Analyst zum Rekordquartal

Die Strategie von SAP rund um Hana

25.07.2012 von Nicolas Zeitler
Mit In-Memory, Mobile und Cloud wollen die Walldorfer weiter wachsen. Und auch im klassischen Geschäft macht SAP gute Arbeit, urteilt Frank Niemann von PAC.

In Innovationen wie der Datenbanklösung Hana sieht SAP das Rezept, seinen Umsatz weiter zu steigern. Das machte die Präsentation deutlich, mit der die Walldorfer am Dienstag ihre vor knapp zwei Wochen veröffentlichten vorläufigen Ergebnisse für das zweite Quartal 2012 bestätigten.

Fast 3,9 Milliarden Euro Umsatz hat der Software-Konzern im zweiten Quartal gemacht, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal mit 3,3 Milliarden und der höchste Wert in diesem Zeitraum in der bisherigen Unternehmensgeschichte. Für das erste Halbjahr 2012 kommen die Walldorfer damit auf 7,2 Milliarden Euro Umsatz. Als Zielmarke für das Gesamtjahr gaben sie an, den Vorjahresumsatz von 11,3 Milliarden Euro um zehn bis zwölf Prozent zu übertreffen.

Zweistelliges Wachstum der Software-Erlöse

Allein die Software steuert mehr als eine Milliarde zum Quartalsumsatz bei. Weitere zwei Milliarden stammen aus dem Support. In jeder Region wuchsen die Software-Erlöse im zweistelligen Prozentbereich: global um 26 Prozent, in der Region EMEA um 22 Prozent. SAP leiste im klassischen Geschäft gute Arbeit und verstehe sich gleichermaßen darauf, Neu- als auch Bestandskunden anzusprechen, urteilt Analyst Frank Niemann von PAC. Zum Teil erklärt er das gute Ergebnis auch mit der allgemeinen Lage auf dem Markt. Auch Unternehmen wie Microsoft und Oracle machten gute Geschäfte - zumindest mit Software. "Das Geschäft mit Software an sich macht derzeit wieder Spaß", so Niemann.

Der Hana-Umsatz von 85 Millionen Euro in den Monaten von April bis Juni nimmt sich gegenüber den gesamten Einkünften im vergangenen Quartal zwar gering aus. Er macht nicht einmal drei Prozent aus. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet SAP laut der Ergebnispräsentation mindestens 320 Millionen Euro Umsatz mit Hana. Niemann sagt denn auch: "Die neuen Themen wie Hana sind bezogen auf den Gesamtumsatz noch nicht so kriegsentscheidend, wie die Verlautbarungen glauben machen wollen." Allerdings habe es SAP geschafft, damit neue Umsatzströme zu schaffen.

Analyst Frank Niemann von PAC betont, dass die Innovationsthemen noch keinen großen Anteil am Umsatz von SAP ausmachen.
Foto: PAC

Dass die beiden Vorstandschefs Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe die Bedeutung von Hana sowie von mobilen und Cloud-Lösungen für das Wachstum des Unternehmens hervorheben und von "bahnbrechenden Lösungen" sprechen, ist daher verständlich. Schließlich kann SAP damit Bestandskunden zusätzliche Leistungen verkaufen. "Firmen mobilisieren ja beispielsweise ERP- oder CRM-Prozesse der bereits bestehenden Softwarelösungen", sagt Frank Niemann mit Blick auf Mobility-Lösungen.

Mittlerweile 354 Hana-Kunden

In den ersten drei Monaten des Jahres hatten die Umsätze mit Hana bei 28 Millionen Euro gelegen - ein Vierteljahr später sind sie drei Mal so hoch. Seit etwas mehr als einem Jahr ist die auf der In-Memory-Technologie basierende Datenbanklösung Hana weltweit verfügbar. Mitte Juni feierte SAP den ersten Geburtstag von Hana.

354 Kunden nutzen nach Auskunft der Walldorfer die neue Lösung bisher. 64.000 Endanwender arbeiten demnach mit Hana. Und 16 Kunden sollen im Vergleich mit Festplatten-basierten Datenbanken ihre Leistung um das 10.000-fache gesteigert haben, streicht SAP heraus.

Zu den Wachstumshoffnungen, die McDermott und Snabe offenbar in Hana setzen, passt, dass SAP zumindest hierzulande ihre neue Datenbank für breitere Kundengruppen attraktiv machen wollen. Mittelständler bekommen eine Basisversion von Hana künftig zu einem günstigeren Preis.

Denn die hatten bisher gezögert, Hana einzusetzen. Die diesjährige Investitionsumfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) hatte großes Interesse an der Lösung offenbart. Gleichzeitig planten die meisten Unternehmen wegen des hohen Einstiegspreises kein Budget für Hana ein.

Jim Hagemann Snabe sieht Hana als einen der Wachstumsmotoren von SAP - im deutschen Mittelstand könnte ein günstigerer Basispreis die Verbreitung ankurbeln, meinen Anwender.
Foto: SAP

Das könnte sich nach Ansicht der DSAG aufgrund des neuen Preismodells nun ändern. Nach Verhandlungen mit den Anwendervertretern kündigte SAP ein neues Preismodell für das Paket "SAP HANA Limited Edition for Applications and Accelerators" an.

Hana für ein Viertel des ursprünglichen Preises

Die DSAG hatte nach eigener Aussage darauf gedrungen, dass Unternehmen zum Beispiel die Ergebnisrechnung einzelner Abteilungen mit der Software SAP CO-PA Accelerator durchführen können, ohne vorher große Investitionen in Infrastruktur zu stemmen. Für solche Anwendungsszenarien wird jetzt nur noch ein Viertel des Preises fällig, den SAP anfangs veranschlagt hatte. Wie die DSAG auf Anfrage mitteilte, liegt der Richtwert jetzt bei 40.000 Euro pro 64 Gigabyte. Zu dem Betrag kommen noch individuell unterschiedliche Lizenzkosten, die sich nach den im Unternehmen vorhandenen Lizenzen richten.

Niemann schränkt die möglichen Auswirkungen des niedrigeren Preises auf die weitere Verbreitung von Hana etwas ein: Ein Kunde lege sich Hana ja nicht vorrangig wegen des günstigen Preises zu. "Hana wird in erster Linie vom Kunden erworben, wenn er den konkreten Nutzen erkennt", so der Analyst.

In den beiden anderen von den SAP-Chefs hervorgehobenen Innovationsfeldern, Mobilität und Cloud Computing, liegen die Umsätze noch etwas unter denen, die die Walldorfer mit Hana machen. Mobile Lösungen brachten 54 Millionen Euro ein (im ersten Quartal 21 Millionen) und sollen im gesamten Geschäftsjahr Umsätze von 220 Millionen Euro beisteuern.

Mit Cloud-Lösungen nahm SAP 69 Millionen ein, nach vier Millionen im Quartal zuvor. Im Februar hatte SAP die Übernahme des Cloud-Anbieters Success-Factors abgeschlossen.