Wertedefinition für Mitarbeiter

Die Geheimnisse erfolgreicher Führung

13.03.2008 von Nicolas Zeitler
Was macht einen erfolgreichen IT-Manager aus? Er muss vor allem glaubwürdig und überzeugend bei seinen Mitarbeitern ankommen, meint Thomas Murphy, CIO beim US-amerikanischen Arzneigroßhändler Amerisource-Bergen. Für ein gutes Klima sei es zudem dienlich, wenn die ITler den Einfluss ihres Tuns auf den Erfolg des ganzen Unternehmens sehen könnten.
Thomas Murphy ist seit 2004 Senior Vice President und CIO beim US-Pharmagroßhändler AmerisourceBergen. Vorher arbeitete er bei Royal Carribean Cruises.
Foto: AmerisourceBergen

Aufgabe eines CIOs ist es nach Ansicht von Thomas Murphy stets, Veränderungen voranzutreiben. Viele Jahre lang sei es für einen IT-Manager vor allem wichtig gewesen, Projekte leiten zu können und über das technische Verständnis zu verfügen, um die an seine Abteilung gestellten Anforderungen zu erfüllen. Heutzutage müsse man allerdings auch ausgeprägte Führungsqualitäten besitzen, um die Funktion des CIOs erfolgreich auszufüllen. Noch nicht alle seiner Kollegen würden dem gerecht, sagt Murphy.

Ein CIO, dessen Führung nur darin bestehe, einzelne Projekte zu kontrollieren, habe es heute zunehmend schwer. Notwendig ist es Murphy zufolge, der Belegschaft zu zeigen, dass man selbst Strategien entwickeln könne und dass man es wert sei, als Führungspersönlichkeit wahrgenommen zu werden. Das gelingt dem Amerisource-Bergen CIO zufolge am besten durch Authentizität. Sie ist für ihn der erste Schritt, um eine Mannschaft zu bilden, die zu höchsten Leistungen fähig ist.

Eine erfolgreiche IT-Abteilung hat immer auch ein klares Ziel, ist Thomas Murphy überzeugt. Dieses Ziel treibt Entscheidungen voran und soll bei den Mitarbeitern Leidenschaft für ihr tägliches Tun wecken. Murphy will so eine Atmosphäre schaffen, in der der Einzelne gerne Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens übernimmt. Zentrale Figur, um diese Rahmenbedingungen zu schaffen, ist der CIO.

Es habe allerdings lange gedauert, bis er selbst zu dieser Überzeugung gelangt sei, gibt Thomas Murphy zu. Zu Beginn seiner Karriere sei es ihm noch nicht gelungen, seine persönlichen Ziele in Übereinstimmung mit denen seines Teams und des Betriebs zu bringen. Er genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und der zu sein, den man in dringenden Fällen anrief. Die negativen Folgen dieses Verhaltens blieben nicht aus: Murphy sagt, er habe häufig den Arbeitgeber gewechselt, um auf der Karriereleiter wieder eine höhere Sprosse zu erklimmen. Weil er um sich herum keine selbständigen Teams aufgebaut hatte, ließ er regelmäßig orientierungslose Kollegen zurück, wie er heute einräumt.

Die Wende in Murphys Führungsstil kam, als er ein Jahr nach seinem Wechsel zu Royal Carribean Cruises 1999 gemeinsam mit seiner Abteilung an einem Training teilnahm. Der Leiter des Seminars habe ihm den Rat gegeben, sein Auftreten als Chef, der vor allem Macht ausstrahlt, abzulegen. Von da an habe er begonnen, sein Tun an Werten auszurichten, die die Mitarbeiter teilten. Murphy fing an, eine Kultur zu etablieren, die stets an klaren Zielen ausgerichtet sein sollte. Und er verpflichtete sich selbst dazu, mindestens fünf Jahre in einem Unternehmen zu bleiben.

Gemeinsame Werte

Im Oktober 2001 musste Thomas Murphy die Hälfte seiner Mitarbeiter entlassen. In der Folgezeit, so sagt er, habe er erkannt, dass sich sein neuer Führungsstil auszahle. Die verbliebenen Mitarbeiter klammerten sich an die gemeinsamen Werte der Abteilung. Auch wenn sich um sie herum alles änderte, so seien sie doch überzeugt gewesen, dass zumindest diese Werte ein Fels in der Brandung seien, erklärt der IT-Manager. Nicht seine Person sei es gewesen, die die Angestellten ermutigte, sondern der Glaube an ihre Abteilung und deren Ziele.

Nach dem Entlassungsschock habe die IT-Abteilung von Royal Carribean zunächst keine größeren Ziele verfolgt als den Betrieb der bestehenden Informationstechnologien aufrecht zu erhalten. Wegen der guten Stimmung im Team sei es in dieser Zeit trotzdem gelungen, viele Neuerungen umzusetzen. Dazu beigetragen habe auch die Diskussionskultur, sagt Murphy. Er habe seine Belegschaft immer angehalten, auch unangenehme Themen anzusprechen. Innerhalb von zwei Jahren sei es gelungen, offen über 64 Themen zu diskutieren, die zuvor als nicht verhandelbar gegolten hätten.

Keine Besprechungen am Donnerstag

Damit dies gelingen kann, muss ein CIO nach Ansicht von Thomas Murphy zu allererst die Gesamtstrategie und die Werte seines Unternehmens verstehen. Dann muss er die IT-Abteilung mit ihnen verknüpfen. Wichtig sei es zudem, die Prozesse in der IT-Abteilung stets zu verbessern. Heute setzt Murphy spezielle Teams ein, die ständig nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Damit Team-Leiter wenigstens einmal in der Woche Zeit für ihre Mitarbeiter haben, stehen, die Donnerstage bei Murphy unter dem Motto "No Meetings".

Als Beitrag zu einem guten Betriebsklima sieht Thomas Murphy es auch an, möglichst jeden seiner Mitarbeiter bei Amerisource-Bergen mit Namen zu grüßen und ernsthaftes Interesse an der Arbeit des einzelnen zu zeigen. Damit die Mitarbeiter im Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten haben, gibt es ein klar strukturiertes Aufstiegsraster.

Kontrolle ausüben müsse nur eine schlechte Führungskraft, mein Thomas Murphy. Einem hervorragenden CIO hingegen gelinge es, die einzelnen im Sinne eines gemeinsamen Ziels zusammenarbeiten zu lassen. Dadurch gelängen Dinge, die der einzelne allein nicht erreichen könne.

Den Posten des CIO hat Thomas Murphy bei Amerisource-Bergen seit 2004 inne. Zuvor arbeitete er in gleicher Funktion beim Kreuzfahrt-Anbieter Royal Carribean Cruises.