Smartphone-Vergleichstest

Google Nexus One gegen HTC Desire

22.07.2010 von Yvonne Göpfert
Sie werden oft als baugleich beschrieben: das Google Phone, das von HTC gefertigt wird und das HTC Desire. Doch es gibt zahlreiche Unterschiede, die das HTC Desire zum besseren Gerät machen.

HTC Desire oder Google Phone: Akkulaufzeiten

Google Phone oder lieber HTC Desire.

Das HTC Desire und das HTC Nexus One alias Google Phone werden in Tests oft als baugleich beschrieben. Bei einigen Ausstattungsmerkmalen trifft das auch zu: Beide Geräte kommen mit einem kapazitiven 3,7-Zoll-Touchscreen mit 480 X 800 Pixeln (WVGA) Auflösung, der sich spielend bedienen lässt und reibungslos durch Webseiten und Adresslisten rollt. Beide Smartphones bieten GPS, um die aktuelle Position zu erfassen, und WLAN nebst HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s für Downloads und bis zu 2 MBit/s im Upload. Damit ist einem schnellen Ausflug ins Internet der Weg geebnet. Zudem laufen beide Geräte unter dem aktuellen Betriebssystem Android 2.1.

Der Akku liefert sowohl im HTC Desire als auch im Google Nexus One 1400 mAh. Dennoch geben Google und HTC verschiedene Akkulaufzeiten an. Das hängt mit der Art der Messung zusammen: In der Regel messen die Hersteller bei optimalen Bedingungen. Man sollte daher 20-30 Prozent der Akkulaufzeit abziehen, um einen realen Wert zu erhalten. Wer viel mit WLAN arbeitet, muss zusätzlich mit kürzeren Akkulaufzeiten rechnen.

HTC verspricht im GSM-Netz eine Sprechzeit von 6,5 Stunden und eine Standby-Zeit von 14 Tagen. Google hat 10 Stunden Sprechzeit und 12 Tage Standby-Zeit errechnet. Im UMTS-Modus sind es beim HTC Desire wieder 6,5 Stunden Sprechzeit und 15 Tage im Standby. Das Google Nexus soll One bis zu 7 Stunden am Stück telefonieren können und im Standby bis zu 10 Tage fit bleiben.

Doch es gibt noch weitaus wichtigere Unterschiede.

Trackball oder Touchpad

Schon rein äußerlich sind einige Unterschiede zwischen dem HTC Desire und dem Google Nexus One zu entdecken. So bietet das Google Phone etwa einen Trackball, also eine weiße Kugel, die sich in alle Richtungen drehen lässt und damit gut geeignet ist, um einen Link auf einer Webseite anzusteuern. Der Trackball lässt sich angenehmer bedienen als das Touchpad des HTC Desire. Das versagt nämlich ab und zu den Dienst, so dass der Nutzer zwei Mal mit dem Finger über das Sense-Pad wischen muss, um eine Reaktion zu erzeugen.

Dennoch hat ein Trackball sein Tücken. So hat Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) erst kürzlich den Trackball ausgemustert. Der Grund: Staub dringt mit der Zeit in das Lager ein, verschmutzt es und vereitelt damit die reibungslose Bedienung des Trackballs.

Mehr Speicher im HTC Desire

Eines gleich vorweg: Beide Geräte laufen flüssig, öffnen die Programme sehr schnell und reagieren ohne Probleme auf Eingaben. Dafür sorgt ein mit 1 GHz getakteter Prozessor in beiden Geräten. Beim Speicher hat allerdings das Desire die Nase vorn: Dort sind 512 MByte ROM und 576 MByte RAM zu finden. Das Google Phone hat nur 512 MByte ROM und 512 MByte RAM eingebaut. Beide Smartphones nehmen übrigens auch microSD-Karten mit bis zu 32 GByte auf.

