IT-Manager wetten

Feste Büro-Schreibtische gibt es nicht mehr

23.08.2011 von Stefan Herrlich
Stefan Herrlich, GF der Siemens Enterprise Communications, wettet, dass im Jahr 2021 ... Wetten Sie mit!
Stefan Herrlich, GF der Siemens Enterprise Communications.
Foto: Siemens Enterprise Communications

"Ich wette, dass wir in zehn Jahren fast keine herkömmlichen Büroarbeitsplätze mehr haben und uns trotzdem effizienter, intensiver und sicherer austauschen."

Für viele Angestellte ist er ein fester Bestandteil ihres Lebens: der feste Arbeitsplatz im Büro. Links steht eine Grünpflanze, die liebevoll gepflegt wird. Rechts Fotos. Den Monitor mitten auf dem Schreibtisch umrahmen Post-It-Notizen. Viele Büroarbeitsplätze haben noch immer eines gemeinsam: Sie befinden sich unverrückbar an einem Ort. Arbeitnehmer suchen sie jeden Tag auf, verrichten den Großteil ihrer Arbeit nur dort und sind auch emotional und mit ihrer Arbeitseinstellung oft zu fest daran gebunden.

Ich glaube, dass wir hier bis 2021 einen umfassenden Wandel erleben werden. Das beschriebene Büroumfeld wird dann kaum mehr existieren. Arbeitsorte und Lebensstrukturen werden räumlich flexibel miteinander verschmelzen, und dennoch werden die Interaktionen mit Kollegen, Kunden und Partnern intensiver und gleichzeitig effizienter.

Warum? Weil Kommunikation und der Zugriff auf Anwendungen und Daten nahtlos von überall aus möglich sein werden. Das Kommunikations- und Benutzererlebnis wird durch neue Technologien und Schnittstellen natürlicher. Der Arbeitsplatz ist nicht mehr stationär, sondern mobil. Teams bilden sich abteilungs- und ortsunabhängig auf Projektbasis. Flexible Kommunikation wird zum Schlüsselelement.

Überall dort, wo wir uns aufhalten, können wir voll produktiv arbeiten und allumfassend miteinander interagieren. Außerdem: Nur wenn Unternehmen und Institutionen diese Rahmenbedingungen bieten, werden sie den mit digitalen Medien aufgewachsenen Nachwuchs auf dem globalen Arbeitsmarkt für sich gewinnen können.

Sprache ist immer existenzieller Baustein

Alle Wetten finden Sie im CIO-Jubiläumsbuch. Die Redaktion stellt das Buch am 29. September anlässlich der 10-Jahres-Feier des Magazins im Bonner Kameha Grand Hotel vor.
Foto: IDG Business Media GmbH

Möglich wird das zum einen, weil die verschiedenen technischen Kanäle, über die Kommunikation heute noch abläuft, verschmelzen. Bereits heute ist Voice over IP (VoIP) weit verbreitet. Unified Communications, Collaboration (UCC) und Communication Enabled Business Processes (CEBP) werden selbstverständlich sein. Sprache ist dabei immer existenzieller Baustein und wird durch Hardware und Software weiter an Qualität gewinnen. Aber sie ist eine Form von Daten neben vielen anderen, die über dieselben Netzwerke und Protokolle übermittelt werden.

Das eröffnet viele Möglichkeiten für neue, leistungsfähige Endgeräte und den Umgang mit dem gesprochenen Wort. An die Stelle des klassischen, puristisch ausgestatteten Handys treten schon heute Smartphones und Tablet-PCs, die so leistungsfähig sind wie aktuelle Desktop-Rechner. Sie sind dank flächendeckender Versorgung mit mobilem Internet und WLAN immer ans Netz angebunden.

Desktop-PCs und Schreibtischtelefone wird es dann vermutlich auch noch geben. Allerdings nicht wie heute als personalisierte, feste Arbeitsumgebung, sondern eher in Form von Terminals und weiterentwickelten Dockingstations, die bei Bedarf genutzt werden und mit denen mobile Endgeräte mit der stationären Infrastruktur verbunden werden.

