Kreditwirtschaft

Euro-Krise bremst Restrukturierung aus

05.03.2012 von Ursula Pelzl
In der europäischen Kreditwirtschaft hat es 2011 ein Viertel weniger Übernahmen und Beteiligungen als im Vorjahr gegeben, so eine aktuelle PwC-Studie.
Die Konsonsolidierung des europäischen Bankenmarktes hat sich verlangsamt.
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Seit Jahren ist die Konsolidierung des europäischen Bankenmarktes das grenzübergreifende Branchenthema. Doch angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten, Euro-Krise und der Rettung von Griechenland ist es 2011 zu weniger Mergers & Acquisitions (M&A) gekommen als im Vorjahr.

Das Gesamtvolumen der im Jahr 2011 angekündigten Übernahmen und Beteiligungen in der europäischen Finanzbranche (Banken, Versicherungen, Asset Management u.a.) fiel gegenüber 2010 um rund 25 Prozent auf 37,9 Milliarden Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit 2003. Das berichtet die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in der Studie "European Financial Services M&A 2011".

Deutlich besser als im Vorjahr fiel lediglich das Ergebnis für das vierte Quartal 2011 aus. Das M&A-Volumen stieg in den letzten drei Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahreswert um 74 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Allein vier Milliarden Euro davon entfielen auf die Verstaatlichung der in Schieflage geratenen Dexia-Bank. Insgesamt machten Transaktionen mit staatlicher Beteiligung im Jahr 2011 rund 12 Prozent des gesamten M&A-Volumens aus.

Von erzwungener Restrukturierung bis hin zu strategischer Expansion reichten die Motive der Player im europäischen M&A-Bankensegment im vergangenen Jahr. Bemerkenswert ist die Expansion russischer Institute, namentlich von Sberbank und VTB Bank. Auf die VTB entfallen drei der 20 größten Deals des Jahres. Die Sberbank schloss mit der Übernahme der österreichischen Volksbank International einen der wenigen größeren grenzüberschreitenden Deals ab.

Während in England die Re-Privatisierung der Bank Northern Rock durch den Verkauf an den Finanzinvestor Virgin gelang, gab es in Spanien mehrere Zusammenschlüsse im Sparkassensektor.

Insgesamt belief sich das M&A-Transaktionsvolumen in der europäischen Bankenbranche 2011 auf rund 22,6 Milliarden Euro gegenüber 30,5 Milliarden Euro im Vorjahr.

M&A bei Versicherungen nahezu stabil

In der Versicherungsbranche hingegen blieb das M&A-Volumen mit 8,9 Milliarden Euro nahezu stabil (2010: 9,5 Milliarden Euro). Dazu trugen auch Investments von Private-Equity-Fonds bei, wie beispielsweise die Übernahme des belgischen Versicherers Fidea durch JC Flowers.

Private Investoren werden sich nach Einschätzung von Markus Burghardt, Mitglied des Vorstands für den Bereich Financial Services bei PwC, insbesondere im Bankensektor weiter mit größeren Transaktionen zurückhalten. Entsprechend unsicher sind Prognosen für die Entwicklung des M&A-Geschehens im laufenden Jahr.

"Transaktionsstau" im europäischen Finanzsektor

Für eine weitere Konsolidierung des europäischen Finanzsektors sprechen viele Gründe. Auf der Verkäuferseite sind dies die höheren Eigenkapitalanforderungen, die schwierige Refinanzierungssituation und die Neuausrichtung der Geschäftsmodelle.

Auf der Käuferseite zeichnet sich eine Konzentration auf die Kernmärkte und -produkte ab. Doch Risikokapital ist knapp. Dies führt aufgrund häufig nicht zu vereinbarender Preisvorstellungen zum derzeitigen 'Transaktionsstau'", kommentiert Christopher Sur, Leiter des Bereichs Financial Services Transaction Services die Studienergebnisse.

Die Studie "European Financial Services M&A 2011" steht zum Download unter: www.pwc.de/fs-ma-2012