Multimedia ist nicht gleich Multimedia

Ein Testfoto vom HTC Desire.
Foto: Yvonne Göpfert

Ein weiterer auffälliger Unterschied ist bei der Kamera zu finden. Nominell bieten beide Handys eine 5-Megapixel-Kamera. Das HTC Desire scheint jedoch eine Weiterentwicklung zu sein. Denn hier findet sich auch eine Gesichtserkennung und der praktische Touchfokus. Ist der Touchfokus aktiviert, kann der Nutzer eine beliebige Stelle auf dem Display berühren, und die Kamera stellt darauf scharf. Das dauert gerade mal eine Sekunde, dann löst sie automatisch aus. Dieser Komfort fehlt bei der Kamera des Google Nexus One. Und auch Gesichter kann die Google-Kamera nicht erkennen.

Ein Testfoto vom Google Nexus One.
Foto: Yvonne Göpfert

Bei der Bildqualität wiederum gefallen die Bilder aus dem Google Phone besser. Die Farben sind kräftiger, jedoch auch auch deutlich kälter und gehen, wie die beiden Testfotos zeigen, etwas ins Bläuliche. Beim HTC Desire wirken die Farben dagegen blass und ein wenig matschig. Dafür punktet das Desire mit mehr Schärfe im Detail.

Musik auf dem Google Phone und dem HTC Desire
Einen MP3-Player haben beiden Handys eingebaut. Das HTC Desire bringt zusätzlich ein UKW-Radio mit. Die mitgelieferten Ohrhörer dienen als Antenne. Das Google Phone muss hier passen.

Sprachsteuerung
Dafür fehlen dem HTC Desire Sprachwahl und Sprachsuche - da hat Google die Nase vorn. Die Sprachwahl unseres Testgeräts verstand zwar nur Englisch, die Trefferquote lag dennoch bei 70 Prozent. Damit ist die Sprachwahl auf dem Google Phone deutlich besser als auf vielen anderen Handys. Die Sprachsuche erzielte sogar 80 Prozent Treffer. Begriffe werden hier einfach ins Mikro eingesprochen statt in die Google Suchmaske eingetippt. Die Suchmaschine spuckt anschließend passende Suchergebnisse aus. Ab hier hört die Sprachbedienung der Google-Suche jedoch auf, die Webseite muss mit der Hand aufgerufen werden. Mit Googles Sprachsteuerung geht noch ein besonderer Service einher: eine Auto-Bedienoberfläche (Car Home). Sie zeigt nur wenige Menüpunkte an, die beim Fahren im Auto ausgewählt werden können. Das sind Sprachsuche, Navigation, Karte anzeigen, Kontakte anrufen und die Google Suche (z.B. nach einem Restaurant).

Fazit

Beide Geräte bieten ein 3,7-Zoll großes Display, das prima reagiert. HTCs Desire kommt mit der sehr schön gestalteten Benutzeroberfläche Sense. Beim Google Phone schimmert deutlich die typische Android-Bedienoberfläche durch. Im Menü verstecken sich einige von Google entwickelte Funktionen wie die Sprachsuche, die Sprachwahl oder Goggles, eine Suchfunktion, die per Bildabgleich Suchergebnisse listet.

Das HTC Desire wird über ein Trackpad bedient, das Google Nexus One verfügt über einen Trackball. Der Trackball reagiert einen Tick besser, ist jedoch für Schmutz anfällig. Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Konkurrenten: Das HTC Desire hat den größeren Speicher, ein UKW-Radio und mehr Kamerafunktionen. Die Qualität der Bilder überzeugt jedoch mehr beim Google Nexus One.

Für welches der beiden Handy sich der Nutzer auch entschließt: einen Fehler kann man beim Kauf nicht machen. Beides sind tolle Smartphones, die technisch absolut auf der Höhe der Zeit sind und sich prima bedienen lassen. Preislich liegen die beiden Android-Modelle ebenfalls eng beieinander.

Quelle: PC-Welt