Anwender fordern bessere Unterstützung

Digitale Transformation mit SAP

28.09.2017 von Gerhard Göttert
Mit S/4HANA liefert SAP nach eigenen Angaben den digitalen Kern für die Unternehmen. Gleichzeitig bietet der Softwarehersteller für alle relevanten IT-Betriebsmodelle ein großes Produktportfolio. Doch was auf den ersten Blick erfreulich für die Kunden scheint, offenbart bei näherem Hinsehen, dass auch SAP bezogen auf ihre Produkte und Services noch mitten im Transformationsprozess steckt.

Ob On-Premise-, Cloud- oder hybride Betriebsmodelle: Wenn Kunden Prozesse End-to-End über integrierte IT-Systemlandschaften abbilden möchten, finden sie bei SAP ein umfangreiches Produktangebot. Auf den ersten Blick brauchen sie, wenn überhaupt, nur wenige Non-SAP-Systeme, um eine Vielzahl ihrer Unternehmensprozesse abzubilden. Näher betrachtet zeigt sich aber, dass SAP in Bezug auf ihr Produktportfolio noch mitten im Transformationsprozess steckt und in einigen Bereichen ihren Kunden noch nicht das bieten kann, was diese brauchen.

Mit S/4HANA liefert SAP nach eigenem Bekunden den neuen "digitalen Kern" für die Unternehmen. Damit wächst die Verantwortung von SAP, die Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformationen über die SAP-Produktwelt hinaus zu unterstützen. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG) fordert deshalb, dass SAP verschiedene Instrumente und Services anbietet, um herstellerunabhängig Systemlandschaften hinsichtlich der Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie analysieren sowie einfach und wirtschaftlich betreiben zu können.

Wartung und Entwicklung haken an manchen Stellen

Konkret: Von SAP zugekaufte Cloud-Lösungen wie beispielsweise Concur oder SuccessFactors müssten einfach und smart an die existierende Business-Suite-Lösung beziehungsweise an S/4HANA angebunden werden können. Das ist aktuell jedoch noch nicht in dem Maße der Fall, wie es von "dem" Lösungsanbieter für Unternehmensprozesse zu erwarten wäre.

Zudem fällt es Entscheidern in Anwenderunternehmen bei der eingangs genannten Vielzahl an Lösungen auch nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Natürlich ist ein umfangreiches Angebot für Kunden attraktiv, doch in manchen Fällen stellt sich dann die Frage, welches Produkt ist das richtige? Denn: An einigen Stelle weist die Produktpalette von SAP Redundanzen auf - zum Beispiel bei Business Planning, Human Capital- oder Customer-Relationship-Management.

Gleichzeitig sorgt das große Produktportfolio auch dafür, dass Wartung und Weiterentwicklung der noch breit eingesetzten Business Suite in einzelnen Bereichen nicht immer nach den Markt- und Kundenbedürfnissen erfolgen. Es liegt auf der Hand, dass die massiven Anstrengungen von SAP bei der Weiterentwicklung von S/4HANA, der Integration der Business-Network-Solutions, der Entwicklung der SAP Cloud Platform und auch von SAP Leonardo - der SAP-Digitalisierungs-Plattform für Anwendungen und Micro-Services - enorme Entwicklungskapazitäten benötigen.

Kurz: Für die Kunden ist die aktuelle Situation nicht ideal. Auf der einen Seite stehen die neuen Produkte, die der Stützpfeiler der Digitalisierung in den Unternehmen werden sollen, und auf der anderen Seite stehen die Business-Suite und die Branchenlösungen, die noch immer einen Großteil der "Installed base" ausmachen.

Einflussnahme-Plattform macht sich bezahlt

DSAG-Umfrage: SAP-Anwender investieren mehr Geld
Budgets für IT-Investitionen
Um fast fünf Prozent sollen die IT-Budgets der SAP-Anwender in diesem Jahr wachsen.
Investitionen in neue Geschäftsmodelle
Ein gutes Drittel der befragten SAP-Anwender schätzt Investitionen in neue Geschäftsmodelle als wichtig beziehungsweise sehr wichtig ein.
Business Suite bleibt gesetzt
Vier von fünf SAP-Anwendern stecken weiter Geld in die Business Suite. Für ein Drittel ist diese klassische Lösung sogar der Hauptinvestitionsbereich.
S/4HANA-Umstieg ungewiss
Ein Drittel der Befragten DSAG-Mitglieder hat noch keine Entscheidung darüber gefällt, ob ihr Unternehmen auf die neue Anwendungsgeneration von SAP umsteigen soll.
SAP-Cloud bleibt Nebensache
Für die SAP-Anwender stellen die Cloud-Lösungen aus Walldorf meist nur flankierende und ergänzende Elemente dar. Die Investitionen hier bleiben überschaubar.

Trotz aller Kritik: SAP hat in den vergangenen Jahren intensiv daran gearbeitet, Strukturen und Ressourcen zu etablieren, die es ermöglichen, Weiterentwicklungen umzusetzen, die aus Kundenanforderungen resultieren. Diese so genannte "Einflussnahme-Plattform" ist ein wichtiger Kanal für Kunden, ihre Anforderungen strukturiert bei SAP zu platzieren. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Alleine in 2017 wurden bisher über das Einflussnahme-Programm mehrere hundert Produktverbesserungen entwickelt und ausgeliefert. Die DSAG sieht es als erforderlich an, auch in Zukunft den Kunden diesen Weg der Einflussnahme zu ermöglichen. Er darf aber nicht der einzige Treiber für eine Weiterentwicklung der SAP-Produkte werden.

