Gute Noten für Netweaver

Firmen zögern bei Wechsel zu MySAP ERP

30.08.2005 von Tanja Wolff
Die SAP Technologie-Plattform Netweaver wird zwar von den deutschen Unternehmen durchweg positiv beurteilt, aber nicht eingesetzt. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Lynx-Consulting AG wollen viele IT-Manager nicht verfrüht die neuen Komponenten testen. Für die neue SAP-Generation müsse deshalb mit einer besseren Funktionalität und nicht mit neuer Technologie geworben werden.

Der Studie zufolge widersprechen nur neun Prozent der Botschaft SAPs, die Einführung der Technik führe zu mehr Offenheit und zu einer leichteren Integration. 45 stimmen dem zu und 15 stehen dieser Aussage indifferent gegenüber. Die Reife der Technologie wurde auf einer Skala von eins bis fünf mit 2,4 bewertet. Dabei schnitt der Web Application Server besonders gut ab.

Trotz dieser positiven Einschätzung haben viele Firmen noch keine konkreten Einsatzpläne für Netweaver. So wollen mehr als 64 Prozent der befragten IT-Entscheider in den kommenden zwölf Monaten keinen Release-Wechsel auf "MySAP ERP" vornehmen. Nur neun Prozent setzen zurzeit auf die aktuelle Version, davon planen 17 Prozent eine Aufrüstung im kommenden Jahr.

"Die Umfrage zeigt, dass für die neue SAP-Generation mit griffigen Vorteilen und nicht mit technischer Raffinesse geworben werden muss", sagt Lynx-Vorstand, Steffen Jakob. So ist bei fast der Hälfte der Entscheider die Funktionalität ausschlaggebend, wenn sie die neuen SAP-Komponenten einführen. Nur für jeden Siebten spielt die technische Neuerung eine entscheidende Rolle. Laut der Studie, lehnen rund dreiviertel der Befragten ein frühzeitiges Sammeln von Erfahrungen mit Netweaver-Komponenten gänzlich ab.

Das SAP Busisness Warehouse ist am stärksten verbreitet, so die Analyse. Mit diesem können Daten zentral gesammelt und für das Reporting konsolidiert werden. 39 Prozent der IT-Führungskräfte gaben an, es produktiv zu nutzen, weitere 20 wollen in den kommenden zwei Jahren ein entsprechendes Projekt starten. Dagegen ist es um das Master Data Management noch schlecht bestellt. Nur zwei von hundert Firmen verfügen über eine produktive Anwendung in diesem Bereich. In die Einheitlichkeit aller im Unternehmen genutzten Stammdaten wollen lediglich sieben Prozent der Befragten investieren.

Wenige Portale

Ähnlich schätzen die Befragten die Situation bei der Anwendungsintegration ein. Die Komponente SAP XI zur Kommunikation mit Fremdsystemen ist 41 Unternehmen bekannt. Dennoch wird sie nur von zwölf Firmen produktiv genutzt. Immerhin 19 Prozent erwägen den Einsatz in naher Zukunft. Eine Anbindung mobiler Endgeräte an die SAP-Lösungswelt durch die Komponente "mobile Infrastruktur" wird in acht von 100 Unternehmen durchgeführt, 13 weitere planen dieses Vorhaben.

Die Analyse macht darauf aufmerksam, dass beim Betrieb von Portalen eine große Lücke besteht. Zwei Drittel aller Unternehmen setzen keine Portallösung ein. Immerhin wächst die Zahl derjenigen, die das Enterprise Portal der SAP innerhalb der kommenden zwei Jahre einsetzen wollen von jetzt zehn auf 26 Prozent.

An der schriftlichen Befragung nahmen IT-Leiter von 100 Unternehmen aller Branchen teil. Interviewt wurden deutsche Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 0,2 und fünf Milliarden Euro. Die Firmen repräsentieren nach eigenen Angaben mehr als 70.000 Endanwender der SAP-Software.