3D-TV, LTE, AR, Natal

Die mobile Technik der Zukunft

17.03.2010 von Hans-Christian Dirscherl
Live-Bilder vom eigenen Mini-Hubschrauber, Hochgeschwindigkeits-Internet ohne Kabel und fremde Menschen mit dem Handy identifizieren. 3D-TV und menschliche Körper als Gaming-Controller - so sieht die mobile Realität der Zukunft aus.
So sieht die mobile Technik der Zukunft aus.

Bereits heute kann man von seinem Smartphone aus vieles wie an einem klassischen Desktop-Rechner erledigen. Dank Cloud-Computing-Dienste wie Google Docs oder Office Web Apps und Online-Festplattenspeicher wie Skydrive oder Dropbox oder Ubuntu One kann man Texte beispielsweise überall lesen, bearbeiten und abspeichern.

Bereits jetzt ist es möglich mit dem Apple iPhone einen Gegenstand zu fotografieren und ihn sich anschließend bei Amazon zum Kauf anzeigen zu lassen. Google "Googles" für Android-Smartphones geht noch einen Schritt weiter. Wenn Sie mit der Kamera eines Android-Handys ein Objekt anvisieren, liefert Google "Goggles" dazu gleich die passenden Suchergebnisse. Nur ein Beispiel für den Praxis-Einsatz von der Software: Sie sind als Tourist in einer fremden Stadt unterwegs und sehen ein imposantes Bauwerk. Halten Sie Ihr Android-Smartphone davor und Google liefert Ihnen die Informationen zu dem Bauwerk.

So funktioniert die Anwendung: Google Goggles vergleicht die Teile eines Bildes mit den Bildern in Googles Bildersuche. Wird eine Übereinstimmung gefunden, dann gibt Google Googles die Suchbegriffe aus, die sich auf das gefundene Bild in der Bildersuche beziehen. Den aktuellen Standort der Aufnahme ermittelt Google übrigens mit der GPS-Funktion und dem im Android-Handy eingebauten Kompass.

Doch wie sehen die mobilen Gadgets der Zukunft aus? Wir haben uns auf die Suche gemacht und zeigen, wie mobiles Leben und Home Entertainment der Zukunft aussieht. Damit verbunden sind natürlich wie immer bei neuen Technologien auch neue Geschäfts- und Verwertungsmodelle.

Mini-Hubschrauber vom iPhone aus steuern

Mini-Hubschrauber sind ein Spielzeug für Hobby-Bastler. Die fliegenden Spielzeuge bieten aber auch neue Möglichkeiten zur Überwachung. Baut man eine Digitalkamera in so einen Mini-Hubschrauber ein, so kann man sich Luftaufnahmen auf den PC übermitteln lassen.

AR-Drohne

Richtig praktisch wird die ganze Sache im Zusammenspiel mit einem modernen Smartphone. Der französische Mini-Hubschrauber-Anbieter Parrot stellt mit der aggressiv dreinblickenden AR-Drohne einen Mini-Hubschrauber vor, die sich via iPhone steuern lässt. Da der Mini-Hubschrauber über diverse Helferlein wie Flugstabilisator verfügt, muss der „Hubschrauber-Pilot“ nicht ständig den Kurs nachbessern. Der Hubschrauber besitzt zwei Kameras, deren Bilder er via Wifi auf das Apple iPhone übermittelt. Sie sehen also in Echtzeit die Aufnahmen, die die AR-Drohne gerade ermittelt. Jedem Datenschützer dürfte bei dem Gedanken daran gruseln, was Spanner und andere neugierige Zeitgenossen mit der Ar-Drohne anstellen können, wenn sie 2010 auf den Markt kommt, wie der Hersteller es plant.

Handy mit Radar

Nokia hat einen Radar für Mobiltelefone entwickelt. Die Finnen bauten einen kleinen Radarsensor in ein Nokia N95 ein. Der Radar sendet wie gehabt elektromagnetische Wellen aus und misst die Zeit, die sie bis zur Rückkehr nach der Reflektion von Hindernissen brauchen. Daraus und aus der Streuung der Wellen berechnet eine Software dann Entfernung, Geschwindigkeit und Richtung einer Reflektionsquelle.

