Für alle Betriebssysteme

Erste mobile Personalausweis-App ist da

01.03.2011 von Johannes Klostermeier
Weil die App für den neuen Ausweis auf Java basiert, läuft sie allen Plattformen und mobilen Geräten. Die erste App von einem Privatanbieter konkurriert jetzt mit der offiziellen Bürger-App des Innenministeriums.
So sieht die neue App von Synchronity auf dem Gerät des Nutzers aus.

Das Thüringer Unternehmen Synchronity hat eine von der bisherigen Bürger-App, die im Auftrag des Bundesinnenministeriums entwickelt wurde, unabhängige App für den neuen Personalausweis (nPA) entwickelt. Die Vorstellung soll auf der diesjährigen Cebit in Hannover (Stand B29 in Halle 9 am Gemeinschaftstand des Landes Thüringen) erfolgen.

Das Besondere an der Anwendung für Online-Händler, Banken, Versicherer und Einrichtungen der öffentlichen Hand, ist vor allem ihre Größe, oder besser Kleinheit: Die neue App basiert auf Java und ist nur etwas über ein Megabyte groß.

Um den neuen Personalausweis im Web zu nutzen, braucht der Bürger ein Programm. Die offizielle Bürger-App wurde durch Sicherheitslücken bekannt.
Foto: Bundesministerium des Innern (BMI)

Christian Kahlo, Research Manager IT-Security bei Synchronity, sagt: „Die offizielle Bürger-App ist etwa 49 Megabyte groß und hat eine Riesenhölle von DLLs, aktiven Bibliotheken, dabei, weil man für jedes Betriebssystem eine eigene Anpassung braucht. Das ist schon beim Entwicklungsprozess nicht angenehm, aber auch beim Deployment beim Kunden nicht schön. Wir haben pures Java untendrunter. Überall dort, wo Java existiert und die Treiber entsprechend eingerichtet sind, ist unsere App lauffähig."

Dadurch wird die Anwendung auch auf mobilen Endgeräten nutzbar sein. Nach eigener Aussage ermöglicht das Unternehmen damit erstmals die elektronische Identitätsprüfung auch in der mobilen Welt. Mit der Lösung lässt sich das Identifikationsverfahren des neuen Personalausweises aber natürlich auch von jedem PC ausführen.

Geschäftsführer Sascha Sauer: Will mit seiner App helfen, aus dem Ausweis eine Erfolgsgeschichte zu machen.
Foto: Synchronity

Das Unternehmen will damit den Einsatz des neuen Ausweises entscheidend erleichtern und die bisherige Pannenbilanz des elektronischen Personalausweises in eine Erfolgsgeschichte verwandeln. „Wir sind der Überzeugung, dass die Ausweis-App neuen Schwung in die Etablierung des nPA als Mittel des elektronischen Identitätsabgleichs bringen wird", sagt Sascha Sauer, Geschäftsführer von Synchronity.

"Entgegen den Diskussionen um die ernüchternde Zwischenbilanz des nPA, ist die Ursache hierfür nicht in mangelnder Sicherheit zu sehen. Vielmehr liegt der Grund in fehlenden Integrationsmöglichkeiten in der Praxis, die sowohl durch einfache Handhabung als auch durch lückenlose Sicherheit überzeugen", erklärte er.

Identifikation im Internet so einfach und sicher wie möglich

Die geringe Größe und Komplexität der Anwendung ermögliche es, den nPA als digitalen Identitätsabgleich mit geringerem Aufwand als bisher in bestehende Online-Anwendungen zu integrieren. „Ziel muss es sein, die eindeutige Identifikation im Internet so einfach und sicher wie möglich zu gestalten. Mit unserer App haben wir hierfür einen Meilenstein erreicht", lobt Geschäftsführer Sauer seine Firma und Mitarbeiter.

„Der Dienstanbieter kann die App relativ einfach in seine Prozesse für sein Portal, seine Anwendung integrieren. Unsere Ausweis-App ist dann quasi automatisch da, sobald man an einen EAI-Service angebunden ist", sagt Kahlo. Und während es bei der offiziellen Bürger-App eine ganze Weile dauern kann, bis sie wirklich zur Verfügung steht, soll die neue Ausweis-App wesentlich schneller bereit sein.