Natürlich funktioniert der Übergang zwischen den mobilen Endgeräten untereinander und zu den Terminals völlig nahtlos. Die Call-Swipe-Technologie, die Siemens Enterprise Communications für Android-Geräte bereits anbietet, gibt darauf einen Vorgeschmack: Eine kleine Geste verschiebt ein Telefonat zum Beispiel vom Handy auf ein Festnetztelefon, ohne dass der Gesprächspartner etwas davon merkt.

Damit all dies Wirklichkeit wird, sind einige Voraussetzungen zu schaffen, die sich heute bereits als Trends im Bereich IT und Telekommunikation abzeichnen. Mit unseren Kunden und Partnern arbeiten wir schon heute am Einsatz der entsprechenden Lösungen, um so nachweislich effizienteres Arbeiten zu ermöglichen und wirtschaftliche und natürliche Ressourcen zu schonen. Deshalb biete ich gleich noch vier weitere Wetten an.

4 weitere Wetten

Ich wette , dass bis 2021 Cloud Computing ein Hauptpfeiler aller Enterprise-ITK-Strukturen ist. Es ist so ähnlich wie bei der Umstellung der dezentralen Stromversorgung auf die großen Stromnetze im letzten Jahrhundert. Eine Infrastruktur selbst aufzubauen und zu unterhalten ist sehr teuer. Die anfänglichen Investitionskosten sind hoch. Wartung, Updates und Upgrades können aufwendig sein. Innovationen kommen meist später zum Tragen.

Beim Cloud Computing verschiebt sich dieser Aufwand hin zu einem zentralen Anbieter wie uns. Das Unternehmen umgeht hohe Investitionen. Es kann mit überschaubaren, bedarfsgerechten Budgets planen und greift immer auf die neuesten Lösungen zu. Dabei haben Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, Cloud Computing zu realisieren, zum Beispiel als Private Cloud in der eigenen Infrastruktur betrieben oder über ein Public-Cloud-Angebot eines Providers.

Für grenzenlose Mobilität ist aber ein anderer Vorteil noch wichtiger: Auf die Cloud können Anwender von überall aus zugreifen, sobald sie mit dem Internet verbunden sind. So wird Cloud Computing zu einer wichtigen Voraussetzung für mobiles Arbeiten, das wirklich ohne Brüche immer und überall gleich gut funktioniert, unabhängig vom Ort oder vom verwendeten Endgerät. Kommunikationslösungen, die auf offenen Standards basieren, wie beispielsweise das OpenScape-Portfolio, schaffen dafür die besten Voraussetzungen. OpenScape Cloud Services bieten schon heute die Möglichkeit, Kommunikation als zentral vorgehaltene Anwendung aus der Wolke zu betreiben.

Keine Trennung zwischen beruflicher und privater IT

Ich wette, dass Arbeitnehmer im Jahr 2021 dieselben Geräte und Technologien für Berufliches wie Privates nutzen. So wie Orte und Zeiten für Arbeit und Privatleben verschmelzen, so werden auch die Kommunikations-Tools verschmelzen. Der Trend der Consumerization gewinnt an Momentum. Der Begriff bezeichnet den immer stärker werdenden Einfluss von Technologien aus dem Endkundenbereich auf IT im geschäftlichen Einsatz.

Inzwischen ist es häufig so, dass Mitarbeiter in ihrer Freizeit bestimmte Geräte, Betriebssysteme oder Benutzeroberflächen bevorzugen. Sie erwarten die gleichen hohen Standards zunehmend auch im Beruf. Das beginnt bei Endgeräten wie etwa Smartphones oder Laptops, die nicht mehr getrennt genutzt werden.

In manchen Unternehmen gibt es bereits Programme wie "Bring Your Own Device", bei denen das Unternehmen seinen Angestellten zum Beispiel statt Hardware ein bestimmtes Budget einräumt. Das Geld können die Mitarbeiter für ihre Ausrüstung verwenden und diese beliebig aufstocken. Natürlich haben die so erworbenen Geräte dann eine "Privatanbindung", werden also nicht mehr nur für Unternehmensbelange eingesetzt.