Es scheint aktuell so, dass die Kunden sich auf einen von SAP gesteuerten Übergang von der Business Suite auf S/4HANA einstellen müssen. Was an Entwicklungsressourcen in S/4HANA und alle anderen innovativen SAP-Produkte fließt, wird für die Installed base wohl fehlen. Was das heißt? Unternehmen sollten ihre Digitalisierungsstrategie prüfen und den Migrations- sowie Transformationsaufwand ermitteln.

Den geschätzten zeitlichen Aufwand sollten sie dann vom Jahr 2025, dem Ende der Mainstream-Wartung für die Business-Suite, subtrahieren, und sie erhalten den spätesten Starttermin zur Erneuerung ihrer ERP-Systeme. Es ist nicht verwerflich "Bewahrer" einer funktionierenden und wirtschaftlichen SAP-Lösung zu sein. Zur Realität gehört mittlerweile aber auch, dass der digitale Reifegrad eines Unternehmens entscheidend für seine Zukunft ist.

Lizenzpolitik - SAP hat hier nicht glücklich agiert

Für zusätzliche Verunsicherung auf dem Weg in die Digitalisierung hat SAP mit ihren Vorstößen zur Etablierung neuer Lizenzmodelle beziehungsweise mit der Auslegung vorhandener Lizenzkonventionen wie bei den Themen NetWeaver 3rd Party Foundation und indirekter Nutzung gesorgt. Auf Kundenseite gab es dazu viele kritische Stimmen.

Wie komplex und schwierig dieses Thema tatsächlich ist, wird dadurch belegt, dass nach langwierigen Gesprächen jetzt ein erster Meilenstein gesetzt wurde. Wirtschaftlich tragbare und vor allem kalkulierbare Lizenzmodelle sind eine der wichtigsten Grundlagen zur Beschleunigung des Transformationsprozesses. SAP hat hier in den vergangenen Monaten nicht glücklich agiert. Unzufriedenheit sowie Misstrauen bei den DSAG-Mitgliedsunternehmen und damit bei ihren Kunden sind die Folge.

SAP in der Bringschuld

Ohne eine klare und nachhaltige Produktstrategie und Transparenz beim Thema Lizenzen werden viele Unternehmen ihre Digitalisierungsvorhaben zurückhaltend angehen. In den kommenden Jahren wird sich SAP bei ihren Kunden neu positionieren müssen - das gilt insbesondere für die Bereiche IoT, Analytics und künstliche Intelligenz.

Sie sind die entscheidenden Treiber für das Business von morgen. Hier sieht sich SAP jedoch einer Vielzahl von neuen und leistungsfähigen Wettbewerbs-Produkten gegenüber. Mit SAP Leonardo hat der Softwarehersteller nun endlich eine wichtige Lücke im Produktportfolio geschlossen. Aber der Weg wird kein leichter. Die Unternehmen müssen den Wandel von einer produkt-zentrischen Welt in ein konsumenten-zentriertes Geschäftsmodell vollziehen.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Fraglich ist, ob sich SAP die Komplexität des vor ihren Kunden liegenden Transformationsprozesses in Gänze bewusst gemacht hat. Die digitale Transformation ist eine gewaltige Gemengelage - sie beginnt bei der Prüfung des Geschäftsmodells und endet in einem kulturellen Wandel. Anbieter wie SAP müssen daher hinsichtlich des Reifegrads ihrer Produkte und den Leistungsumfängen ihrer neuen Applikationen und Anwendungen noch mehr Transparenz schaffen.

Schließlich stoßen Kunden derzeit schon in ihren Systemlandschaften auf eine hohe Komplexität. Die Orientierung, mit welchen Produkten und mit welcher Architektur SAP-Kunden diese Systemlandschaften künftig ausgestalten sollen, wird zunehmend schwieriger. Daher ist es umso wichtiger, dass SAP über die eigene Produktwelt hinausschaut und Tools anbietet, mit denen Transformations- und Migrationsszenarien mit SAP- und Non-SAP-Anwendungen erstellt werden können.

Es gibt noch viel zu tun

Fakt ist nun einmal: Die Kunden tauschen nicht einfach eine Business Suite gegen S/4HANA. Sie ersetzen vielmehr das Herz eines hochkomplexen Organismus, dessen weitere Organe in vielen Fällen nicht von SAP stammen. Es reicht also nicht aus, Migrationsszenarien und Tools für die SAP-Systemwelt zur Verfügung zu stellen.

Die Kunden brauchen umfassendere Analyse-Instrumente und Services, die es ermöglichen, alle wesentlichen IT-Applikationen und -Systeme bei der Entwicklung einer Migrations- und Transformationsstrategie mit einzubinden. Und wer, wenn nicht SAP, der Systemlieferant für den digitalen Kern, sollte diese Instrumente liefern?