Stellt sich die Frage nach sinnvollen Einsatzgebieten: So kann das Radar-Handy beispielsweise erkennen, wenn eine Handy nach ihm greift und daran angepasst den Klingelton reduzieren. Allerdings gelten Radarstrahlen grundsätzlich als gesundheitsschädlich und krebserregend – dazu äußerte sich Nokia allerdings nicht.

Fremde Menschen per Handy identifizieren

Bereits jetzt gibt es Freeware wie Picasa von Google, die Gesichter erkennt. Sie markieren ein Foto aus Ihrer Sammlung und Picasa ordnet diesem weitere Aufnahmen zu, auf denen sich die gleiche Person befinden sollte. Das klappt zwar nicht 100-prozentig zuverlässig, aber grundsätzlich funktioniert diese Gesichts-Erkennung. Damit eröffnen sich aber ungeahnte und durchaus unangenehme Recherchemögligkeiten für die Zukunft.

Kombinieren wir nur einmal die Gesichtserkennung von Googles Picasa mit den Recherchemöglichkeiten von Google Goggles. Das Ergebnis ist eine Suche, mit der Sie jeden Menschen, von dem ein verifizierbares Bild im Internet existiert, identifizieren können. Damit droht der völlig Verlust der Anonymität und der Privatsphäre.

Sie: Mach die Fliege, Typ. Er: Moment, ich mach nur schnell mal ein Foto von dir.

Nur ein Beispiel: Ein Mann lernt eine Frau in der Disco kennen und baggert sie an. Die Frau lehnt dankend ab. Doch ihr Verehrer knipst mal schnell ein Gesichtsfoto von der Angebeteten und startet eine Internet-Recherche. Und Google wird prompt fündig – auf der Website der Firma, bei der die Frau arbeitet oder auf ihrem Facebook-Profil. Schon weiß der unerwünschte Verehrer ihren Namen. Der nächste Schritt wäre es dann, ihre Adresse rauszubekommen…

Kinderüberwachung via GPS-Tracker

So funktioniert der GPS-Tracker.

Wo stecken denn meine Kinder schon wieder? Diese Frage dürften sich Eltern regelmäßig stellen. Mit GPS-Trackern wie dem iNanny Family können der genervte Vater oder die gestresste Mutter diese Frage recht schnell beantworten. Mit diesen GPS-Trackern kann man am PC oder am Handy jederzeit den Standort des Kindes feststellen – sofern sich der Tracker noch bei dem Kind befindet. Außerdem besitzt das Gerät eine Notruftaste und kann Kurznachrichten versenden. In der höherpreisigen Version kann es auch noch Notrufe versenden. Sie können auch Alarmzonen festlegen, bei deren Verlassen automatisch eine Nachricht an Ihr Handy versandt wird.

iNanny

Das 77 x 51 x 17 mm (H x B x T) große und 80 Gramm schwere Gerät wird um den Hals getragen. Zumindest stellt sich der Hersteller das so vor. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob es auch vor Kindesentführungen wirklich schützen kann. Ein Entführer dürfte die weiße Box um den Hals des Kindes sofort entdecken. Und in der Schultasche deponiert ist das iNanny wertlos, wenn der Entführer diese sofort wegwirft.

Die Steigerung des iNanny heißt Chip-Implantat. In den USA gibt es bereits Firmen, die Mikrochips unter die Haut von Menschen einpflanzen, damit diese sich damit identifizieren können. Der nächste Schritt wäre es, auch einen GPS-Empfänger unter die Haut zu pflanzen.

Augmented Reality

Der englische Begriff "Augmented Reality" (AR) bedeutet "Erweiterte Realität". Gemeint ist die Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung durch Computer-Technik. In der Praxis bedeutet AR beispielsweise: Sie halten Ihr Foto-Handy auf einen Berg und das Smartphone blendet Ihnen den Namen und die Höhe des Berges ein. Das bereits erwähnt Google Goggles lässt grüßen. Oder Sie halten Ihr iPhone gen Himmel und bekommen wie in einem Planetarium die Namen der Sterne angezeigt.

Android-Smartphones und Apples iPhone machen Augmented Reality also bereits heute möglich. Zum Beispiel mit Wikitude aus dem Android Market. Oder mit der Android-Anwendung Layar. Das Tool legt Schichten über das Live-Bild des Handys, auf denen sich Informationen aus dem Internet befinden, beispielsweise von Wikipedia.

