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HR-Outsourcing gegen Fachkräftemangel

28.12.2012 von Werner Kurzlechner
Besonders beim Rekrutieren von Hochschulabsolventen setzen Firmen Recruitment Process Outsourcing ein. Und das mit großen Erfolg, wie Lünendonk ermittelt hat.
RPO-Nutzer sind besonders erfolgreich in der Rekrutierung, wie diese Übersicht zeigt.
Foto: Lünendonk

Das Auslagern der Mitarbeitersuche an spezialisierte Dienstleister ist alles in allem eine erfolgreiche Strategie. Das geht aus einer Studie von Lünendonk im Auftrag des Personaldienstleisters Randstad Sourceright hervor. Für die Trendstudie wurden 53 Unternehmen des gehobenen Mittelstandes und Großunternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern in Deutschland befragt. 14 dieser Firmen verfügen über eigene Erfahrungen in diesem Bereich.

Genau genommen sind aus der Befragung zwei Studien entstanden. Die eine befasst sich mit Recruitment Process Outsourcing (RPO). Dabei übernimmt ein externer Dienstleister für bestimmte Kandidatengruppen den Rekrutierungsprozess oder bestimmte Teile davon, zum Beispiel Kandidatensuche, -Screening oder Bewerbermanagement.

Hilfe bei der Suche auf Social-Media-Portalen

Die Varianten von RPO-Services umfassen laut Lünendonk: Abdeckung von Einstellungsspitzen (Projekt-RPO), Verlagerung von einzelnen oder mehreren Prozessschritten (selektives RPO) oder Auslagern des gesamten Rekrutierungsprozesses (ganzheitliches RPO). Die zweite Studie untersucht die Steuerung externer Projekt- und Personaldienstleister, die als Managed Services Providing (MSP) bezeichnet wird.

Besonders häufig kommt RPO bei der aktiven Suche nach neuen Mitarbeitern etwa in Jobbörsen oder auf Social-Media-Seiten zum Einsatz. 90 Prozent der Nutzer greifen in diesem Bereich auf externe Dienste zurück.

Lünendonk-Partner Hartmut Lüerßen: "RPO-Services haben sich bei den analysierten Unternehmen als effektiver Weg erwiesen, um die eigene Rekrutierungskraft und Reichweite zu erhöhen."
Foto: Lünendonk GmbH

Es folgen zum Teil online durchgeführte Assessments mit 85 Prozent, Screening und Vorauswahl von Bewerbern mit 77 Prozent sowie Bewerbungsmanagement und Korrespondenz mit 73 Prozent. Beim Employer Branding, Onboarding und Retention Management hat sich RPO hingegen noch nicht durchgesetzt.

Effizientere Software

Neben einem transparenteren Reporting und einer schnelleren Besetzung offener Stellen ist eines der wichtigsten Argumente für RPO, dass die Dienstleister über modernere und effizientere Software verfügen als die Unternehmen selbst. Erwartet werden von den Kunden zudem eine kostengünstige Abdeckung kurzfristiger Spitzen und ein Gewinn an Flexibilität.

Alles in allem haben die analysierten Unternehmen 2011 mehr als 18.000 Mitarbeiter eingestellt. Die Planzahlen für 2012 lagen bei mehr als 15.500 Mitarbeitern. Bei vergleichbarer Struktur der Unternehmensgrößen haben die Unternehmen, die bereits RPO-Services nutzen, durchschnittlich deutlich mehr Mitarbeiter eingestellt. Sie planten auch für 2012 höhere Rekrutierungszahlen.

So legten die Unternehmen, die bereits RPO-Services einsetzen, im Jahr 2011 durchschnittlich um 493 Mitarbeiter zu, die übrigen Unternehmen lediglich um 304 Mitarbeiter. Für das Jahr 2012 planten die Unternehmen mit RPO, weitere 509 Mitarbeiter in Dienst zu nehmen. Der Vergleichswert bei Firmen ohne RPO lag lediglich bei 231 Mitarbeitern.

„RPO-Services haben sich bei den analysierten Unternehmen als effektiver Weg erwiesen, um die eigene Rekrutierungskraft und Reichweite zu erhöhen“, sagt Hartmut Lüerßen, Partner der Lünendonk GmbH. Die Untersuchung bestätige, dass RPO-Services nicht nur von großen Unternehmen, sondern auch im gehobenen Mittelstand genutzt und nachgefragt werden.

Erwartungsgemäß soll RPO vor allem bei Mitarbeitergruppen weiterhelfen, die besonders schwer zu rekrutieren sind. Insgesamt sind 31 Prozent der von den befragten Firmen gesuchten Mitarbeitern Auszubildende, 19 Prozent Facharbeiter. RPO-Dienstleistungen hingegen haben zu 73 Prozent Akademiker im Visier, zu 69 Prozent Hochschulabsolventen und zu 61 Prozent Facharbeiter, Azubis jedoch nur zu 50 Prozent.

Mehr Transparenz erwünscht

„Der Vergleich dieser Kandidatengruppen mit anderen Untersuchungen zum Fachkräftemangel macht deutlich, dass der Rekrutierungsaufwand bei diesen Gruppen besonders stark gestiegen ist“, heißt es in der Studie. „Die befragten Unternehmen verfolgen damit den Ansatz, den RPO-Anbietern besonders herausfordernde Kandidatengruppen als Bewährungsprobe zu geben.“ Ausschlaggebende Kriterien bei der Auswahl eines RPO-Dienstleisters sind vor allem das Preis-Leistungsverhältnis, Compliance und Datenschutz sowie die Anpassungsfähigkeit an die Unternehmenskultur des Kunden. Ebenfalls von Bedeutung sind Prozess-Qualität, Image und transparentes Reporting.

„In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen immer mehr Aufgaben an externe Dienstleister übertragen und die eigene Leistungstiefe verringert“, analysiert Lüerßen die Ergebnisse der Studie über MSP. „Dass bei Geschäftsbeziehungen mit teilweise mehr als hundert Dienstleistern der Steuerungsaufwand enorm steigt und die Verantwortlichen sich mehr Transparenz wünschen, liegt auf der Hand.

Von den untersuchten Unternehmen des gehobenen Mittelstandes und den Konzernen setzen zehn Firmen bereits einen Managed Services Provider ein. Die drei wichtigsten Ziele, die die Unternehmen mit MSP-Services verfolgen, sind eine Standardisierung von Prozessen, bessere Konditionen bei den Lieferanten sowie transparentes Reporting und Analysen. In der Analyse zeigen sich die MSP-erfahrenen Unternehmen mit den erreichten Ergebnissen laut Studie in hohem Maße zufrieden.

Die Lünendonk-Marktanalyse „Workforce Management 2012: Recruitment Process Outsourcing und Managed Services im Fokus“ kann über die Webseite von Randstad Sourceright kostenlos in zwei Berichtbänden abgerufen werden.