Vom Business-Plan bis zum Freiberuflerstatus

Gründungstipps für Informatiker

18.10.2013 von Karen Funk
Sie sind Informatiker und wollen sich selbständig machen? Wie Sie sich strategisch auf dem Beratermarkt positionieren und welche bürokratischen Hürden Sie nehmen müssen, verrät ein Gründungsexperte.
Peter Brenner ist Informatiker und Existenzgründungsberater.

Informatiker, die sich mit dem Gedanken tragen, selbständig zu arbeiten, sollten sich zunächst mit der Fragestellung befassen, zu welchen Themen sie beraten können und wollen. In einem weiteren Schritt geht es darum, wie sich der Selbständige den Freiberuflerstatus sichern und die Scheinselbständigkeit beziehungsweise Rentenversicherungspflicht verhindern kann. Wichtig ist auch das Thema der Vertragsgestaltung hinsichtlich Haftung und Kundenschutz.

Wie eine erfolgreiche Existenzgründung ablaufen könnte, haben wir den Sachverständigen Peter Brenner gefragt. Er skizziert folgendes Szenario:

1. Schritt: Geschäftsidee und Marktanalyse

Sie entwickeln eine erste Geschäftsidee - ob nach dem Studienabschluss, aus der Arbeitslosigkeit heraus, nach einem Outsourcing oder auch als freiwilliger Schritt in die Selbständigkeit aus einem bestehenden Angestelltenverhältnis. Folgende Fragen sollten Sie klären:

2. Schritt: Selbstanalyse

Bevor Sie die Geschäftsidee umsetzen, sollten Sie sie bewerten, Ihre eigene fachliche und persönliche Eignung feststellen. Beantworten Sie dafür folgende Fragen:

3. Schritt: Business-Plan definieren

Erstellen Sie einen Business-Plan, das gibt Ihrem Gründungsvorhaben ein Fundament. Gleichzeitig stoßen Sie bei der Erarbeitung häufig auf wichtige Fragen, die Sie beantworten müssen.

4. Schritt: Fördermittel nutzen

Sie haben einige Möglichkeiten, eine staatliche Förderung zu erhalten:

Durch diese beiden Maßnahmen können Sie Brenner zufolge sämtliche Gründungsfragen lösen, einschließlich der Anerkennung als Freiberufler, der Vermeidung der Scheinselbständigkeit und der Rentenversicherungspflicht. Sollte eine Förderung zeitlich nicht mehr möglich sein, können Sie ein Gutachten erstellen lassen, um die Finanzbehörde von Ihrer Freiberuflichkeit zu überzeugen. Gleiches gilt sinngemäß für die Deutsche Rentenversicherung Bund.

5. Schritt: Marketing-Hausaufgaben

Für Ihren zielgerechten und erfolgreichen Marktauftritt (Stichwort Außendarstellung) sollten Sie einige Punkte definieren und entsprechende Materialien parat haben:

6. Schritt: Anmeldung bei den Behörden

Nun müssen Sie sich beim Finanzamt anmelden. Überdenken Sie die Angaben im sogenannten Betriebserfassungsbogen sehr genau! Eine Ab- oder Anmeldung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund ist nicht erforderlich. Streben Sie einen Freiberuflerstatus an, ist die Anmeldung eines Gewerbes kontraproduktiv. Sonst drohen Ihnen zusätzlich zur Gewerbesteuer Beiträge bei der IHK und Berufsgenossenschaft, doppelte Buchführung und Bilanzierungspflicht. Sie verlieren also Zeit und Geld. Nutzen Sie die neuen BFH-Urteile von 2009 und definieren Sie Ihre Anerkennungsstrategie!

Die Deutsche Rentenversicherung Bund prüft in der Regel per Fragebogen, ob ein Berater scheinselbständig beziehungsweise rentenversicherungspflichtig ist. Wird Scheinselbständigkeit festgestellt, müssen Betroffene Beiträge für vier Jahre in Höhe von bis zu 24.000 Euro entrichten. Das sollten Sie vermeiden.

