Was Analysten und Berater vom Kauf halten

Die Folgen des Oracle-Sun-Deals

22.04.2009 von Christiane Pütter
Mit der Übernahme betritt Oracle den Hardware-Markt. Im Vergleich zu IBM ist die Ellison-Company damit gut aufgestellt. Zweifelhaft ist allerdings, ob Oracle mit anderen Serverherstellern mithalten kann.
Oracle-Chef Larry Ellison geht gern Einkaufen. Seit 2005 hat er sich mehr als 50 Unternehmen geschnappt.
Foto: Oracle

Im Wettrennen auf dem IT-Markt legt Oracle Tempo zu. Der Gigant aus dem Silicon Valley kauft den Serverhersteller Sun Microsystems, der eigentlich auf der Liste von Oracle-Konkurrent IBM stand und bereits Fusionsgespräche führte. Rund 7,4 Milliarden US-Dollar ist der Deal Unternehmens-Chef Larry Ellison wert.

Laut Analysten eine vernünftige Investition. So erklärt Lynn-Kristin Thorenz, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC): "Von der Software her betrachtet macht der Kauf Sinn. Sun stellt die Basis-Technologie für die Middleware-Plattform Fusion bereit. Für Oracle ist es wichtig, diese Technologie selbst anbieten zu können und nicht dem Wettbewerber zu überlassen."

Hinzu komme, so die Beraterin weiter, dass das Unternehmen mit diesem Schritt Kunden des Datenbankverwaltungssystems MySQL einkaufe. An denen hatte auch IBM großes Interesse.

Stefan Ried, Senior Analyst Vendor Strategy Professionals bei Forrester, fügt an: "Oracle erweitert mit der Sun-Akquise sein Portfolio. Das Unternehmen hat sich bisher in den Bereichen Middleware/Infrastruktur und Geschäftsanwendungen etabliert, nun betritt es auch den Hardware-Bereich." Damit zeige sich Oracle im Vergleich mit Konkurrent IBM gut aufgestellt.

Gerade beim Thema Hardware bleiben für Thorenz allerdings Fragen offen. Oracle habe früher bereits angedeutet, eigene Ressourcen aufbauen zu wollen. "Es bleibt für den Markt interessant, ob und wie Oracle das Hardware-Geschäft weiterführt. Was das für die bisherigen Partner Dell und HP bedeutet, wird sich zeigen", so die PAC-Analystin. Geht es nach Ried, sollte Oracle-Konkurrent SAP die eigenen Partnerschaften sortieren und die Beziehung zu HP intensivieren.

Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Applications bei IDC Central Europe, bezweifelt jedoch, dass Oracle mit anderen Serverherstellern mithalten kann. Dafür müsse das Unternehmen viel Geld in die Prozessorentwicklung stecken. "Ob Ellison die finanziellen Mittel dafür aufbringt, bezweifle ich", so der Analyst. Er hält es für "mehr als fraglich", dass die Einnahmen, die Oracle künftig als vollintegrierter IT-Konzern generieren wird, die Ausgaben dieser Entwicklungskosten übersteigen.

Wie Oracle die Integration von Sun gelingt, bleibt abzuwarten

Stichwort Integration: "Larry Ellison hat selbst von der größten und bedeutendsten Akquise gesprochen", so Forrester-Analyst Ried. "Es bleibt abzuwarten, wie es Oracle gelingt, Sun zu integrieren."

Sein IDC-Kollege Spies zeigt sich mit Blick auf Ellisons lange Einkaufsliste - das Unternehmen hat seit 2005 rund 50 Übernahmen getätigt - optimistischer: "Oracle hat die Übernahmen leidlich gut verdaut. Die Firmen sind allesamt einigermaßen gut im Konzern integriert." Spies bringt allerdings einen weiteren Aspekt in die Diskussion: "Mit der Integration wird ein drastischer Stellenabbau verbunden sein."