Virtualisierung, BI, Web 2.0

Die IT-Strategien deutscher CIOs

03.02.2010 von Thomas Pelkmann
Die IT-Budgets werden sich 2010 nur wenig erholen. Dennoch sehen die Marktforscher von Gartner eine Trendwende: Die Entscheidungen für die strategische IT der kommenden Jahre werden jetzt getroffen.

Das vergangene Jahr ist das schwierigste Jahr für die IT seit 1999 gewesen, so Gartner im Rückblick auf 2009. Damals sanken die IT-Ausgaben um 8,1 Prozent, und es war das erste Jahr, in dem CIOs Kürzungen im Budget hinnehmen mussten. Der Stand Ende 2009 entsprach in etwa dem von 2005.

Immer wieder tot gesagt, bei Gartners CIO-Umfrage aber dennoch unter den Top-Technologien für 2010: Web 2.0 gehört mit Virtualisierung und Cloud Computing die Zukunft.

Für dieses Jahr sieht das Gartner Executive Program (EXP) eine leichte Erholung der IT-Haushalte in den Unternehmen: 1,3 Prozent "gewichtetes, durchschnittliches Nominalwachstum" werde es weltweit geben, so die Analysten in seiner CIO-Umfrage 2010. Für die Studie hatte Gartner zwischen September und Dezember 2009 mehr als 1.500 CIOs aus 41 Ländern und 27 Industriezweigen nach ihren Budget-Erwartungen für 2010 befragt. Insgesamt, so Gartner in einer anderen Studie, steigen die IT-Ausgaben weltweit aber um 4,6 Prozent auf insgesamt 3,4 Billionen US-Dollar an.

Die Kürzungen der vergangenen Jahre fängt das prognostizerte Mini-Plus in den Unternehmen aber nicht auf. Verschärfend hinzu kommt, dass nicht alle Weltregionen von dieser leichten Erholung profitieren: Die EMEA-Budgets werden 2010 um 1,9 Prozent sinken, für Großbritannien erwartet Gartner gar einen Rückgang 3,22 Prozent. Ein Aufschwung sieht eigentlich anders aus.

Trotz dieser eher schön gerechneten Zahlen: Für Mark McDonald ist das der Beginn eines Wechsels. "Die Wirtschaft vollzieht den Übergang von der Rezession zum Aufschwung, und die Organisationen gehen weg von bloßen Kostensenkungen und orientieren sich hin zu einer Wert schöpfenden Produktivität", so Gartner-Vizepräsident und Forschungsleiter.

Zum Aufschwung bei trage auch, dass sich die Unternehmen zugunsten von "leichtgewichtigen Services" weg bewegten von "schweren", vom Besitzer betriebenen Lösungen. Für CIOs bedeute IT in Zukunft nicht mehr nur das Verwalten von Ressourcen, sondern die Übernahme von Verantwortung für die Ergebnisse.

Gartner sieht Chancen für den Umbau der IT zum strategischen Faktor

Diese Übergänge geben den Unternehmen die Chance, sich neu zu positionieren, so McDonald. "Die von uns befragten CIOs sehen 2010 als Chance an, den Umbau der IT von einer reinen Support-Funktion zu einem strategischen Partner des Business voranzutreiben". Die Ausrichtung auf Innovation und Wettbewerbsvorteile hätten sie in der Rezession gelernt, nun könnten sie das für die neuen Aufgaben nutzen.

Auf der Strategieliste deutscher CIOs ganz oben stehen in diesem Jahr Projekte, die das Unternehmenswachstum fördern. Es folgen der Wunsch nach einer Verbesserung von IT-Governance und -Prozessen. Kostenreduktionen haben an Bedeutung verloren und finden sich nur noch auf Platz vier wieder.

Zumindest für einen überschaubaren Zeitraum, so eine der Erkenntnisse aus der Gartner-Umfrage, finden diese Aktionen auf einer tragfähigen Grundlage statt: Die Erwartungen des Business und die Strategien der CIOs "scheinen stabil zu sein", meinen die Analysten. Im Mittelpunkt stünden die Optimierung von Geschäftsprozessen, die Reduktion von Kosten und verbesserte Analysen der vorhandenen Firmeninformationen.

Insgesamt, so Gartner, erwarte das Business weniger reine Kostensenkungsmaßnahmen als bessere Ergebnisse auf der Basis von höherer Produktivität von Unternehmen und IT. Dieses Mehr an Produktivität werde vor allem durch kollaborative und innovative Lösungen kommen, die die Vorteile von leichtgewichtigen Services und Social Media-Technologien wie Virtualisierung, Cloud Computing und Web 2.0 nutzten. Das jedenfalls gehe aus den Top-Ten-Prioritäten der befragten CIOs hervor, wo zum Beispiel Business Intelligence, fünf Jahre die unangefochtene Nummer Eins der Liste nur noch auf Platz fünf auftaucht, noch hinter den genannten sowie dem Fokus auf Netzwerk- Voice- und Datenkommunikation.

Diese strategischen Themen werden für die CIOs an Bedeutung zunehmen, meint Gartner. Wer deren Vorteile nutzen könne, werde die nötigen Gelder, Kapazitäten und Fähigkeiten haben, um informations- und prozessintensive Lösungen definieren, schaffen und einsetzen zu können, die die IT und ihre künftige Rolle neu definieren würden.

Mehr noch: Die Technologien, die bei den CIOs ganz oben stehen, lassen sich schnell und ohne übermäßige Kosten realisieren, meint Gartner. "Anstatt Millionen Dollar zu investieren, um Millionen Dollar zu verdienen, tun es bei den modernen Technologien auch Invests in Höhe einiger tausend Dollar, um denselben Profit zu erreichen".

Die Zukunft der IT beginnt 2010

Das sei eine echte Chance für die IT-Abteilungen, ihre Rolle zu verändern und die Performance ihrer Organisation signifikant zu verbessern, so Mark McDonald. Allerdings, schränkt der Gartner-Vize ein, gebe es solche Veränderungen nicht über Nacht: "Jedes Unternehmen wird diesen Übergang zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlicher Intensität vollziehen", meint McDonald und bekräftigt: "Aber er fängt mit den Entscheidungen und Richtungsänderungen an, die 2010 beschlossen werden".