Nahfunktechnik in Smartphones

FAQ - Was ist was bei Bluetooth?

16.10.2014 von Harald Karcher
Bluetooth ist Standard bei Smartphones und vielen Tablets. Die Funktechnologie verbindet Headsets, Tastaturen, dient für die Freisprecheinrichtung im Fahrzeug und vieles mehr. Wie weit funkt Bluetooth eigentlich, welche Daten lassen sich übertragen und was lässt sich noch alles damit machen? Lesen Sie alles Wissenswerte zu Bluetooth.

Die fünf Gründungsunternehmen der Bluetooth Special Interest Group (BT SIG), sprich Ericsson, IBM, Intel, Nokia und Toshiba, haben die Version 1.0 der Bluetooth-Spezifikation schon am 26. Juli 1999 verkündet. Damals erklärten sie: Mit Bluetooth, kurz BT, lassen sich "mobile PCs und Kommunikationsgeräte schnell und einfach drahtlos miteinander verbinden" und Daten bei "sehr hohen Übertragungsraten" über das Internet austauschen: Darüber hinaus könnten die Benutzer von Notebooks, Mobiltelefonen und Peripheriegeräten ihre Daten zu jedem Zeitpunkt "kinderleicht synchron halten".

Kinderleicht? Das war zehn Jahre lang ein frommer Wunsch. Die meisten Handy-Hersteller haben BT einfach in Milliarden von Handys verbaut, auch wenn das anfangs niemand nutzen wollte, weil es zu schwierig war. Laut IHS Technology werden derweil aber alleine im Jahr 2014 circa 2,2 Milliarden BT-fähige Geräte ausgeliefert. 2018 sollen es gar 3,8 Milliarden sein. Kumuliert wurden, laut ABI Research, bis 2014 bereits 15 Milliarden BT-fähige Geräte ausgeliefert. Die Marktforscher erwarten, dass 2018 etwa 96 Prozent aller Handys und Smartphones den BT-Funk ab Werk verbaut haben. Die BT SIG hatte per Sommer 2014 schon 23.000 Mitgliedsunternehmen. Auf ihrer Webseite sind zigtausende BT-Produkte gelistet.

Doch was verbirgt sich alles hinter Bluetooth, wie funktioniert es, was ist damit konkret alles möglich? Lesen Sie unsere FAQ:

Wie schnell funkt Bluetooth?

Die Version 1.0 von Bluetooth, kurz BT, definiert eine maximale Brutto-Daten-Rate von insgesamt 732,2 Kbit/s. Dazu kommen bis zu drei Audio-Verbindungen gleichzeitig. Es gibt folgende Einsatz-Optionen:

Grund: Bluetooth will dem Anwender je nach Bedarf symmetrische und asymmetrische Verbindungen bieten, und auch das Circuit Switching (leitungs-vermittelt) und das Packet Switching (paket-vermittelt) miteinander kombinieren: Dadurch soll Bluetooth optimale Konditionen für den Verkehr von Sprache und von Daten im gleichen System bieten: Denn Sprache überträgt man traditionell vorzugsweise über symmetrische und leitungsvermittelte Strecken. Beim Surfen dagegen wählte man bislang eher asymmetrische TCP/IP-Verbindungen mit viel Downstream und wenig Up-Stream. Schickt man Voice jedoch "over-IP", dann gelten diese alten Regeln nicht mehr. Bluetooth soll für die Sprach-Übertragung beide Möglichkeiten anbieten, Circuit Switching und Packet Switching. Soviel zu den Grundlagen der Version 1.0.

Bluetooth Version 2+E.D.R. (Enhanced Data Rate) ist seit 2004 definiert: Damit schafft BT offiziell 2,1 Mbit/s Brutto. Auch mit diesem Speed-Zuwachs ist Bluetooth erheblich langsamer als WiFi-11abgn, erst recht WiFi-11ac, das per 1.9.2014 in der Praxis bei 3x3-MIMO bis 1300 Mbit/s brutto liegt. BT 2.0 ist rein rechnerisch somit 600 Mal langsamer als WLAN-11ac. Die viel geringeren Bluetooth-Datenraten reichen aber für drahtlose Headsets, Lautsprecher, Fitness-Tracker, Tastaturen und Mäuse. BT will lieber Energie sparen, als mit High-Speed auftrumpfen, damit die Akkus von mobilen Geräten wie Handy, Laptop oder Tablet möglichst lange halten.

