Analysten-Kolumne

Geld sparen, der Umwelt zuliebe - Kritische Ziele für CIOs

27.06.2007 von Michele Zwolinski
Mit der Einführung der RoHS-Initiative (Restriction of the use of certain hazardous substances in electrical and electronic equipment) im Sommer vergangenen Jahres, gewann das Thema Umweltschutz und auch die Verantwortung in der IT zunehmend an Bedeutung. Doch nicht nur der Umwelt sondern auch dem Portemonnaie zuliebe, sollten große und mittelständische Unternehmen ihre derzeitige IT-Strategie bezüglich Energieeffizienz neu überdenken, um langfristig Kosten zu sparen.
IDC-Analystin Michele Zwolinski: "Steigende Energiepreise machen eine neue Strategie für effiziente Rechenzentren immer notwendiger."

Energie spielt bereits schon beim Kauf kleiner Bürogeräte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nachweislich braucht zum Beispiel ein wirtschaftlicher 19-Zoll-Monitor im Betrieb nur 23 Watt und im Energiesparmodus weniger als ein Watt. Ein vergleichbares, jedoch ineffizientes Modell, benötigt hingegen im Betrieb 40 Watt und im Energiesparmodus zwei Watt. Obwohl diese Energiediskrepanz auf den ersten Blick eher gering wirkt, kann die Implementierung effizienter Geräte für große und mittelständische Unternehmen jährlich zu Ersparnissen von Tausenden von Euros führen.

Doch nicht nur beim Erwerb von neuen, effizienten Geräten sind Kostenersparnisse aufzuweisen. Auch bei schon vorhandenen Systemen kann man beträchtlich Geld sparen. Den Beweis treten auch die PC-Hersteller an. Ein Unternehmen reduzierte seine Kosten um jährlich rund 1,8 Millionen Dollar, indem es seine Mitarbeiter aufforderte, ihre PCs bei Tagesende vollständig herunter zu fahren und auszuschalten. Auf diese einfache Art und Weise könnten Großunternehmen mehrere hundert Millionen Euro im Jahr einsparen.

Besonders in den Rechenzentren großer und mittelständischer Unternehmen könnten durch die Umsetzung von Energie-effizienten Strategien große Ersparnisse realisiert werden. Blickt man zurück, war Energieeffizienz beim Aufbau der internen IT-Infrastruktur kein Thema, dem man hohe Priorität beimaß, da die Kosten für die Instandhaltung der Rechenzentren nicht vom "IT-Management" getragen werden mussten. Doch mit zunehmend steigenden Energiepreisen, die in der Zukunft die Hardware-Anschaffungskosten übertreffen werden, wird eine neue Strategie bezüglich effizienter Rechenzentren immer notwendiger und wichtiger.

Im Rechenzentrum zeichnen sich drei Herausforderungen ab. Zum einen - so die Einschätzung von IDC - fallen 65 Prozent der Ausgaben im Rechenzentrum für Instandhaltung an, 25 Prozent für Migrationen und Upgrade-Projekte und lediglich zehn Prozent für neue Investitionen. Zum anderen sind die CIOs aufgrund der physikalischen Begrenzungen vieler Rechenzentren gezwungen, sich ernsthaft Gedanken zu machen, wie sie ihre Rechenzentren neu konfigurieren und managen. Und drittens spüren immer mehr CIOs den Druck, zur Umweltpolitik des eigenen Unternehmens einen entsprechenden Beitrag zu leisten.

Jüngste Umfragen identifizieren Konsolidierung als den primären Weg, um diesen drei Herausforderungen gerecht zu werden. Während viele Unternehmen bereits seit einiger Zeit eine Konsolidierungsstrategie für ihr Rechenzentrum, ihre Server und Storage umgesetzt haben, macht es Sinn, diese Bestrebungen zu intensivieren. Damit können - neben zusätzlichen Vorteilen - die Kosten im Rechenzentrum weiter reduziert werden.

Durch mehr Konsolidierung weniger Energie verbrauchen

Konsolidierung hilft den Unternehmen, den Betrag zu senken, den sie für die Instandhaltung ausgeben. Dadurch kann ein kleines Team von Administratoren mehr Ressourcen managen. Nachdem 70 Prozent der IT-Budgets für internes und externes Personal ausgegeben werden, könnten so zusätzliche Ressourcen für andere Projekte geschaffen werden.

Die wichtigsten Themen in den Rechenzentren für CIOs.

Wie eine kürzliche Umfrage bei 50 großen Rechenzentren in Großbritannien und Deutschland ergab, stellen folgende drei Bereiche die größten Herausforderungen dar: Energieversorgung, begrenzte Nutzflächen und Energieverbrauch. Die Konsolidierung erwies sich als ein Weg, diese Rechenzentrenprobleme zu verringern. Um die Energie bei Server Equipment zu reduzieren ist es am besten, wenn man weniger Systeme versorgen muss. Durch die Konsolidierung ist es dem CIO möglich, einfach mehr Server abzuschalten.

Wie bereits erwähnt, haben viele Unternehmen schon Strategien für die Konsolidierung ihrer Server umgesetzt. Zwei kürzlich relevante Entwicklungen erlauben Organisationen ihre Konsolidierungspläne wesentlich weiter zu puschen, als das in der Vergangenheit möglich war: Der Einsatz von Virtualisierungs-Software, insbesondere x86 basierte Virtualisation von zum Beispiel VMware, erlaubt den CIOs die sichere Konsolidierung einer erweiterten Windows und Linux basierten Infrastruktur. Das ist verbunden mit einer erhöhten Server-Kapazität, zu der außerdem Multi-Core Prozessoren beitragen.

Es gibt eine Vielzahl von Methoden, wie CIOs ihren Energieverbrauch außerdem noch verringern können. So kann die Energieeffizienz beim Einsatz von richtigen Technologien und Service-Providern verbessert werden. Beispielsweise arbeiten derzeitige Stromverteilungsaggregate und Transformatoren unter der optimalen Leistung und weit unter ihrer vollen Kapazität. Außerdem führen unterirdische Blockaden und schlechte Verkabelung zu Kühlverlust, der durch eine erhöhte Leistung der Kühlanlage ausgeglichen werden muss. Die Luftbewegung und Temperaturmess-Technologien zeigen Hotspots in den Rechenzentren und verfügen über Optimierungspotenziale.

Klar ist, dass Umweltthemen in allen Bereichen der IT künftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen. IDC hat sich hier auf die wesentlichen Auswirkungen bei Geräten und Rechenzentren konzentriert. Dennoch müssen CIOs auch eine andere Sichtweise berücksichtigen: Wie kann Technologie dazu beitragen, andere Geschäftsprozesse zu optimieren, so dass auch dort Schadstoffe reduziert werden können. In allen Bereichen - von der Lieferkette zu persönlicher Produktivität - der erhöhte Bedarf an IT wird für weitreichende Umweltziele in den Unternehmen sorgen.

Michele Zwolinski ist Research Analyst bei der European Systems Group von IDC.