Private Unternehmen nicht die Wunschkandidaten

E-Government: Beamte kooperieren am liebsten mit Beamten

11.01.2008 von Christiane Pütter
Der Amtsschimmel ist auf Trab: Hatten 2003 erst gut ein Drittel der Landkreise ein Kreisnetz aufgebaut, sind es mittlerweile 42 Prozent. Der Einsatz von Informationstechnologien zur Modernisierung der Verwaltung ist angekommen. Allerdings arbeiten die Verwaltungen lieber mit ihresgleichen zusammen, private Unternehmen sind als Kooperationspartner weniger gern gesehen. Das hat die zweite E-Government-Umfrage des Deutschen Landkreistages ergeben.
Nicht überall sind die Infastrukturen so ausgebaut, dass die Bürger Behörden-übergreifend etwas erledigen können.

Dennoch: Erst die Hälfte der Landkreisverwaltungen hat eine E-Governement-Strategie und ein entsprechendes Umsetzungskonzept ausformuliert oder zumindest in Planung. Die andere Hälfte also nicht.

Dabei steht für 55 Prozent der Befragten die Optimierung der Geschäftsprozesse im Vordergrund. 36 Prozent begreifen die Modernisierung als Chance, Verwaltungsabläufe neu zu gestalten und neun Prozent nennen Aufgabenkritik als Ziel.

Prozess-Optimierung scheint für die Behörden allerdings durchaus mit dem Gedanken vereinbar, dass die Dinge bleiben sollen, wie sie sind. So hat die große Mehrheit von 84 Prozent auf die Frage, ob Geschäftsprozesse für die elektronische Bearbeitung verändert oder angepasst wurden, geantwortet: "Ja, in Einzelfällen". Nur sieben Prozent haben die Abläufe in jedem Projekt überarbeitet - und neun Prozent in keinem.

Die Autoren der Studie wollten wissen, welche Punkte beim E-Government Priorität genießen. Die Standardisierung des Datenaustausches und die IT-Sicherheit werden jeweils von fast allen Befragten als "sehr hoch" oder "hoch" eingeschätzt. Es folgen Datenschutz, Aufbau der E-Government-Basisinfrastruktur und Verschlüsselung.

Private Unternehmen sind aus Behördensicht nicht die optimalen externen Partner.

Die große Bedeutung der IT-Sicherheit findet sich jedoch nicht in der Praxis wieder: Nur 43 Prozent der Verwaltungen verfügen über ein Sicherheitskonzept. Bei 45 Prozent ist immerhin eines geplant. Bei zwölf Prozent aber noch nicht einmal das.

Ein weiteres Thema der Studie ist die Zusammenarbeit mit Externen bei der Umsetzung von E-Government-Projekten. Dabei werden andere Verwaltungen von drei Viertel der Umfrageteilnehmer positiv bewertet - alle anderen Partner schneiden deutlich weniger gut ab. So werden Privatunternehmen zwar immerhin noch von 48 Prozent positiv bewertet, erhalten von etwa jeder zehnten Verwaltung aber schlechte Noten. Kommunale IT-Dienstleister bekommen von 46 Prozent der Behörden eine gute Einschätzung, Forschungseinrichtungen werden überwiegend neutral bewertet.

Die E-Signatur ist geplant

Die Initiatoren der Umfrage wollten außerdem wissen, welche Leistungen bereits online umgesetzt worden sind. An erster Stelle stehen KFZ-Zulassungen. Mit deutlichem Abstand folgen Bürgerinformations-Systeme, Baugenehmigungsverfahren und die Wirtschaftsförderung.

Folgende Punkte haben die Verwaltungen geplant: Elektronische Signatur, Ausländerwesen sowie Zuständigkeitsfinder beziehungsweise Behördenwegweiser.

Das mag mit der Diskussion um eine mögliche "Behördenrufnummer 115" zusammenhängen, über die Bürger Abteilungs-übergreifend Auskünfte erhalten sollen. 57 Prozent der Befragten wären bereit, ein Behörden- und Ebenen-übergreifendes Service-Center einzurichten, das über eine bundeseinheitliche Telefonnumer 115 erreichbar ist. 43 Prozent lehnen das ab. Von Einigkeit kann keine Rede sein.

Die Frage, ob im Landkreis Infrastrukturen bestehen, über die die Bürger übergreifend Fragen stellen und Behördengänge abwickeln können, bejaht lediglich eine Minderheit von neun Prozent. Weitere 33 Prozent antworten immerhin mit einem vagen "teilweise". Sechs Prozent planen eine solche Struktur.

Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat diese Ergebnisse in seiner zweiten E-Government-Umfrage veröffentlicht. Zwei Drittel der 313 Landkreise haben an der Studie teilgenommen.