Green IT

Greenpeace wirft IT-Branche Versagen vor

30.06.2009 von Christiane Pütter
In einem Ranking des Umweltschützers Greenpeace liegen IBM und Sun vorn. Sie erreichen allerdings nur 29 von 100 möglichen Punkten.

Greenpeace-Mitarbeiterin Melanie Francis findet deutliche Worte: "Die Mehrheit der IT-Unternehmen redet viel davon, grün zu werden, statt konkrete Nachweise zu bringen, wie ihre Software und Hardware Emissionen wirklich reduziert", sagt sie. Die Umweltschützer haben ein Ranking von zwölf Konzernen erstellt. IBM und Sun liegen vorn.

Das ist jedoch kaum ein Grund zum Jubeln. Die Teilnehmer des sogenannten "Cool IT Challenge"-Rankings hätten 100 Punkte erreichen können. Die Liste aller Teilnehmer sieht aus wie folgt: IBM und Sun mit je 29 Punkten, Dell (21 Punkte), Cisco (19 Punkte), Intel und Fujitsu (je 18 Punkte), Nokia (16 Punkte), HP (13 Punkte), Microsoft und Sony (je 7 Punkte) sowie Sharp (5 Punkte) und Toshiba (2 Punkte).

Ein Blick auf das Wertungs-System wirft allerdings die Frage auf, wie konkret Greenpeace selbst vorgegangen ist. Denn: Die Organisation hat nicht nur die technischen Lösungen der Anbieter untersucht, sondern auch schwammige Kategorien wie "politisches Engagement" oder Lobbying. Dazu Greenpeace-Mitarbeiterin Iza Kruszewska: "Da die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen kurz bevorsteht, haben wir politisches Lobbying eher hoch bewertet".

Unter diesem Aspekt greifen die Umweltschützer insbesondere Microsoft an. Alle wüssten, zu welch starkem Lobbying der Redmonder Konzern in der Lage ist, so Kruszewska. Doch Microsoft nutze das nicht, um sich für den Klimaschutz stark zu machen.

Ein Vorwurf, dem sich Google und Panasonic wohl gar nicht erst aussetzen wollten - sie hatte Greenpeace nach eigenen Worten ebenfalls angeschrieben. Beide Firmen sind aber nicht unter den Teilnehmern. Nichtsdestoweniger plant Greenpeace, künftig mehr Anbieter zu evaluieren.

Die IT-Industrie als Retter im Treibhaus

Die Organisation nimmt die IT-Branche nach eigener Darstellung deshalb unter die Lupe, weil diese in der "einzigartigen Lage" sei, zukunftsfähige umweltschonende Lösungen zu entwickeln. Dabei geht es insbesondere um den Treibhauseffekt.

So hat Greenpeace vor rund zweieinhalb Jahren einen "Leitfaden zur Grünen Elektronik" vorgestellt. In diesem kamen Nokia und Dell am besten weg, weil sie am stärksten darauf achten, keine toxischen Substanzen in die Produkte gelangen zu lassen. Außerdem rechneten ihnen die Umweltschützer an, dass sie Elektroschrott zurücknehmen.

Am schlechtesten schnitten Lenovo, Motorola, Acer und Apple wegen ihres Umgangs mit giftigen Substanzen ab. Beim Vorstellen des Leitfadens erklärte Greenpeace im August 2006, Bewusstsein für dieses Problem schaffen zu wollen. Sogesehen ist es wiederum logisch, dass die Umweltschützer in der aktuellen "Cool IT Challenge" so viel Wert auf die Lobby-Arbeit der Teilnehmer legen.