Bluetooth Version 4.0 hat unter anderem ein spezielles Low Energy Modul bekommen: Dadurch sollen BT-Geräte mit einer Knopf-großen Batterie jahrelang funkfähig bleiben.

Bluetooth Version 4.1, per 1.9.2014 die aktuellste Version, wird von der BT SIG unter anderem als "drahtlose Technologie für das Internet der Dinge" positioniert, weil sie in der Kernspezifikation schon kompatibel zu IPv6 sein soll. IPv6 will Milliarden von verschiedenen Geräten und "Dingen" eindeutig unterscheiden und adressieren können.

Bluetooth
Bluetooth SIG
Die Bluetooth Special Interest Group (BT SIG) hat schon am 26. Juli 1999 die Version 1.0 der Bluetooth-Spezifikation bekannt gegeben.
Bluetooth SIG
Bluetooth-Geräte der Power-Klasse 1 haben ähnliche Reichweiten wie WLAN. In der Power-Klasse 3 dagegen steht das Energiesparen im Vordergrund.
Bluetooth SIG
In den USA und in vielen Ländern Europas, so auch in Deutschland, darf Bluetooth ein relativ breites Spektrum von 2400 bis 2484 MHz nutzen.
Bluetooth SIG
Am 1. Dezember 1999 wurde unter anderem das Bluetooth Headset Profil publiziert. Es hat sich seitdem zu einem der relevantesten BT-Profile entwickelt.
Bluetooth SIG
Bluetooth im Auto: Schon im Jahr 2000 kam dieses damals supercoole Bluetooth-Headset von Ericsson auf den Markt. Inzwischen sind BT-Headsets kleiner und leichter geworden.
Bose Soundlink Wireless Speaker
Bluetooth im Laptop: Der erste Bose Soundlink Wireless Mobile Speaker mit Akku und Bluetooth (BT) kam 2011 auf den Markt. Einmal richtig via BT gekoppelt, fand er sein Windows-7-Notebook fortan immer wieder automatisch in der Luft, bis circa 10 Meter Entfernung.
Bose Soundlink Wireless Speaker
Bluetooth im Handy: Mit dem Soundlink Mini Bluetooth Speaker ist Bose seit 2013 ein Bestseller gelungen: Satte Bässe, schöne Mitten, klare Höhen, cooles Design: Hier überträgt ein Apple iPhone 5s gerade seine Lieder mittels BT drahtlos an den mobilen Bluetooth-Lautsprecher.
Bluetooth Zahnbürste
Bluetooth in der Zahnbürste: Im Sommer 2014 kam die weltweit erste Zahnbürste mit Bluetooth 4.0 samt Handy-App für iOS und Android auf den Markt. Der Zungenbrecher nennt sich Braun Oral-B Black Pro 7000 SmartSeries.
Bluetooth Wireless PC Card
Die ersten BT-Nachrüst-Adapter für Laptops kamen 2001 in der Gestalt von PC Cards. Die dazu nötigen PC Card Slots findet man heute fast nur noch in Business-Laptops, jedoch kaum mehr in Consumer-Notebooks.
USB Bluetooth Adapter
Dieser frühe USB-to-Bluetooth-Adapter von 3Com aus dem Jahre 2001 hatte noch eine aufklappbare BT-Antenne. Anno 2014 sind BT-USB-Adapter kaum mehr größer als ein Fingernagel.
Logitech USB Bluetooth Adapter
Unten ein schwarzer USB-to-Bluetooth-2.0-Adapter von Logitech für BT-Tastatur und -Maus aus dem Jahre 2008. Oben drauf ein Weißer von Rapoo aus 2014.

Wie weit funkt Bluetooth?

Keine Funktechnologie ist ein Perpetuum Mobile, keine kann Energie aus dem Nichts herbei zaubern: Je mehr Speed und Reichweite man per Funk erzielen will, desto mehr Energie muss man zuführen, egal ob es sich um terrestrisches Radio und Fernsehen, um Mobilfunk der Gattungen 2G, 3G, 4G, 5G, um WLAN, um Bluetooth oder um TransferJet handelt:

Auf welcher Frequenz funkt Bluetooth?

Bluetooth darf man - fast weltweit - im lizenzfreien ISM-Band (Industrial, Scientific and Medical Band) bei 2,4-GHz nutzen. Allerdings funken auch WLAN-11bgn-Geräte und Mikrowellenöfen in diesem überfüllten Spektrum. Je mehr Geräte in diesem "Internationalen Schmutz- und Müll-Band" funken, desto stärker können sie sich gegenseitig stören. Nicht zuletzt deshalb ist das neue Gigabit-WLAN-11ac auch schon komplett ins 5-GHz-Band ausgewichen.

