Komplettlösung stößt auf wenig Interesse

Firmen picken sich bei Netweaver die Rosinen heraus

26.09.2005 von Ingo Butters
SAPs Umsetzung der serviceorientierten Architektur (SOA), die Enterprise Service Architecture (ESA) mit der Plattform Netweaver, stößt bei deutschen IT-Leitern auf großes Interesse. Das haben Wissenschaftler der Technischen Universität München bei einer Anwenderbefragung herausgefunden. Die Studie zeigt auch, dass die Unternehmen dem Konzept zwar aufgeschlossen gegenüber stehen, sich aber gezielt die wichtigsten Komponenten zur Implementierung heraussuchen.

Drei Viertel der Befragten ist ESA ein Begriff, ein Drittel hat das Konzept bereits für sein Unternehmen evaluiert. Ebenso viele stehen ESA positiv gegenüber, nur jeder Fünfte äußerte sich negativ. Ein noch deutlicheres Bild zeigt sich bei der Integrationsplattform Netweaver: Alle Teilnehmer der Studie kennen die Netweaver-Produkte, mehr als die Hälfte hat bereits konkrete Projekte in Planung.

Den größten Vorteil von einer Umsetzung des ESA-Konzepts und einer Netweaver-Implementierung ist aus Anwendersicht die verbesserte Integration der Applikationsysteme. Die größte Rolle spielt dabei eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen SAP-Lösungen und anderen Anwendungen. Eine verbesserte Flexibilität, um Veränderungen im Unternehmen sowie bei den Geschäftsprozessen und Kundenanforderungen aufzufangen, ist ein weiteres, entscheidendes Argument für SAPs Version der SOA.

Data Warehouse-Lösung am stärksten nachgefragt

In einem Punkt wollen die Anwender allerdings nicht so agieren, wie sich das SAP vorstellt: Die Bündelung der verschiedenen Netweaver-Komponenten zu einem Gesamtpaket stößt bei den Unternehmen auf mäßiges Interesse. Sie wählen sich stattdessen gezielt jene Komponenten aus, von denen sie sich den größten Nutzen versprechen und die gleichzeitig als am leistungsfähigsten gelten.

So ist die Einführung oder Erweiterung von SAPs Data Warehouse Lösung BW bei den Anwendern das derzeit wichtigste Projekt im Netweaver-Kontext. Auf dem zweiten Platz folgt die Exchange Infrastructure XI. Auch die Evaluierung des Portals ist derzeit ein Thema bei den Anwenderunternehmen. Die Studienautoren folgern deshalb, dass die SAP-Konkurrenz bei den anderen Anwendungen durchaus Chancen hat, sich einen Teil des Geschäfts mit der Integrationsplattform zu sichern.

Mehr Flexibilität wünschen sich die befragten CIOs beim Thema Preisgestaltung. Bisher werden die Lizenzkosten von SAP-Lösungen vor allem anhand der Nutzerzahl berechnet. In der Befragung sprachen sich die CIOs dagegen für die Preisbildung auf Basis der über das System abgewickelten Transaktionen aus. Solche Preismodelle gibt es derzeit kaum. Den Einsatz infrastrukturbezogener Indikatoren zur Ermittlung der Lizenzgebühren lehnten die Befragten dagegen ab.

An der Untersuchung haben sich insgesamt 18 IT-Entscheider beteiligt. Elf von ihnen arbeiten als CIOs, fünf gehören dem mittleren IT-Management an. Das Gros der Studienteilnehmer arbeitet in Firmen der Industriebranche, fast alle (16) sind in Betrieben mit mehr als 1.000 Mitarbeitern tätig.