Mit Augmented Reality können Sie auch abtauchen. Und zwar mit der Taucherbrille des Fraunhofer Instituts. Wenn Sie damit im heimischen Swimmingpool tauchen, können Sie sich Korallen und Fische einblenden lassen. Damit sparen Sie sich das Geld für den Flug ans Rote Meer.

Das Start-up QderoPateo will ein Handy entwickeln, das für Augmented Reality optimiert ist. Dieses als Ouidoo bezeichnete AR-Handy soll über Beschleunigungsmesser, Bewegungsmesser und GPS verfügen und damit die Position des Benutzers viel exakter als nur mit GPS allein bestimmen können. Um interaktive 3D-Bilder verarbeiten zu können, sind zwei Gigabyte RAM und ein Chipset mit zwei Dual-Core-Parallelprozessoren vorhanden.

Doch all das ist nichts gegen den Einfallsreichtum eines indischen Tüftlers. Dieser Videoclip zeigt, wie Augmented Reality bereits heute funktionieren kann. Ein um die Brust geschnalltes Gerät projeziert Daten auf jede beliebige Fläche und nimmt Bilder aus der Umgebung wahr. Damit wird Ihre Handinnenfläche zum Eingabegerät für Telefonnummern, um nur ein Beispiel zu nennen.

Die Krönung der derzeit vorstellbaren erweiterten Realität ist eine speziell angepasste Kontaktlinse. Der US-Professor Babak Parviz arbeitet an der Universität von Washington an einer bionischen Kontaktlinse, die Informationen und Bilder direkt an das Auge überträgt und dadurch die Wahrnehmung erweitert.

Die Informationen werden direkt in den Augapfel projiziert, die Video-Schaltkreise sind in die Kontaktlinsen integriert. Wenn man solche Kontaktlinsen trägt, sieht man kontinuierlich kontextbezogene Informationen unmittelbar im eigenen Sichtfeld.

So faszinierend AR auch klingen mag, der wirtschaftliche Wert von Augmented Reality (AR) hält sich derzeit noch in Grenzen. Im Jahr 2010 werden wohl nicht einmal zwei Millionen Dollar eingenommen werden, prognostiziert Windsor Holden, Principal Analyst bei Jupiter Research. Für das Jahr 2014 rechnen Marktforscher aber mit einem Marktvolumen von 732 Millionen Dollar. Typische Einsatzbereiche für AR sind standortbezogene Suchen und Gaming.

Neue Wlan-Standards: Video over Wi-Fi

Derzeit ist der Wlan-Standard 802.11n die schnellste Wlan-Möglichkeit. Doch für die Zukunft versprechen die kommenden Spezifikationen 802.11ac und 802.11ad einen regelrechten Temporausch. Damit werden mehrfache Video-Streams mit einer insgesamt deutlich höheren Datenrate möglich. Ein Praxis-Beispiel: Wenn Sie heimkommen, können Sie Ihr High-Definition-3D-Video von Ihrem USB-Stick über das neue Gigabit-WLAN direkt auf Ihren Netzwerk-Server übertragen. Nur einige Minuten später ist das Video schon bereit, um über eine 60-GHz-Wireless-Verbindung auf ihren HDTV-Fernseher an der Wand übertragen zu werden.

Ungefähr im Jahr 2012 sollen die neuen Protokolle 802.11ac und 802.11ad kabellose Datenübertragungen von 1 Gigabit pro Sekunde oder schneller erlauben. Die Folge wird sein, dass Anwender zukünftig mehrere High-Definition-Streams und Spiele-Streams in Ihrem Haus oder in der Wohnung übertragen können. Zentrale Medien-Server, Blue-ray-Player und Set-top-Boxen stehen dann irgendwo im Haus. Sie übertragen die Inhalte zu anderen Geräten auch über weitere Entfernungen völlig kabellos. Für einen HD-Fernseher nur noch mit einem Stromkabel benötigt. Auf der anderen Seite des Raumes stehen Blu-ray-Player, Satelliten-Empfänger oder der Computer. Es gibt keinen Grund mehr für unschöne und störende Kabel.

