Tücken beim VoIP-Start

Halbzeit: Dekabank-Outsourcing an T-Systems

12.03.2013 von Ursula Pelzl
Die Dekabank hat 2010 ihre Netze, Desktops, Server und Telefone an T-Systems ausgelagert. Der Fünf-Jahres-Vertrag war einer der letzten großen Deals in der Finanzbranche. Eine Zwischenbilanz.
Volkmar Weckesser CIO der Dekabank: "Jeder hat heute zu Hause einen Rechner. Und dann kommen Sie ins Büro, und plötzlich scheint die IT kompliziert zu sein."
Foto: Dekabank

Halbzeit: Seit gut zwei Jahren bezieht und bezahlt der Asset-Manager der Sparkassen Infrastruktur-Services nach Bedarf bei T-Systems. Dabei hat der Dienstleister weitestgehend auf dynamische Plattformen umgestellt und die Client-Server-Umgebung leicht verjüngt. Die Desktops laufen jetzt auf Windows 7 und Office 2010. "Die alte Office-Plattform war nicht mehr zeitgemäß, und wir konnten mit ihr kritische Anwendungen auch nicht mehr auf adäquate Release-Stände heben", erklärt Volkmar Weckesser, CIO der Dekabank.

Im Laufe der nächsten Jahre sollen Schritt für Schritt Back-Office-Anwendungen abgelöst werden. Die Änderungen betreffen sehr viele Mitarbeiter. Bei einigen ändert sich die Software am Arbeitsplatz komplett, bei anderen zusätzlich die Systeme und die Prozessabläufe.

Die durch den Umbau erzielten Effizienzgewinne sind nach Aussage von Weckesser enorm - beziffern möchte er sie allerdings nicht. "Bei der Gestaltung der neuen IT-Architektur haben wir auf die Flexibilität, auf Zukunfts- und Release-Fähigkeit sowie Systemstabilität geachtet. Letztlich wird die gesamte IT dadurch auch deutlich und nachhaltig kosteneffizienter."

Maxime allen Handelns ist für Weckesser die "Ausgewogenheit der IT", wie er es nennt: In der IT müsse man immer drei Dimensionen in Einklang bringen: Time-to-Market, Kosten und Zukunftsfähigkeit. Nur wenn dieser Dreiklang harmonisch sei, sind Fachbereiche wie auch IT und Business zufrieden. "Ich muss mich immer wieder fragen: Kann ich neue Technologien zeitnah anbieten? Behalte ich trotzdem meine Kosten im Blick? Und schaffe ich das in einem stabilen, sicheren Umfeld?", sagt Weckesser.

Modernisierung der Infrastruktur

Die Transformation in die neue Umgebung wurde bereits im Jahr 2011 abgeschlossen. "Wir haben zunächst die Transition vom alten Provider durchgeführt. Das ist in Summe gut gelaufen", meint Weckesser. Zu Spitzenzeiten waren etwa 100 Spezialisten mit der Übergabe von Netzwerk und Clients beschäftigt. Danach hat T-Systems sukzessive die Infrastruktur modernisiert. Dazu zählt unter anderem die Umstellung der Telefonie auf Voice over IP (VoIP).

Rund 4000 Mitarbeiter am Standort Frankfurt haben im Zuge der Umstellung neue Telefone erhalten. "Dabei dürfen Sie den Faktor Mensch nicht vergessen", erklärt Weckesser. "Wenn jemand jahrelang mit einem Telefongerät gearbeitet hat und dann eine innovative Lösung anfangs etwas holpert, muss man für den Wechsel besonders werben."

Was sich so einfach anhört, hat durchaus seine Tücken. Ein anderes Freizeichen, Blinksignale anstelle von Klingeltönen, andere Verfahren bei der Rufübernahme und -weiterleitung - Info-Teams hatten an Informationsständen in der Bank Tipps und Support für die Nutzer. "Wir haben es in der IT mit scheinbar alltäglichen Dingen zu tun", erklärt Weckesser. "Jeder hat heute zu Hause seinen Rechner. Wir haben Smartphones, gehen damit ins Internet, das ist alles ganz normal. Und dann kommen Sie ins Büro, und plötzlich scheint die IT kompliziert zu sein. Da tauchen ganz neue Fragen auf, zum Beispiel: Wie gehe ich damit um, dass sich jetzt automatisch eine Mailbox einschaltet, wenn der Anruf nicht angenommen wird? Wie setze ich Gruppenschaltungen auf? Wie nehme ich das Gespräch des Kollegen an, der gerade nicht am Platz ist? Diese Veränderungen sind eine Herausforderung", so Weckesser.

Mitarbeiter der Dekabank können heute aus dem Adressbuch des PCs telefonieren, und die Mitarbeiter im zentralen Helpdesk sehen die individuellen Datensätze aus dem Ticketsystems bereits bei Anruf. Außerdem können alle Mitarbeiter heute ihr Telefon vom Computer aus bedienen, also beispielsweise die in einer Mail angegebene Telefonnummer per Mausklick direkt anwählen. "Die Einbindung von Smartphones und iPads prüfen wir derzeit", sagt Weckesser. "Das alles wäre mit der alten Telefonielösung nicht machbar gewesen. Innovationen und damit mehr Funktionen sind nun möglich. Die Umstellung muss man den Mitarbeitern vermitteln und das Verständnis dafür wecken", bestätigt Hagen Rickmann, Geschäftsführer Service von T-Systems.

Wäre heute Wunschkonzert angesagt, dann würde Weckesser im nächsten Schritt gerne in den Rechenzentren Cloud-Mechanismen abbilden. "Ich kann mit geschäftskritischen Daten nicht in eine Public Cloud gehen. Ich glaube aber, dass die Technologien, die heute in der Cloud eingesetzt werden, signifikante Potenziale bieten, um Kostensenkungen durchzusetzen und sehr schnell Systeme zu skalieren und bereitzustellen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass meine Kollegen bei T-Systems auf Knopfdruck einen neuen Server bestellen." Ein Wunsch, den Hagen Rickmann natürlich gerne hört.

Das Unternehmen der Dekabank Deutsche Girozentrale

Die 4028 Mitarbeiter der Dekabank verwalten 115 Milliarden Euro "Assets under Management" (Stand 30.9.2012). Die 400 IT-Mitarbeiter unter Leitung von CIO Volkmar Weckesser werden dabei vom Dienstleister T-Systems unterstützt, der folgende Systeme betreut:

4000

PC, darunter 250 Händler- und 300 virtuelle Arbeitsplätze

5000

LAN-Ports

20000

Mailboxen

600

Drucker

400

Server im Rechenzentrum

60

Terabyte (TB) genutzter Storage plus 300 TB Backup-Volumen pro Monat

30

TB File- und Gruppenablagen

16

Standorte mit WAN (London, Paris, Tokio, New York, Luxemburg, Zürich, München, Berlin, Leipzig, Hamburg, Düsseldorf, 5 x Frankfurt) plus zwei T-Systems-Rechenzentren

4200

VoIP-Telefone mit 4000 User-Profilen

1200

Remote-Access-Nutzer (VPN-Zugriff)

100

Callcenter-Agents mit Sprachaufzeichnung