Im Rahmen des "Gründercoaching Deutschland" können Strategien festgelegt werden, damit keine Fehler entstehen, die später nicht mehr reparabel sind. Brenner hält auch gutachterliche Testate für sehr wirkungsvoll, da die Behörden seiner Erfahrung nach kaum in derLageseien,diedreiInformatikkriterienzu bewerten.

7. Schritt: Networking

Sie wollen Kontakte zu potenziellen Kunden knüpfen? Dann sollten Sie sich in den entsprechenden Freiberufler-Plattformen im Internet eintragen wie etwa Gulp. Das allein reicht jedoch nicht aus. Frischen Sie vielmehr Kontakte aus der Vergangenheit auf, zeigen Sie Präsenz als Berater auf Kongressen, Messen und Tagungen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Nutzen Sie die Möglichkeiten von Social Media à la Xing, LinkedIn, Facebook und Co.

Und wie wäre es mit Pressearbeit oder einer Mitgliedschaft in einem Berufsverband, um dessen Vorteile für die eigenen Belange zu nutzen? Der BVSI e.V. beispielsweise bietet seinen Mitgliedern kostenlose Patenschaften an und ermöglicht damit unternehmerischen Erfolg.

Halten Sie Vorträge! Oder haben Sie eine Idee für einen Buchtitel, den Sie selbst oder mit anderen umsetzen könnten?

8. Schritt: Vermittler oder Direktaufträge?

Wie wollen Sie an Aufträge kommen? Wählen Sie einen Vermittler, so kann sich der Stundensatz eines Beraters um ein- bis sogar zweistellige Prozentsätze verringern. Laut Brenner wählen dennoch die meisten Informatiker diese Variante, da sie sich scheuen, aktiv Akquise zu betreiben.

9. Schritt: Wissen ist Ihr Kapital!

IT-Wissen veraltet schnell. Wenn Sie nicht Schritt halten, werden bald die Aufträge wegbleiben. Daher sind die ständige Wissensaktualisierung und Fortentwicklung von Kompetenzen Pflicht für jeden Berater. Leider kommen viele Consultants aufgrund von Projektdruck und eingeschränkter Freizeit häufig nicht dazu, sich weiterzubilden. Neue Technologien und Fortbildungsmöglichkeiten wie E-Learning können jedoch helfen.

Letztlich sind aktuelle IT-Kenntnisse und Kompetenzen Schlüsselargumente bei der Akquise. Daher sollten Sie Ihr neu erworbenes Wissen durch Mailing-Aktionen, News auf Ihrer Homepage, Eintrag in Ihrem Social-Media-Profil oder in Foren für Ihre Zielgruppe sichtbar machen.

10. Schritt: Optimierung

Sie sind bereits eine Weile im Geschäft. Jetzt gilt es, einmal inne zu halten, Bilanz zu ziehen und die bisherige Beratungskompetenz fortzuentwickeln. Denken Sie über folgende Punkte nach:

Einen Steuertipp hat Experte Brenner noch: Falls Sie Gewerbetreibender sind und damit der Gewerbesteuerpflicht mit allen ihren Nachteilen unterliegen, sollten Sie prüfen lassen, ob eine rückwirkende Anerkennung als Freiberufler möglich ist. Dann winke eine Erstattung der Gewerbesteuer zuzüglich sechs Prozent Zinsen für vier Jahre rückwirkend.

Brenner rät zudem: Bereiten Sie schon jetzt eine spätere Betriebsprüfung vor, indem Sie die relevanten Unterlagen checken: Prüfen Sie die Begrifflichkeiten auf der Homepage und der Rechnung mit Tätigkeitsnachweis sowie die Inhalte der abgeschlossenen Verträge. Hier kann ebenfalls das "Gründercoaching Deutschland" helfen.

Unser Experte

Peter Brenner ist seit 1978 Informatiker und als Existenzgründungsberater / Coach sowie Sachverständiger im Bereich der Informatik tätig. Außerdem ist er Gründungs- und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes Selbständige in der Informatik e.V. (BVSI).

Bei Rückfragen zu diesem Artikel erreichen Sie ihn unter der E-Mail peterbrenner@t-online.de oder telefonisch unter 0172-5470892 oder per Fax unter 02203-695854. Zusätzlich können Sie sich unter www.svkanzlei.de informieren.