Fusion mit der NordLB im Gespräch

Die Optionen der Bremer Landesbank

31.08.2016
Die Bremer Landesbank ist durch faule Schiffskredite in schweres Fahrwasser geraten. Möglicherweise übernimmt die Mutter NordLB ganz das Ruder. Die Verhandlungen sind hart. Es geht um Macht, Geld und Einfluss.
Gebäude der Bremer Landesbank am Domshof in Bremen: Wie lange die Eigenständigkeit noch bleibt ist vorerst ungewiss.
Foto: Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg

Tauziehen um die Bremer Landesbank: Die NordLB erwägt, die Tochter ganz zu übernehmen. Der Grund dafür? Wegen fauler Schiffskredite muss das Bremer Geldhaus Ende des Jahres einen hohen Verlust ausweisen. Das absehbare Defizit von 350 bis 400 Millionen Euro kann die Bank alleine nicht stemmen - und die Gesellschafter beraten auch an diesem Mittwoch über Wege aus der finanziellen Schieflage.

Was sind die Optionen?

Eigentlich geht es nur noch um eine Option. Die NordLB - Norddeutschlands größte Landesbank - will die Bremer Bank komplett schlucken. Schon jetzt gehören ihr 54,8 Prozent. Wie aus Bremer Parlamentskreisen verlautete, will die NordLB den Anteil des Bundeslandes Bremen (41,2 Prozent) übernehmen. Zentrale Frage ist der Preis. Das Bundesland Bremen stockte im August 2012 seinen 7,5-prozentigen Anteil durch die Umwandlung stiller Einlagen in Höhe von 480 Millionen Euro auf 41,2 Prozent auf.

Die Bremer Opposition hängt die Messlatte hoch: "Alles, was namhaft unter 480 Millionen Euro liegt, wäre ein Desaster für unseren Haushalt. Insbesondere aber auch ein politisches Desaster für Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne)", so der Chef des Haushalts- und Finanzausschusses Jens Eckhoff (CDU). Die Bremer SPD rechnet auf Grundlage einer Bewertung der EU-Kommission von 2012 anders und nennt 290 Millionen Euro als Richtwert. Es kursiert auch eine unbestätigte Summe von 200 Millionen Euro.

Was sind die Befürchtungen?

Die "Causa BLB" ist politisch, weil zwei - übrigens rot-grün geführte - Bundesländer mit im Spiel sind. Niedersachsen hält rund 60 Prozent an der NordLB. Den stolzen, aber armen Bremern geht es um die Eigenständigkeit und dazu zählt die BLB. Die hält rund zwei Dutzend Beteiligungen. Dazu gehören die wichtige und "hafensensible" Bremer Lagerhaus-Gesellschaft BLG (12,61 Prozent), die Bremische Wohnungsbaubeteiligungsgesellschaft (50 Prozent) und die Bremische Grundstücks-GmbH & Co. KG (100 Prozent).

Wie mit diesen Beteiligungen umgegangen wird, ist noch unklar und Teil der Verhandlungen. Aber in Bremen hat man ein mulmiges Gefühl, denn die NordLB könnte sich ja von Beteiligungen trennen und sie weiter verkaufen. Bei der BLG kommt hinzu, dass Niedersachsen und Bremen im Hafengeschäft durchaus auch Konkurrenten sind.

Was ist eigentlich so problematisch an den Schiffsfinanzierungen?

Die Krux mit dem einst lukrativen Darlehensgeschäft für Schiffsbauten begann vor Jahren mit der Schiffskrise, in deren Verlauf die Frachtraten drastisch sanken. Die Folge: Die Reeder konnten und können Zins und Tilgung nicht mehr bedienen. Die Kredite werden "faul". Die BLB und im stärkeren Umfang die NordLB sind als norddeutsche Banken traditionell stark im maritimen Feld aktiv. Als die Europäische Zentralbank nun eine höhere Risikovorsorge von der BLB für marode Schiffsbeteiligungen verlangte, geriet die Bank in Schieflage.

Die NordLB will einen Teil ihrer faulen Schiffskredite an den US-Investor KKR Credit abgeben. Die BLB hat ihr Portfolio deutlich reduziert. Derzeit umfasst es 6,5 Milliarden Euro. Bis 2020 sollen es nur noch vier Milliarden Euro sein. Von einst 1000 Schiffen im Jahr 2008 hatte die BLB Ende Dezember 2015 noch 648 Schiffe in Fahrt.

Warum will die NordLB die BLB?

Der Bremer Linken-Abgeordnete Klaus-Rainer Rupp sprach schon im Juni von einem Skript für eine "feindliche Übernahme". Eine Liebesheirat dürfte es jedenfalls nicht sein. Die NordLB könnte durch die Übernahme die Basis der Risikovorsorge verbreitern und Synergien nutzen. Insgesamt 10 Prozent der 1000 BLB-Mitarbeiter könnten möglicherweise ihren Job verlieren. Ein weiterer Grund: "Ohne die Schiffskredite ist die BLB eine kerngesunde Bank", heißt es aus den Gremien der Geldhauses. Das wird auch von der NordLB so gesehen.

Die BLB - eine 100-prozentige NordLB-Tochter?

Auch das ist möglich, denn der dritte Träger, der Niedersächsische Sparkassen- und Giroverband, kündigte an, dass er seinen BLB-Anteil von 3,97 Prozent ebenfalls verkaufen will. Langsam drängt die Zeit, denn bis Ende des Jahres muss eine Lösung stehen. (dpa/rs)