchen. Freeware wie das Avira AntiRootkit Tool hilft Ihnen bei der Suche nach Keyloggern. (PC-Welt)