Kostenloser Speicherplatz

Die Gratis-Festplatte im Web

28.07.2010 von Tobias Weidemann
Persönliche Dateien lassen sich im Internet speichern und sind so von jedem Computer aus zugänglich. Wie das geht und wie Sie Sicherheitsrisiken ausschließen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie Sie Ihre Daten im Internet speichern und Sicherheitsrisiken vermeiden, erfahren Sie hier.

Sie benötigen dringend eine bestimmte Datei. Doch an die kommen Sie gerade nicht ran, weil sie auf dem anderen Rechner im Büro, daheim oder auf dem Notebook liegt. Dieses Problem lässt sich mit virtuellen Festplatten im Internet (Webspace) vermeiden: Online-Dienste stellen 1 bis 25 GB Speicherplatz zur Verfügung. Der Nutzer kann seine Dateien dort deponieren und über den Internet Explorer oder einen anderen Browser (Internet-Zugriffsprogramm) darauf zugreifen.

Die Redaktion PC-WELT stellt Ihnen empfehlenswerte und bekannte Dienste vor - darunter Microsoft Sky Drive, Humyo und das GMX Mediacenter. Außerdem erfahren Sie, wie Sie mit einigen Tricks auch das riesige Postfach von Google Mail und den Speicherplatz von Google Text & Tabellen dafür nutzen können. Von allen beschriebenen Diensten gibt es eine kostenlose Variante.

Noch eleganter als per Browser lässt sich der Speicher im Internet über den Windows-Explorer oder einen anderen Dateimanager verwenden. Die virtuelle Festplatte erscheint dabei wie eine Partition auf Ihrem Rechner. Das geht mit Hilfe kostenloser Programme, die Sie ebenfalls im Artikel kennenlernen.
Vielen Anwendern ist nicht wohl bei dem Gedanken, private Dateien im Internet liegen zu haben. Der Datentransfer läuft zwar verschlüsselt, aber die Betreiber der Dienste können sehr wohl einsehen, was ihre Nutzer speichern. Aus diesem Grund erfahren Sie in diesem Artikel auch, wie Sie Dateien verschlüsselt auf dem Web-Speicher ablegen.

Kostenloser Speicherplatz im Netz: Das sind die wichtigsten Anbieter

Microsoft Sky Drive kennt bei der Rechtevergabe öffentliche und private Ordner. Zusätzlich lassen sich Rechte für bestimmte Anwender vergeben.

Eine virtuelle Festplatte im Internet muss kein Geld kosten. Alle hier beschriebenen Dienste bieten große Mengen an Speicherplatz auch innerhalb der kostenlosen Produktvarianten an.

Windows Live Sky Drive: Um den von Microsoft betriebenen Dienst nutzen zu können, benötigen Sie eine Windows-Live-ID. Sie besteht aus Passwort und Benutzername. Die Windows-Live-ID erhalten Sie bei der kostenlosen Anmeldung.

Die Live-ID öffnet den Zugang zu diversen weiteren Windows-Live-Diensten, zum Beispiel Xbox Live, Hotmail oder Windows-Live-Messenger. Sky Drive bietet 25 GB Speicherplatz für Fotos und Dateien aller Art. Der Gesamtspeicherplatz scheint riesig. Aber Sie müssen beachten, dass eine Datei nicht größer als 50 MB sein darf.

Der Upload über den Browser erfolgt am einfachsten über den Link "Dateien hinzufügen", Drag & Drop vom Windows-Explorer in das Browser-Fenster und abschließendes "Hochladen". Sie können individuell festlegen, dass andere Windows-Live-Nutzer auf Ihre Dateien oder Ordner zugreifen dürfen.
Tipp: Wenn Sie sich über Windows Live einloggen, finden Sie das Sky Drive unter "Mehr". Schneller kommen Sie über skydrive.live.com ans Ziel.

GMX Mediacenter: Wer eine GMX-Mailadresse besitzt, hat bereits einen großen Datenspeicher im Web. Das GMX Mediacenter schließt nämlich 1 GB (Freemail-Variante, kostenlos) oder 5 GB Speicherplatz ein (GMX Promail, 2,99 Euro monatlich). Eine Größenbeschränkung für einzelne Dateien gibt es nicht. Der für Dateien verfügbare Platz verringert sich allerdings um den Platz, den Ihre Mails beanspruchen. Es kann sinnvoll sein, für Ihre Dateien ein zusätzliches (kostenloses) Konto bei GMX zu eröffnen. Wenn Sie die Zugangsdaten entsprechend wählen, können Sie auch einem Freund oder Familienmitglied darauf Zugriff gewähren.

