Konsolidierung setzt sich fort

Finanzsektor lässt europäischen Outsourcing-Markt wachsen

30.03.2006 von Christiane Pütter
Der europäische IT-Outsourcing-Markt bleibt in Bewegung. Dabei haben Finanzdienstleister und Versicherungen den öffentlichen Sektor als größte Kunden abgelöst. Der Marktforscher Forrester erwartet auf Anbieterseite eine Konsolidierung. Es zeichnet sich ab, dass wenige Große den Markt unter sich aufteilen.

Im letzten Quartal des Jahres 2005 hat der Outsourcing-Markt in Europa noch einmal massiv zugelegt: Forrester errechnete ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem vorhergegangenen Quartal. Damit wurden 102 Verträge geschlossen.

In dieser Zeitspanne waren 28 Anbieter am Start. Die Analysten gehen jedoch davon aus, dass sich diese Zahl in den kommenden zwei Jahren reduzieren wird. Begründung: Während die meisten Firmen lediglich "eine Handvoll" Verträge unterzeichnet haben, konnten einige Wenige den Großteil des Kuchens unter sich aufteilen. Eine Konsolidierung zeichne sich also bereits ab.

Application-Development wird stärker outgesourct

Die Analysten haben in einem Vergleich mit dem letzten Quartal des Vorjahres untersucht, in welchen Bereichen die Outsourcing-Kunden Unterstützung anfragen. Breit gefächerte Infrastruktur-Services sind deutlich eingebrochen. Hatten sie in der Vorjahresperiode noch fast 80 Prozent erreicht, liegen sie jetzt nur noch bei knapp 50 Prozent. Leicht abgegeben hat auch der Bereich Telekommunikation und Netzwerke.

Ein anderes Bild zeigt sich für Application-Development und Business Process Outsourcing, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugelegt haben.

Ein Blick auf die Branchen zeigt einen Wechsel an der Spitze der Outsourcing-Kunden: Finanzdienstleister und Versicherungen haben den öffentlichen Sektor abgelöst. Deutlich zugelegt hat der Handel und, allerdings auf niedrigem Niveau, die Sparte Reise und Verkehr.

Unter den Finanzdienstleistern haben die Briten die meisten Outsourcing-Deals abgeschlossen, Deutsche und Niederländer holen jedoch auf. Beim Handel verzeichnet Forrester nur zwei große Namen: Unilever mit einem Mehrjahresvertrag bei IBM und Royal Ahold mit Verträgen bei NCR, Atos Origin und EDS.

Die Briten führen auch als Outsourcing-Kunden aus dem öffentlichen Sektor. Es folgt die nordeuropäische Region vor den Niederlanden und Italien.

Im Bereich Telekommunikation hält Ericsson unter den Anbietern in Europa den Spitzenplatz vor BT Global Services und EDS. Auf Platz vier liegt nach Unterzeichnen eines Mammut-BPO-Vertrages mit der britischen Pearl Group das indische Unternehmen TCS.

Magere Zeiten in Deutschland

Generell zeigen sich deutsche Unternehmen im europäischen Vergleich zurückhaltend: Mit 15 großen Outsourcing-Deals bezeichnet Forrester sie gegenüber den Briten mit 27 Groß-Verträgen sogar als "schüchtern". SBS und T-Systems dominieren den deutschen Markt. Dabei umfasst der Hauptteil der Outsourcing-Verträge ein Volumen von etwa 20 Millionen Euro – diese laut Analysten "magere" Summe zeigt bereits an, dass Outsourcingfirmen künftig um weniger Geld härter kämpfen müssen.

Forrester hat mit 20 Outsourcing-Anbietern gesprochen. Die Untersuchung bezieht sich auf 102 Verträge mit einem Mindest-Volumen von zehn Millionen Euro im vierten Quartal 2005.