Microsoft Natal

Der Spieler wird zum Controller

Mit dem Projekt Natal schickt Microsoft den Gaming-Controller in Rente. Bei Natal stellt sich der Gamer nämlich vor eine Kamera, die seine Bewegungen erfasst und auf das Spiel überträgt. Zeitgleich werden auch die Sprachbefehle des Nutzers berücksichtigt. Dadurch soll das Daddeln so intuitiv wie nur irgendwie möglich werden, der gesamte Körper des Gamers wird zum Controller.

Diese sogenannte "Full Body Tracking"-System wertet 48 Punkte aus und soll jede noch so kleine Bewegung des Spielers erkennen und an die Konsole weitergeben. Dank Infrarot soll das auch bei vollkommener Dunkelheit funktionieren. Sogar einen Mehrspieler-Modus wird es geben. So können dann zwei Spieler zum Beispiel realistisch gegeneinander Squash spielen.

LTE: Der Mobilfunkstandard der Zukunft

Der 3GPP Long Term Evolution (LTE) ist der designierte Nachfolger von UMTS (HSDPA und HSUPA sind lediglich eine Erweiterung von UMTS). Er verspricht besonders hohe Datenraten beim Mobilfunk mit bis zu 300 Mbps im Downstream und 75 Mbps im Upstream. Zudem sind die Latenzzeiten sehr kurz, was besonders für Onlinespiele und Internet-Telefonie wichtig ist. LTE arbeitet hierfür mit neuen Frequenzbändern, flexibleren Kanalrastern und einer engmaschigeren Aufteilung der Trägersignale.

LTE-Netze sind erst seit kurzem marktreif und bislang entsprechend selten anzutreffen - in Deutschland noch gar nicht. Zwei der ersten LTE-Netze sind im Dezember 2009 in Stockholm und Oslo in Betrieb gegangen. Die Netzbetreiber wie T-Mobile, Vodafone und O2 müssen für LTE neue Hardware anschaffen. Das dürfte den Ausbau von LTE verzögern. Wenn LTE aber tatsächlich einmal verfügbar ist, dann ist es eine echte Alternative für kabelgebundene Internet-Anschlüsse und kann darüber hinaus auch endlich Breitbandinternet in Gebieten ermöglichen, in denen es weder DSL- noch Kabelinternet-Anschlüsse gibt.

3D-Fernsehen

TV-Geräte-Hersteller wie Panasonic arbeiten bereits an Fernsehern mit 3D-Effekt. Wie schon beim 3D-Kino braucht man dafür eine 3D-Brille. Etwas grotesk mutet die Vorstellung derzeit allerdings schon noch an, dass sich die gesamte Familie mit Brillen auf der Nase vor der Glotze versammelt.

Dass 3D durchaus die Menschen fasziniert, zeigt der aktuelle Erfolg von Avatar. Der Film überzeugt weniger durch seine ausgeklügelte oder gar originelle Handlung als durch seine Computer-animierten Effekte, unter denen besonders die 3D-Darstellung erwähnenswert ist. Nachschub an 3D-Filmen gibt es zur Genüge, da sich Filme mit Computer-Animationen vergleichsweise einfach in 3D-Schinken verwandeln lassen – das passierte beispielsweise mit Toy Story 3D.

Bei der 3D-TV-Technik werden zwei unterschiedliche Streams für das linke und das rechte Auge in sogenannten Frames gesendet. Auf dem flachen Bildschirm sehen wir ohne Hilfsmittel die beiden Einzelbilder aber nicht getrennt voneinander, sondern doppelt und verschwommen. Erst eine 3D-Brille trennt das Fernseh-Bild durch schnelles abwechselndes Schließen der Linsen in zwei Einzelbilder. Aus diesem Grund trägt die dafür erforderliche Brille auch den Namen "Shutter-Brille" vom Englischen "to shut", was "schließen" bedeutet.

Die 3D-Shutterbrille (die es übrigens vereinzelt schon zu kaufen gibt) besitzt ein linkes und rechtes Glas mit jeweils einer Flüssigkristallanzeige, zwischen denen elektronisch zwischen durchlässig und undurchlässig umgeschaltet wird. Auf diese Weise lässt sich wahlweise das linke oder das rechte Auge abdunkeln und das stereoskopische Sehen eines Videos wird möglich. Mittlerweile entwickeln die Hersteller aber auch 3D-Geräte, für die man diese Brillen nicht benötigt.

Quelle: PC-Welt