1 oder 5 GB – das klingt erst einmal nach deutlich weniger Speicherplatz als bei den anderen Anbietern. Zum Ablegen wichtiger Office-Dateien, Bilder oder Lesezeichen reicht das aber für viele Anwender allemal. Das GMX Mediacenter hat außerdem den Vorteil, dass es sich von allen Angeboten am einfachsten in Ihren Standard-Dateimanager einbinden lässt (siehe Seite 5).

Musikdateien, Videos und Bilder im Internet abspielen

Ideal für Audio und Video: Bei Humyo gespeicherte Multimedia-Dateien lassen sich im Browser abspielen, auch wenn der Player nicht installiert ist.

Humyo: Bei Humyo stehen in der Gratis-Variante 5 GB für Musik-, Video- und Bilddateien und weitere 5 GB für alle übrigen Dateiformate zur Verfügung. Für 5,94 Euro im Monat gibt es 100 GB mit Online-Backup und Verschlüsselung. Das Besondere an Humyo sind die integrierten Audio- und Video-Player. Unabhängig von installierten Programmen kann Humyo alle gängigen Multimedia-Formate im Browser abspielen. Beim Streaming von Filmen setzt das allerdings eine ausreichend schnelle Internet-Leitung voraus. In der kostenlosen Variante lässt sich der Humyo-Speicher nicht als Laufwerk auf dem lokalen PC einbinden. Humyo bietet hierfür zwar eine Software an. Beim kostenlosen Konto lässt sie sich aber nur 14 Tage nutzen.

Google Mail und Google Text & Tabellen: Google bietet Dienste mit sehr viel Speicherplatz. Hier sind vor allem das Mailkonto Google Mail und die Office-Suite Google Text & Tabellen zu nennen. Die Angebote erreichen Sie unter www.google.de über "E-Mail" beziehungsweise "Mehr, Text & Tabellen". Als Festplatte im Web kann man diese beiden Dienste offiziell nicht nutzen. Mit Hilfe kostenloser Tools (siehe nächster Punkt) lässt sich diese Beschränkung allerdings legal umgehen. Sie haben auf diese Weise bei Google Text & Tabellen bis zu 250 MB zur Verfügung, bei Google Mail bis zu 8 GB.

Mit und ohne Software: Virtuellen Speicher als Laufwerk einbinden

Gladinet verwaltet verschiedene Festplatten im Internet. Jedes Konto erhält einen eigenen Ordner unter demselben Laufwerksbuchstaben.

Es vereinfacht die Bedienung ungemein, wenn Sie die Festplatte im Internet wie ein gewöhnliches Laufwerk im PC nutzen können. Je nach Dienst geht das mit oder ohne Zusatzprogramme.

Gladinet: Sowohl das Sky Drive von Microsoft als auch der Speicherplatz von Google Text & Tabellen lassen sich als Laufwerk unter Windows einbinden. Am einfachsten geht das mit der englischsprachigen Software Gladinet 1.4 (für XP, Vista und Windows 7).

Installieren Sie die kostenlose "Free Starter Edition", und wählen Sie beim ersten Start des Programms die Option "I just want to use free starter edition". Im folgenden Schritt legen Sie fest, welchen Buchstaben das Gladinet-Laufwerk bekommen soll. Gladinet belegt nur einen Laufwerksbuchstaben und listet darunter für jedes virtuelle Laufwerk einen Ordner auf. Durch Setzen der entsprechenden Häkchen bestimmen Sie, welche Dienste in Ihrem Gladinet-Laufwerk erscheinen sollen. Zu jedem Online-Speicherdienst können Sie die Zugangsdaten auf Ihrem Rechner hinterlegen. Danach verbinden Sie sich mit einem Klick mit dem jeweiligen Webspeicher und verknüpfen ihn mit dem Gladinet-Laufwerk auf Ihrem PC. Sicherheitsbewusste Anwender verschlüsseln die Zugangsdaten und vergeben ein Passwort.

Einzige relevante Einschränkung der Gratisversion: Wer auf welche Ihrer Ordner zugreifen kann und welche Ordner öffentlich sind, legen Sie nicht in Gladinet fest. Hierfür müssen Sie sich in den jeweiligen Dienst einloggen und dort die Rechte vergeben.

Größenbeschränkung umgehen: Gspace zerlegt Dateien

Gspace umgeht die Größenbeschränkung bei Google Mail von 20 MB pro Anhang, indem es größere Dateien vor dem Hochladen aufteilt.

