Online-Bezahlsysteme

Firmen verkennen Kundenwunsch Datenschutz

19.10.2011 von Sebastian Paas
Bedienkomfort hat für Handelsunternehmen beim Online-Bezahlen Priorität. Nutzer dagegen sorgen sich um Datenschutz. Eine KPMG-Studie fordert CIOs zum Handeln auf, wie Sebastian Paas in seiner Kolumne darstellt.
Sebastian Paas ist Partner bei KPMG im Bereich Consulting.
Foto: KPMG

Nach Angaben des Deutschen Versandhandels wird in diesem Jahr mit einem Online-Umsatzwachstum von 15 Prozent gerechnet. Damit steigt auch der Umsatz für Online-Bezahldienste. Hinter den Kulissen werden mehr oder wenig offen neue Allianzen und Joint Ventures geschlossen, um sich bestmöglich auf dem auch zukünftig wachsenden Markt für Online-Bezahlsysteme zu positionieren.

Auf der anderen Seite müssen wichtige Aufgaben angegangen werden, um Online-Bezahlsysteme zu dem prognostizierten Erfolg zu verhelfen. KPMG hat in diesem Jahr erneut eine Studie herausgebracht, in der insgesamt 970 Führungskräfte aus den Branchen Handel, Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Informationstechnologie weltweit befragt wurden. Ziel dieser Studie war es, ein möglichst offenes und repräsentatives Stimmungsbild im Hinblick auf Online Bezahlsysteme zu gewinnen.

Drei Schwerpunkte des Stimmungsbildes

Mobile Payment: Die Zukunft der Online-Bezahlsysteme aus Sicht der Unternehmen.
Foto: KPMG

Erstens: Für Handelsunternehmen hat - im Vergleich zu anderen Branchen - die strategische Einführung beziehungsweise das Ausrollen von Online-Bezahlsysteme höchste Priorität (40 Prozent). Für immerhin neun Prozent der befragten Führungskräfte sind Online-Bezahlsysteme bereits heute Standard und 40 Prozent erwarten, dass diese innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre Standard werden.

Zweitens: Ein zentrales Ergebnis der Studie besteht darin, dass es keine radikale Konsolidierung des Markts für Online-Bezahlsysteme geben wird. Das bedeutet, dass es auch mittelfristig unterschiedliche Lösungen geben wird. Aus Sicht der Befragten wird Mobile Banking und Contactless Cards die größte Chance eingeräumt, den Markt zu dominieren.

Drittens: Interessant ist das Ergebnis, dass es unterschiedliche Sichtweisen im Hinblick auf Schlüsselfaktoren gibt, die Online-Bezahlsysteme erfolgreich werden lassen. Aus Sicht der Handelsunternehmen sind die Top-Faktoren Bedienkomfort und Service-Verfügbarkeit. Ein höheres Maß an IT-Sicherheit wird als notwendige Voraussetzung, nicht jedoch als Beschleuniger für die Verbreitung von Online Bezahlsystemen angesehen.

Prioritäten der Kunden widersprechen denen der Retailer

Dieses Ergebnis steht in Widerspruch zur Anwendersicht. Aus dieser werden Zahlungssicherheit, Datensicherheit und Datenschutz als wichtigste Herausforderung ansehen (siehe unten). Ob technisch begründet oder nicht - die Mehrzahl der Befragten gab an, dass sie im Hinblick auf Datensicherheit und Datenschutz eher unzufrieden mit den bestehenden Lösungen sind.

Drei zentrale Herausforderung für CIOs

Mobile Payment: Vor- und Nachteile der Technologien.
Foto: KPMG

Ein Blick auf die größten Herausforderungen von Online-Bezahlsystemen lohnt sich, da sich hieraus Arbeitsaufträge für CIOs ableiten lassen.

Erstens: 71 Prozent aller Befragten gaben an, dass die größte Herausforderung in der Sicherheit der Online-Bezahlsysteme begründet liegt. Zwar sind Branchenkenner davon überzeugt, dass Manipulationen - beispielsweise bei der Kundenidentifizierung - ausgeschlossen werden können. Jedoch zeigen Hackerangriffe bis heute, dass die scheinbar fälschungssicheren Systeme Schwachstellen besitzen. In diesem Zusammenhang gaben 38 Prozent der Befragten an, dass Datensicherheit und Datenschutz mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte.

Zweitens: Eine große Herausforderung (57 Prozent) wird in der technischen Umsetzung gesehen. Gerade im Handel ist die Integration von Online-Bezahlsystemen in eine heterogene IT-Landschaft herausfordernd und macht beispielsweise Investitionen in neue Kassensysteme notwendig. Insofern wundert es nicht, dass immerhin 35 Prozent der Befragten die Kosten (für den Handel und Kunden) von Online-Bezahlsystemen als größte Herausforderung genannt haben.

Selbst wenn Handelsunternehmen aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit langfristig Online-Bezahlsysteme einsetzen müssen, sollten Aufwand und Nutzen in einem Geschäftsplan frühzeitig gegenübergestellt werden.

Regulierung im Markt für Bezahlsysteme noch ungewiss

Drittens: 33 Prozent der Befragten sehen die noch ungewisse Regulierung des Marktes für Online-Bezahlsysteme als große Herausforderung an. Bereits heute hat die Europäische Kommission Untersuchungen und Maßnahmen eingeleitet, um beispielsweise bankenunabhängige Zahlungsabwickler nicht zu benachteiligen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Markt für Online-Bezahlsysteme verspricht ein großes Wachstum, von dem Handelsunternehmen profitieren werden. Dieses Wachstum wird aus deren Sicht vor allem durch Bedienkomfort und Service-Verfügbarkeit getrieben. Die größten Herausforderungen liegen in der Gewährleistung von sicheren technischen Lösungen sowie von Datensicherheit und Datenschutz. Ferner wird die technische Integration, unter Berücksichtigung regulatorischer Anforderungen, als dringende Aufgabe verstanden.

Sebastian Paas ist Partner bei KPMG im Bereich Consulting.