Offshore IT-Dienstleister gewinnen Marktanteile

Die Inder kommen

21.11.2007 von Andreas Schaffry
Indische IT-Dienstleister gewinnen weltweit deutlich an Marktanteilen und damit auch an Bedeutung. Gründe hierfür sind unter anderem, dass sie inzwischen Service-Leistungen weltweit anbieten und bereitstellen können, hohe Qualitätsstandards einhalten und zudem die Arbeitskosten überschaubar sind. Die Marktforscher von Gartner gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2010 mindestens zwei indische IT-Dienstleister den Sprung unter die zehn weltweit führenden IT-Service-Unternehmen schaffen.
Indische IT-Dienstleister haben in den letzten fünf Jahren zu den zehn führenden Anbietern von IT-Services aufgeschlossen. Gartner-Analysten prognostizieren, dass es bis 2010 mindestens zwei unter die Top Ten schaffen.

Nach einer aktuellen Prognose der Analysten soll der Markt für IT-Services bis 2011 auf mehr als 964 Milliarden US-Dollar zulegen. Ausgehend von einem Gesamtumsatz von 672 Milliarden Dollar im Jahr 2006 entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 7,4 Prozent.

Um den Faktor vier gewachsen

Dabei wächst vor allem der Umsatzanteil indischer Offshore IT-Service-Firmen rasant. Im Jahr 2006 betrug der Anteil der sechs umsatzstärksten IT-Service-Provider aus Indien - dazu zählen Tata Consulting, Infosys, Wipro, Cognizant, Satyam und HCL Technologies - am weltweiten Gesamtumsatz mit IT-Dienstleistungen 1,9 Prozent. Im Vergleich zu den 0,5 Prozent Marktanteil im Jahr 2001 haben diese sechs indischen IT-Dienstleister, die auch als Switch-Firmen bezeichnet werden, ihren Umsatz innerhalb von fünf Jahren fast vervierfacht.

Allerdings hinken sie damit den Marktführern immer noch meilenweit hinterher. Zum Vergleich: IBM bringt es allein auf einen Marktanteil von 7,2 Prozent, gefolgt von EDS mit 3,2 Prozent. Fast gleichauf liegen Fujitsu sowie Accenture mit 2,7 beziehungsweise 2,6 Prozent. Selbst Northrop Grumman, weltweit auf Platz zehn, hat noch 1,3 Prozent Marktanteil.

Mit Riesenschritten aufholen

Trotz ihrer noch relativ geringen Größe sind die indischen IT-Dienstleister dabei, mit Riesenschritten zu den weltweit führenden IT-Service-Anbietern aufzuschließen und diesen Marktanteile abzujagen. Allein Tata Consulting machte im Geschäftsjahr 2006/2007 einen Jahresumsatz von 4,3 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um 1,2 Milliarden Dollar. Die durchschnittliche Wachstumsrate aller Switch-Unternehmen betrug im Jahr 2006 mehr als 42 Prozent. Marktführer IBM dagegen, mit einem Jahresumsatz von 48 Milliarden Dollar aus dem IT-Dienstleistungsgeschäft, legte letztes Jahr nicht einmal um eine Milliarde Dollar oder 4,3 Prozent zu.

Das starke Wachstum indischer IT-Dienstleister lässt sich auch aus deren verbessertem Ranking ablesen. Stand Tata Consulting im Jahr 2001 noch auf Platz 68 was die weltweiten Marktanteile angeht, so kletterte die Firma im Jahr 2006 auf Platz 35. Infosys verbesserte sich von Platz 125 auf Platz 43 und Wipro rückte von Platz 130 auf Platz 49 vor.

In Ausschreibungen kommen

Gründe für das starke Wachstum sieht Gartner-Analystin Allie Young darin, dass indische Service-Provider inzwischen ihre IT-Dienstleistungen weltweit anbieten und bereitstellen können, bei IT-Dienstleistungen einen hohen Qualitätsstandard einhalten sowie geringere Arbeitskosten als die Wettbewerber haben.

Zudem erschließen sich Switch-Firmen neue Märkte, indem sie Schlüsselkunden zunächst mit kleineren Projekt-bezogenen Aufträgen gewinnen. Zum Beispiel haben Tata Consulting und HCL in Deutschland bereits kleinere Verträge mit der Deutschen Bank und Automobilherstellern, wie etwa Daimler, abschließen können.

Die Wettbewerbsfähigkeit indischer IT-Dienstleister zeigt sich inzwischen auch daran, dass immer mehr Firmen, die einen Großteil ihrer IT auslagern, diese verstärkt in Ausschreibungen einbeziehen.

Mehr Marktanteile, mehr Selbstbewusstsein

Dass mit steigenden Marktanteilen auch das Selbstbewusstsein steigt, ist eine logische Folge. Presseberichten zufolge erwog Tata Consulting sogar ernsthaft seinen Einstieg bei T-Systems.

Gemessen an den aktuellen Wachstumsraten rechnen die Analysten von Gartner in ihrem Marktreport "Dataquest Insight: India-Centric Service Providers Continue to Impact the IT Services Market" damit, dass bis zum Jahr 2010 mindestens zwei der indischen Service-Provider den Sprung unter die weltweit Top Ten IT-Dienstleister schaffen. Gleichwohl wird der Abstand zu den ersten Drei auf absehbare Zeit unverändert groß bleiben.