Smartphones, Tablet, Unterhaltung

Google geht in die Produkt-Offensive

30.09.2015
Gerade erst stellte Apple seine neuen iPhones sowie ein großes Tablet und eine neue Fernsehbox vor - wenig später schickt Google in den selben Produktkategorien eigene Geräte ins Rennen. Der Internet-Konzern setzt aber zum Teil andere Akzente.

Google will sich mit einer breiten Palette neuer Geräte wieder als Innovator profilieren. Der Internet-Konzern stellte am Dienstag zwei Smartphones, ein Tablet sowie eine neue Version seines kleines Chromecast-Geräts vor, das Internet-Inhalte auf den Fernseher bringt. Das neue Chromecast Audio soll zudem klassische Hifi-Technik vernetzen.

Bei neuen Smartphone-Modellen Nexus 6P (baut Huawei) und Nexus 5X (baut wie schon das Nexus 5 wieder LG) will Google mit innovativen Funktionen punkten. Dazu gehört unter anderem eine vertiefte Integration der Sensoren: Ein Telefon erkennt etwa automatisch, wenn ein Nutzer joggt und kann die Trainingsdaten aufzeichnen. Wenn das Smartphone hochgehoben wird, geht von allein der Bildschirm im Sperrmodus an. Die Geräte bekamen auch einen Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite.

In den Geräten der limitierten Nexus-Serie verwirklicht Google traditionell zusammen mit einem Gerätehersteller die Smartphone-Vision für Geräte mit seinem Betriebssystem Android. "Nexus steht für Android, wie wir es entwickelt haben", sagte Android-Manager Dave Burke bei dem Event in San Francisco.

Er scheute auch keine Seitenhiebe gegen den Rivalen Apple: So könne das Nexus 6P dank dem Anschluss des neuen Formats USB-C doppelt so schnell aufgeladen werden wie das ähnlich große iPhone-Modell. Außerdem zeigte Burke Vergleichsfotos, bei denen die Kamera des Google-Smartphones besser abschnitt. Bei Musikdiensten konterte Google den Familientarif von 14,99 Dollar für bis zu sechs Nutzer bei Apple Music mit einem identischen Angebot.

Die neuen Google-Smartphones kommen kommende Woche in den USA, Großbritannien und Japan ab 379 und 499 Dollar auf den Markt. Dann soll auch die angekündigte neue Android-Version "Marshmallow" verfügbar sein. In Deutschland wird das Nexus 6P etwas später bei Vodafone erhältlich sein.

Kurz nach der Vorstellung neuer Modelle von Konkurrenzgeräten für die Heim-Unterhaltung wie das Apple TV oder Amazons Fire TV rüstete Google sein Chromecast auf. Während die erste Version wie ein großer USB-Stick aussah, ist die zweite Auflage rund. Der Zweck ist, Bilder und Videos vom Smartphone auf den Fernseher zu übertragen. Da die Rechenleistung im Telefon abläuft, sind Googles Chromecast-Geräte billiger als die Boxen der Konkurrenz - auch die verbesserte Version kostet 39 Euro. Auch Chromecast Audio gibt es für diesen Preis.

Das "Pixel C" ist das erste Tablet, das direkt von Google gebaut wurde. Zu ihm gibt es - ähnlich wie bei Microsoft oder Apple - eine Tastatur mit Magnet-Anschluss, die sich zudem kabellos aufladen lässt. (dpa/tc)

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.