IT-Kennzahlen

Hälfte des Budgets geht ins IT-Outsourcing

27.05.2011 von Rolf Roewekamp
Unternehmen geben im Schnitt die Hälfte ihres IT-Etats für Outsourcing und externe Dienstleistungen aus. CIO Hans-Rudolf Häni von der Bank Sarasin begrenzt dabei die Zahl der Provider.
Hans-Rudolf Häni Global Head IT, Bank Sarasin: "Es ist eines unserer strategischen Prinzipien, das Sourcing ständig zu thematisieren."
Foto: Bank Sarasin

Viele IT-Abteilungen setzen bei ihrer Leistungserbringung zunehmend auf externe Dienstleistungen. Laut Datenbank der IITBA wird heutzutage im Durchschnitt fast die Hälfte des IT-Budgets, nämlich 49,9 Prozent, für fremdbezogene Leistungen aufgewendet. Diskussionen zeigen immer wieder, wie wichtig der Einsatz externer Ressourcen ist, wenn Unternehmen gezielt den Leistungsumfang erweitern, die Qualität der Services steigern oder die Kosten senken wollen. Gerne wird dabei jedoch vergessen, wie wichtig die Steuerung der externen Leistungen ist.

Denn die Denkweise "IT outgesourct, Probleme outgesourct" hat sich in der Vergangenheit häufig als großer Irrtum erwiesen. "Probleme nach draußen zu geben ist für mich keine Lösung", bestätigt Hans-Rudolf Häni, Global Head IT bei der Schweizer Privatbank Sarasin. "Viele Firmen lagern aus, um ein Problem loszuwerden. Aber das verlagert das Problem ja nur. Es gilt zuerst, die internen Prozesse zu beherrschen. Wir müssen zunächst selbst in der Lage sein, die Dinge sauber zu strukturieren. Und dann, wenn es sich anbietet, kann das jemand von außen übernehmen."

Die Bank Sarasin & Cie AG mit Hauptsitz in Basel ist als internationaler Finanzdienstleister mit rund 1500 Mitarbeitern weltweit an mehr als 20 Standorten in Europa, dem Mittleren Osten und Asien vertreten. Dennoch setzt der Global Head IT der Schweizer Privatbank erst auf seine eigenen Leute, bevor er Leistungen einkauft. "Wir haben mit rund 130 Mann eine Größe, bei der man überaus effizient zusammenarbeiten kann. Ich würde das fast als das Herz unserer Bank bezeichnen. Dieses Asset werde ich zu allerletzt nach draußen geben."

Dennoch räumt Häni ein, dass über Outsourcing immer diskutiert werden muss. "Es ist eines unserer strategischen Prinzipien, das Sourcing ständig zu thematisieren. Dort, wo man sich keinen Marktvorteil erarbeiten kann oder zum Beispiel die kritische Masse nicht erreicht, ist es sinnvoll, etwas outzusourcen", erläutert Häni.

Er hat sich daher auch ganz bewusst dafür entschieden, den kompletten SAP-Betrieb einzukaufen. "Es verhält sich ähnlich wie bei einem Piloten. Wenn man nur alle paar Monate einen Jumbo fliegen darf, dann ist man nicht wirklich ein Spezialist. Wenn ich das aber jemandem übergebe, der dies professionell und regelmäßig tut, dann ist das viel effizienter."

Auch im Hinblick auf die Anzahl der Service-Provider hat man bei der Bank Sarasin eine klare Vorstellung. "Wir wollen nicht 27 Vertragspartner haben, sondern versuchen, mit einer Hand voll Providern das ganze Spektrum abzudecken", erklärt Häni. Und mit dieser Entscheidung steht er nicht allein da. Immer mehr Unternehmen setzen auf ein gezieltes Multi-Vendor-Management, um nicht in der Vielzahl der Dienstleisterbeziehungen zu ersticken. "Wir versuchen unsere Partner zu kennen", erörtert Häni, "haben also ‚preferred supplier‘ und wissen genau, von welcher Beratungsgesellschaft oder von welchem Dienstleister wir die richtigen Consultants erhalten."

iitba - Benchmark von TUM und EBS

Die International IT Benchmark Association (IITBA) ist auf die wissenschaftliche Durchführung von IT-orientierten Vergleichsstudien zum Nutzen der Teilnehmer spezialisiert.

Initiatoren sind Professor Helmut Krcmar (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, TU München) und Professor Gerold Riempp (Institute of Research on Information Systems, EBS Business School). Die Erhebungsrunde 2011 hat begonnen. Anmeldungen werden ab sofort entgegengenommen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.iitba.org.

Wettbewerb schüren

So kaufen Banken beispielsweise, wie auch Sarasin, vermehrt ihre Software, statt selbst zu entwickeln. "Mit der Gesamtbankenlösung ‚Avaloq‘ und einem möglichst hohen Automatisierungsgrad konnten wir die Effizienz umsetzen und schwergewichtige Anforderungen wie Compliance einbinden", so Häni.

An einen einzigen Provider möchte sich Häni aber nicht binden: "Man braucht sogar mehrere Vertragspartner, um ein bisschen Wettbewerb zu haben. Allerdings darf man nicht zu viele haben, sonst verliert man sich im Administrieren und Vergleichen", betont er.

In der Diskussion weist Hans-Rudolf Häni aber auch auf die Grenzen des Zukaufs von Fähigkeiten hin - man müsse stets mögliche Engpässe im Auge behalten: "Stellen Sie sich vor, Sie wollen umziehen. Sie brauchen einen Tag und sind zu viert. Ich gebe Ihnen 400 Personen - dafür haben Sie dann aber nur noch ein paar Minuten. Da werden Sie sagen: ‚Naja, das geht so nicht, weil es irgendwo Türen gibt, also Engpässe …".