IT-Projekte, Skills, Recruiting

Die Trends auf dem IT-Arbeitsmarkt

04.02.2010 von Thomas Pelkmann
Der bevorstehende Aufschwung sorgt für Entspannung bei den IT-Budgets. Doch bis sich der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte auch erholt, wird es wohl noch dauern, meinen die Analysten.

So richtig gut sieht es bei den Budgets und Personalplänen im IT-Markt für die erste Jahreshälfte 2010 nicht aus: Anstatt mit strategischen Aktivitäten zu punkten, herrscht bei IT-Verantwortlichen und CIOs eher Vorsicht und Zurückhaltung. "Ich erwarte mit einer wachsenden Zuversicht nach einem möglichen Aufschwung eine Steigerung der Ausgaben um vier bis fünf Prozent", frohlockt Andrew Bartels, Budget-Experte beim Marktforschungsunternehmen Forrester Research, dennoch. Er geht in einem aktuellen Report daher von einem zwar kleinen, aber immerhin spürbaren Aufschwung im IT-Arbeitsmarkt aus.

Allerdings werde der Anteil neuer Stellen mit diesem erwarteten zarten Anstieg zunächst nicht Schritt halten können, meint Bartels. Unternehmen würden zwar neue Technologien beschaffen. "Die Verantwortung für neue Mitarbeiter möchten sie aber nicht übernehmen, so lange sie Angst haben, sie in einem halben Jahr wieder kündigen zu müssen".

Wall Street-Analyst Wedbush Securities hat 110 IT-Manager großer Unternehmen nach ihren Zielen 2010 gefragt. In ihren Projektlisten ganz oben stehen Themen wie "Virtualisierung", "Windows 7" und Unternehmens-Software im Allgemeinen. Gleichzeitig nimmt danach der Anteil der Projekte ab, die auf eine bloße Optimierung der Budgets zielen; er sinkt von 38 Prozent Ende 2008 auf nur noch 18 Prozent im 4. Quartal 2009.

"Wenn das Recruiting der Ausgabenpolitik hinterher hängt, dann wird das ein gutes Jahr für Personalwerber", meint Ellis Blevin, Abteilungsleiter beim Personalvermittler Robert Half Technology, unverdrossen. "Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach IT-Fachkräften deutlich ansteigen wird", so Blevin. In der bisherigen ökonomischen Situation hätten die Unternehmen eher abwartend reagiert, meint Blevin. Aber das ändere sich: "Wir wissen von Projekten im ersten Quartal mit einem Personalbedarf von 40 bis 50 Leuten. Es gibt einen echten Nachfragestau, der sich langsam auflösen wird."

Viel mehr als früher kommen Jobangebote in Form von Leiharbeitsverträgen oder Vollzeitbeschäftigungen. In den vergangenen Jahren dominierten dagegen bloße Werksvertragsverhältnisse mit begrenzter Dauer bei solchen Firmen, die zwar IT-Personal benötigten, das Risiko von Festanstellungen aber scheuten.

In diesem Quartal, so das Ergebnis einer Robert Half-Umfrage unter 133 CIOs aus Unternehmen mit Personalbedarf, sei das Geschäftswachstum der stärkste Grund, sich für Neueinstellungen zu entscheiden. Dicht dahinter folgt das Ziel, wachsende Arbeitslasten zu verringern und den steigenden Bedarf an Kräften für Kunden- und Endanwender-Support zu decken. Genau 58 Prozent der Unternehmen planen, bei Neueinstellungen im IT-Bereich ausschließlich auf Vollzeitkräfte zu setzen.

Die Rückkehr der Nachfrage mag überraschend kommen. "Überraschender als der Einbruch des Marktes vor eineinhalb Jahren ist das aber auch nicht", kommentiert Tom Silver, von der auf Technologiejobs spezialisierten Internetseite Dice North America. "Vor der Lehman-Pleite hatten wir monatlich rund 85.000 Jobanfragen", erinnert sich der Vizepräsident der Jobbörse. "Am Ende des Jahres waren wir auf 55.000 runter". Dennoch sei das Jahr 2009 trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten relativ stabil gewesen. "Die Wende kam im letzten Quartal 2009. Jetzt sind wir wieder über 50.000 und wir sind überzeugt, dass es bergauf geht."

Programmierkenntnisse und Datenbank-Administration gehören zu den beliebtesten Skills

Zu den Fertigkeiten, die in IT-Stellenanzeigen am häufigsten gewünscht sind, gehören Programmierkenntnisse in Java und J2EE sowie in der Administration von Datenbanken. Der Grund ist einfach: Diese Skills sind Bestandteil fast jeden IT-Projekts. Unter den an Bedeutung stark zunehmenden Anforderungen findet sich das Thema Virtualisierung am häufigsten. Mehr als 2.000 ausgewertete Stellenanzeigen fragten nach dieser Qualifikation - ein Anstieg von satten 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein weiteres Zukunftsthema ist Cloud Computing - wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau: In 300 Anzeigen fragten die Unternehmen nach solchen Erfahrungen, im Vorjahr kein einziges. Dabei kommt die Nachfrage beileibe nicht nur aus den einschlägig vorbelasteten Hightech-Firmen, sondern - wenigstens in den USA - etwa auch von Medienunternehmen oder Fluglinien.

Die wachsende Nachfrage stehe für das Bedürfnis, in der Krise abgewürgte IT-Projekte zurück in die Spur zu bringen, analysiert noch einmal Ellis Blevin von Robert Half Technology.

Administration von Netzwerken, Virtualisierung, System-Administration: Solche Job-Anforderungen brauchen die Unternehmen, um sich im Aufschwung selbst zu verbessern. "Die Firmen wollen schnell Anwendungen entwickeln und einsetzen, ohne sich um Serverlandschaften und Infrastrukturen scheren zu müssen", so Blevin.

Etwas vorsichtiger optimistisch zeigt sich dagegen Forrester-Analyst Andrew Bartels. "Offenbar ist Virtualisierung eins der wichtigsten Themen 2010". Aber hier gelte - vielleicht sogar mehr als in anderen Bereichen: Mehr Virtualisierung heißt nicht automatisch auch mehr Personal für Virtualisierung. Virtuelle Server seien so viel einfacher zu administrieren als ihre physischen Gegenstücke, und so sei es auch für kleine und geschrumpfte Wartungsteams leicht, größere Serverlandschaften zu pflegen.

Wieviel Server ein Administrator betreut

Eine Umfrage im Auftrag des Virtualisierungsanbieters VMware stützt diese Vorbehalte: In den USA betreut ein Administrator im Schnitt 65 physische, aber 77 virtuelle Server. "Das ist nicht wesentlich mehr", so Bartels, spreche aber eben auch nicht dafür, in virtuellen Systemen deutlich mehr Wartungspersonal einzustellen. "Unternehmen, die einmal einen Fachmann für Virtualisierung und Lizenzen eingestellt haben, müssen ihr Personal nicht aufstocken, nur weil sich die Zahl der virtuellen Server erhöht", so Bartels. Wer seine Ausgaben für Virtualisierung um zehn bis 15 Prozent steigere, brauche vielleicht ein Prozent mehr Mitarbeiter, aber nicht mehr.

Auf der anderen Seite - und hier liegt die eigentliche Hoffnung auf ein kleines Jobwunder - sei es durch Virtualisierung aber möglich, das eingesparte Geld in andere IT-Fachkräfte zu investieren, für die man vor eineinhalb Jahren zwar Bedarf hatte, aber kein Geld.

Der Artikel erschien bei cio.com.