IT-Strategie der MDAX-Unternehmen - SGL Carbon

Eines für alle

20.05.2005 von Patrick Goltzsch
Knapp zwanzig Millionen Euro investierte SGL Carbon über drei Jahre hinweg in seine Initiative "SGL One“. Ziel war es weltweit eine für den Konzern einheitliche IT-Landschaft auf der Basis von SAP zu etablieren. Ausgenommen von dem Umbau blieb nur der Geschäftsbereich Korrosionsschutz, den SGL Carbon Anfang dieses Jahres verkaufte. Zuerst wurde das System zum Jahreswechsel 2004 in Spanien und Nordamerika eingesetzt. Seit Ende Januar dieses Jahres ist SGL One konzernweit im Einsatz.

1992 war das Unternehmen durch den Zusammenschluss des deutschen Graphit-Spezialisten SIGRI mit der amerikanischen Great Lakes Carbon hervorgegangen. Danach begann SGL Carbon durch Zukäufe zu expandieren und ist heute mit über 20 Standorten in Europa und Nordamerika vertreten. Damit verbunden war die Entstehung einer heterogenen IT-Landschaft, die durch SGL One nun vereinheitlicht wurde.

Die Entscheidung, mit SGL One konzernweit SAP einzusetzen, lag nahe, da die deutschen Standorte schon seit langem mit der Software aus Walldorf arbeiten. Auch einige der ausländischen Niederlassungen setzten SAP-Software ein.

Der Umbau ist weitgehend abgeschlossen und der seit Anfang des Jahres amtierende und für die IT zuständige Vice President CBS (Corporate Business Systems) Christian Pagel setzt für die anstehende Arbeit drei Schwerpunkte. Die jetzt auf einer gemeinsamen Basis laufenden Prozesse sollen betriebswirtschaftlich optimiert und vereinheitlicht werden. Schulungen stellen sicher, dass die Anwender die neuen Möglichkeiten auch ausschöpfen können. Schließlich strebt Pagel an, die analytischen Systeme, etwa das Knowledge Management und das Business Warehouse, auszubauen und die Nutzung von Technologien zur Anbindung von Kunden und Lieferanten voran zu treiben.

Zu Pagels ersten Amtshandlungen gehört die Auslagerung großer Teile der IT an den Siegburger Dienstleister Thales Information Systems GmbH. Betroffen vom Outsourcing sind die IT-Infrastruktur und der Betrieb des Rechenzentrums. Durch den Verkauf und weiteres Outsourcing rechnet das Unternehmen mit IT-Kosteneinsparungen von zehn Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Zudem werden durch die aufgrund der nun harmonisierten IT-Landschaft vereinheitlichten Verwaltungsabläufe bis Ende 2006 insgesamt 150 Stellen abgebaut.

Die Grenze für das Outsourcing zieht Pagel entlang des Know Hows: "Projekte, die sich mit der Entwicklung und Anpassung von Software befassen, werden wir nach außen geben, doch das Wissen um den Betrieb und die Verbesserung der Prozesse bleibt bei SGL Carbon.“ Jeweils zum Abschluss eines Erweiterungsprojekts erfolgt der Wissenstransfer von den Dienstleistern zu den eigenen Mitarbeitern im Unternehmen, um die Kontrolle über die Prozesse und die kontinuierliche Unterstützung der Anwender zu sichern.

Hinter der Entscheidung, zwischen den grundlegenden Diensten und geschäftsrelevanten Prozessen einen Trennstrich zu ziehen, steht das IT-Steuerungskomitee des Konzerns. Ihm gehören der Finanzvorstand, der Vice President CBS, die Fachbereichsleiter der Business Units und die Leiter der Zentralbereiche des Unternehmens an. Das Gremium koordiniert die Prioritäten innerhalb der IT Strategie für das Unternehmen. "Die Strategie entsteht so im Dialog mit den Geschäftseinheiten von SGL Carbon“, sagt Pagel. Sichergestellt ist damit, dass die Projekt- und Entwicklungsschwerpunkte den Bedürfnissen des Unternehmens gerecht wird.