Gspace bindet Google Mail ein: Die 8 GB Speicherplatz von Google Mail lassen sich weder mit Gladinet noch mit anderen Tools als Laufwerk einbinden – jedenfalls nicht stabil und zuverlässig. Hier hilft die kostenlose Firefox-Erweiterung Gspace 0.5.993 (für XP, Vista und Windows 7). Damit greifen Sie auf den Speicher mit einer eigenen Dateimanager-Oberfläche im Firefox-Browser zu. Nach der Installation und dem Neustart von Firefox steht das englischsprachige Gspace unter "Extras" zur Verfügung. Links auf Ihrem Bildschirm sehen Sie Ihren Rechner, rechts die auf dem Google-Mail-Konto abgelegten Dateien. Gspace legt alle Dateien als Mailanhänge ab. Von Haus aus dürfen bei Google Mail Anhänge nur maximal 20 MB groß sein. Deshalb zerlegt Gspace die Dateien in kleine Portionen und setzt sie beim Herunterladen automatisch wieder zusammen.

GMX Mediacenter mit Windows-Bordmitteln nutzen: Ganz einfach und ohne externe Hilfsmittel lässt sich das GMX Mediacenter einbinden. Öffnen Sie den Windows-Explorer, und wählen Sie "Netzlaufwerk verbinden". Dann klicken Sie auf "Verbindung mit einer Website herstellen, auf der Sie Dokumente und Bilder speichern können". Im nächsten Fenster gehen Sie auf "Eine benutzerdefinierte Netzwerkadresse auswählen" und geben im folgenden als Netzwerkadresse https://medi acenter.gmx.net ein. Ergänzen Sie Ihre Zugangsdaten für den Dienst, und lassen Sie die Ordnerstruktur anzeigen. Sie finden das Mediacenter dann unter "Netzwerkumgebung".

Truecrypt: Daten fürs Internet verschlüsseln

Wie schnell Truecrypt eine Datei verschlüsselt, hängt von Ihrem Rechner ab.

Vielen Anwendern ist beim Gedanken, ihre Dateien ins Internet zu stellen, nicht wohl. Die Gefahr, dass der Datenverkehr belauscht oder Inhalte abgefangen werden, ist zwar eher gering. Es ist aber sehr gut möglich, dass der Dienstanbieter die Daten für statistische Zwecke analysiert oder Mitarbeiter bei Google, Microsoft & Co. einen Blick darauf werfen. Schieben Sie dem einen Riegel vor: Verschlüsseln Sie die Daten, bevor Sie sie auf die virtuelle Festplatte packen. Die PC-WELT empfiehlt dafür die Open-Source-Software Truecrypt 6.3 (für XP, Vista und Windows 7).

Sichere Verschlüsselung: Am besten mehrere Verfahren kombinieren
Starten Sie Truecrypt, und klicken Sie auf "Volume erstellen". Im Assistenten wählen Sie dann "Einen verschlüsselten Datei-Container erstellen" und "Standard TrueCrypt Volume". Danach legen Sie einen beliebigen Namen und den Ort fest, wo der neue Container liegen soll. Im folgenden Schritt bestimmen Sie, mit welchem Verfahren die Dateien verschlüsselt werden sollen. Zur Auswahl stehen hier "AES", "Serpent" und "Twofish". Diese lassen sich auch kombinieren, was bei der Rechenleistung eines handelsüblichen PCs nur wenige Sekunden länger dauert. Mit der Funktion "Benchmark" können Sie vorab testen, wie lange Ihr PC mit den unterschiedlichen Methoden braucht, um Daten zu verschlüsseln.

Geben Sie die gewünschte Größe des Containers an und vergeben Sie ein Kennwort für den Zugriff. Achten Sie bei der Größenangabe auf die Limits, die Ihr Speicherplatz-Anbieter vorgibt, etwa 50 MB bei Microsofts Sky Drive.

Danach können Sie den leeren Container über "Datei" auswählen und mit "Einbinden" als Laufwerk laden. Nun nutzen Sie das Laufwerk wie eine normale Partition. Um den Container zu schließen, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Laufwerksbuchstaben im Truecrypt-Fenster und wählen "Trennen". Danach kopieren Sie die Containerdatei auf Ihren Speicher im Internet.

Um Ihre Daten zu nutzen, laden Sie die Containerdatei herunter und öffnen sie erneut mit Truecrypt.

Quelle: PC-Welt