Bluetooth dagegen will das Störungs-Problem auf 2,4-GHz seit jeher durch ein aggressives Frequenz-Sprung-Verfahren alias Frequency Hopping überwinden: Dazu wird das Band in Deutschland zum Beispiel in 79 Frequenzstufen im 1-MHz-Abstand eingeteilt, die bis zu 1600-mal in der Sekunde durchsprungen werden. Man sagt auch: BT macht 1600 "Hops per Second", um den Störungen quasi ständig davon zu rennen. Im Gegensatz dazu verharrt WLAN-11bgn recht lange, oder sogar ständig, je nach Einstellung, auf einem der WLAN-Kanäle 1 bis 11, in Deutschland 1 bis 13.

Wo liegt die Hauptanwendung von Bluetooth?

Bluetooth im Auto: Schon im Jahr 2000 kam dieses damals supercoole Bluetooth-Headset von Ericsson auf den Markt. Inzwischen sind BT-Headsets kleiner und leichter geworden.
Foto: BMW

Die ersten BT-Geräte kamen anno 2000 auf den Markt: Nämlich Handys und Headsets. Just diese kabellose Anbindung von Bluetooth-Headsets an Bluetooth-Mobiltelefone war zunächst die einzig massenhafte Anwendung. Bald folgten auch BT-Freisprechanlagen für Autos.

Derweil gibt es auch immer mehr Bluetooth-fähige Lautsprecher mit Akkus für den mobilen Einsatz, etwa von Bose, Logitech, Rapoo und Weiteren.

Neuerdings werden auch körpernahe Wearables, etwa Sport- und Fitness-Bänder, per Bluetooth an Smartphones gekoppelt. Zu den jüngsten Gadgets zählt per Sommer 2014 die weltweit erste Bluetooth-4.0-Zahnbürste mit Handy-App von Braun für iOS und Android.

Ganz anders bei den weniger mobilen PCs und Laptops. Dort steht die drahtlose Anbindung von Mäusen und Tastaturen mittels Bluetooth im Vordergrund.

Kann man Bluetooth nachrüsten?

Bluetooth wurde schon in Milliarden von Handys und Smartphones ab Werk verbaut. Auch Laptops haben oft BT an Bord. Steckt ein veraltetes WLAN- und BT-Modul intern im Notebook, kann man es in vielen Fällen auch selber tauschen. Ein modernes Funk-Modul für WLAN-11ac der Marke Intel Dual Band Wireless-AC 7260 für 2x2 MIMO bis 867 MBit/s mitsamt Bluetooth 4.0 hat einen Straßenpreis um die 65 Euro. Allerdings sollte der Laptop auch passende Antennen für WLAN-AC und BT4.0 verbaut haben, sonst macht ein Upgrade wenig Sinn.

Ansonsten gibt es auch extern steckbare BT-USB-Adapter in der Größe eines Fingernagels schon für einstellige Euro-Beträge.

Nachrüstbar: Unten ein schwarzer USB-to-Bluetooth-2.0-Adapter von Logitech für BT-Tastatur und -Maus aus dem Jahre 2008. Oben drauf ein Weißer von Rapoo aus 2014.
Foto: Harald Karcher

Bei Gadgets und Geräten ganz ohne USB-Buchse und ganz ohne USB-fähiges Betriebssystem kann man BT in der Regel nicht selber nachrüsten, weder intern noch extern.

Wie läuft das Pairing bei Bluetooth?

Viele User sind vom komplizierten Pairing der Bluetooth-Partner seit jeher genervt. Einige Hersteller, etwa von Mäusen, Tastaturen und Fitnessbändern, liefern deshalb einen kurzen USB-Stick mit, der schon ab Werk fest mit dem jeweiligen Gerät gepaart ist. Man steckt den fertig gepaarten Stick dann nur noch in einen freien USB-Slot am PC oder am Laptop, und spart sich jede eigene Pairing-Mühe, egal ob der Rechner ein eigenes BT-Modul drin hat oder nicht.

Bei Smartphones kann man in der Regel keinen BT-Stick im vollen USB-Format anstecken. Viele jüngere Smartphones haben aber NFC ab Werk verbaut. Diesen Nahbereichs-Funker kann man als Koppelungs-Katalysator für Bluetooth nutzen: Beim bloßen Dranhalten des NFC-Handys an einen NFC-fähigen BT-Partner startet das BT-Pairing vollautomatisch durch. Zumindest in der Theorie.