Das führt wiederum zu meiner Eingangswette: Wenn die Technologien sich nicht mehr unterscheiden, dann scheint es auch nicht ausschlaggebend, wo die Arbeit erledigt wird. Es muss nicht mehr der eine, festgelegte Ort sein, an dem man sich werktäglich zum Arbeiten einfindet, und es müssen nicht mehr die festen Arbeitzeiten sein. Virtuelle Teams, das Hotelling-Tool zur Buchung temporärer Wechselarbeitsplätze und deren Abwechslung mit der Arbeit zu Hause oder unterwegs, die Präsenzanzeige sowie kulturell gesetzte Auszeiten bestimmen das Arbeitsleben. Der Trend zur Consumerization wird besonders am Beispiel der sozialen Netzwerke deutlich.

Soziale Netzwerke sind der gebündelte Kommunikationskanal

Ich wette, dass 2021 der größte Teil der Kommunikation über soziale Netzwerke abläuft. Auch wenn Google mit seinem inzwischen eingestellten Angebot Wave die E-Mail nicht ersetzen konnte, der Trend ist deutlich: Immer mehr Kommunikation verlagert sich in soziale Netzwerke wie Xing, Facebook oder neuerdings Google+. Der Bitkom liefert dazu klare Zahlen: Nach einer Studie aus dem April 2011 ist bereits die Hälfte der Bundesbürger in sozialen Netzwerken aktiv. Unter den Internetnutzern beträgt die Quote bereits 76 Prozent, bei den unter 30-Jährigen 90 Prozent. Das zeigt, wohin die Reise geht: Praktisch jeder wird sich über die Plattformen vernetzen und kommunizieren.

Möglicherweise gehört ein E-Mail-Account 2021 schon der Vergangenheit an, weil soziale Netzwerke viel mehr Funktionalitäten und verbesserte Möglichkeiten, gleichzeitig mit vielen parallel zu kommunizieren, mitbringen. Die heutige Fragmentierung der Kommunikationskanäle verschwindet - Unified Communications & Collaboration ist dann endgültig Standard. Ob die Netzwerke dann noch Facebook oder Google+ heißen, sei dahingestellt. Das ist aber auch nicht so wichtig. Offene, professionelle, das heißt sichere und hochverfügbare Collaborations- und Contactcenter-Lösungen, wie wir sie ja heute schon anbieten, lassen sich in jede Richtungen einbinden.

Webbasierte Kommunikation ist sicher

Mein letzte Wette ist eher eine Vision: Dank großer Fortschritte auf dem Gebiet der IT-Sicherheit ist 2021 eines der großen Probleme der weltweiten Datennetze gelöst: die fortwährende Bedrohung durch Kriminelle und "Aktivisten" oder einfach nur technische Pannen. Hier liegt auch eine der großen Herausforderungen, um meine Eingangswette zu gewinnen: Stehen die beschriebenen Technologien nämlich nicht sicher, zuverlässig und hochverfügbar bereit, dann ist an mobiles Arbeiten kaum zu denken. Datenlecks und -unterbrechungen haben oftmals gravierende Konsequenzen, für die Produktivität sowie finanziell und juristisch. Das kann Unternehmensexistenzen bedrohen und schwerste Folgen für das öffentliche Leben haben.

Unser Tochterunternehmen Enterasys Networks bietet mit seinen Netzwerkkomponenten und Sicherheitstechnologien schon heute Lösungen für ein höchstes Maß an Verfügbarkeit und Angriffsschutz - hier auf der Erde und sogar in Weltraumfahrzeugen. So lassen sich Infrastrukturen so aufzusetzen, dass insbesondere auch den Risiken der Mobilität wirkungsvoll begegnet wird.

Dieser Text ist ganz irdisch an meinem Schreibtisch in meinem Büro in unserer Firmenzentrale in München und auf einer Zugfahrt entstanden. Ich bin gespannt, ob ich meine Wette gewinne und an welchen Plätzen ich den Text zum zwanzigsten CIO-Jubiläum schreiben werde.

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

Weitere Wetten finden Sie auf unserer Seite Wetten auf die nächste Dekade.