Aufgrund der Programmierung in Java ist die App mit allen gängigen Betriebssystemen kompatibel. Einen weiteren Vorteil seine App sieht Sauer in einem Zugewinn an Sicherheit: „Im Vergleich zu anderen Lösungen besteht bei unserer Ausweis-App die Möglichkeit, Nutzer zur Verwendung von Lesegeräten mit Pin-Pad zu zwingen. Das hat wesentlichen Einfluss auf die Sicherheit der Anwendung; nur Lesegeräte mit Pin-Pad können die höchstmögliche Sicherheit garantieren."

Die Hoffnung von Synchronity ist, dass in Zukunft Online-Portale, Behörden, Versicherungen und Banken die App ihren Nutzern zum Download anbieten. Sie könne entsprechend den Kundenwünschen bezüglich Layout, Design und Sicherheitsvorgaben einfach angepasst werden.

Christian Kahlo, Research Manager IT-Security, hat die App mitentwickelt.
Foto: Synchronity

Zwei bis drei Leute haben zwei Jahre an der neuen App gebaut. Dabei war Synchronity ursprünglich gar nicht damit angetreten, eine Ausweis-App zu bauen. „Unser Produkt ist mehr oder weniger nebenbei entstanden", berichtet Kahlo. „Aus Testszenarien, aus Protokollimplementierungen und aus dem Review der Spezifikationen heraus. Wir haben uns dann Gedanken gemacht, wie man das in eine Applikation bringen kann. Dann haben wir eine GUI entwickelt, die für den Nutzer vorteilhafter sein sollte als die alte Version und haben ein Applikationsbundle geschnürt."

Neue App wird auf der Cebit vorgestellt

Wie das neue Produkt vermarktet werden soll und was die Lizenzen kosten, ist noch offen. Christian Bruntsch, Leiter Marketing bei Synchronity. „Das wollen wir in den nächsten Tagen entscheiden. Wir wollen auf der Cebit unser Produkt erst einmal vorstellen. Klar ist: Wir richten uns an alle Einrichtungen, die die neue Ausweisinfrastruktur nutzen wollen."

Synchronity, eine Tochter der Ageto Holding AG, beschäftigt 60 Mitarbeitern an vier Standorten in Deutschland und hat sich auf die Entwicklung schlüsselfertiger webbasierter Antragsportale spezialisiert, die einen schnellen und effizienten Datenaustausch zwischen Bürgern und öffentlichen Institutionen ermöglicht, bietet Internet-Anwendungen für E-Government und komplexe Business-Intelligence-Lösungen für den öffentlichen Bereich an.

Einen Namen gemacht hat sich das Unternehmen unter anderem auch durch das Portal www.ausweis-portal.de, ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Unternehmen, die sich auf Services rund um den neuen Ausweis spezialisiert haben, es soll als zentrale Anlaufstelle dienen für alle Anfragen von Unternehmen rund um den neuen Personalausweises - von der Planung bis zur Schulung.

Bürger-App gibt es bisher nur für Windows-Rechner

Die offizielle Bürger-App wurde von der Open Limit SignCubes AG im Auftrag der Siemens IT Solutions and Services GmbH entwickelt. Eine Version steht bisher nur für Windows-rechner zur Verfügung, Apps für Mac OS und Linux sind geplant. Ursprünglich hieß die Software Bürger-Client. Mit dem neuen Namen erhoffte sich das Innenministerium mehr Neugier und Akzeptanz.

Die erste Version der Bürger-App musste im vergangenen Jahr zurückgezogen werden, durch eine Schwachstelle in der automatischen Update-Funktion konnten Angreifer, Schadsoftware auf den Rechner des Nutzers aufspielen und damit die Kontrolle über das Gerät erlangen. Seit Anfang Januar 2011 gibt es nun eine verbesserte Version. Darüber hatte CIO.de in den Artikeln "Ausweis-App: Neue Version in Kürze" und "Neue Ausweis-App im Januar" berichtet. Künftig will das BSI zu regelmäßigen Terminen kumulierte Updates für die Ausweis-App zum Download bereitstellen.

Quelle: CIO.de