Outsourcing

IBM soll Deutsche Bank-Rechenzentren übernehmen

25.09.2002 von Johannes Klostermeier
Der Chief Operating Officer der Deutschen Bank, Hermann-Josef Lamberti (Foto), macht ernst: Am Dienstag haben der Vorstand und das Group Executive Committee der Deutschen Bank beschlossen, den Betrieb der kontinentaleuropäischen Rechenzentren (Deutschland, Belgien, Italien, Luxemburg, Polen, Portugal und Spanien) auszulagern. Noch gibt es keine abgeschlossenen Verträge, aber es ist so gut wie sicher, dass IBM den Auftrag bekommt. Denn die Deutsche Bank verhandelt ab sofort exklusiv mit dem Stuttgarter Konzern.

Früheren Berichten zufolge hatte die Deutsche Bank zuvor auch Accenture, CSC, EDS, und T-Systems um Angebote („Request for Proposal“) gebeten. Dem Vernehmen nach geht es um ein Volumen von 350 Millionen Euro pro Jahr.

Die Deutsche Bank teilte ebenfalls mit, dass ihre Prüfungen ergäben hätten, dass durch die geplante Zusammenarbeit mit IBM erhebliche Kosteneinsparungen möglich seien. Im April hatte Lamberti der Nachrichtenagentur Reuters erzählt, er erwarte „jährliche Savings in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro“. Die Bank erwarte außerdem eine höhere Flexibilität bei der Nutzung ihrer Ressourcen und eine strategische Zusammenarbeit bei der Standardisierung globaler IT-Prozesse, sagte Lamberti am Dienstag. Alle 900 Mitarbeiter, die in dem auszulagernden Bereich arbeiten, sollen von IBM übernommen werden. „Für die IT-Mitarbeiter erwarte ich bessere Entwicklungsmöglichkeiten, als wir sie ihnen innerhalb einer Bank bieten können“, so Lamberti.

Den Betriebsübergang will die Deutsche Bank im ersten Quartal 2003 durchführen. IBM soll dazu im Frankfurter Raum ein europäisches Rechenzentrum aufbauen, dessen Nutzung auch anderen Unternehmen offen stehen soll.

Das ebenfalls geplante Outsourcing der weltweiten Netzwerke will die Deutsche Bank zunächst weiter untersuchen; die Entscheidung für einen Dienstleister solle im ersten Quartal 2003 fallen, hieß es bei der Deutschen Bank.

In den USA lässt die Deutsche Bank bereits Teile ihrer IT-Operations von der texanischen EDS Corp. abwickeln. Für Kenner der Stationen von Lamberti kommt die Entscheidung für IBM nicht überraschend: Der Deutsche Bank-COO hat seine Karriere bei IBM begonnen: 1985 fing er als Vertriebsmitarbeiter bei "Big Blue" in Stuttgart an. 1993 wechselte er zu IBM Europa nach Paris, danach arbeitet er zwei Jahre in Armonk im Hauptquartier von IBM, 1997 wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung von IBM Deutschland.

Kritiker des Deutsche-Bank-Outsourcings warnen vor einem möglichen Vertrauensverlust der Kunden, wenn die Bank ihre Daten zu einem Dritten auslagert. Die Deutsche Bank betont vorsorglich immer wieder, dass die Sicherheit und Vertraulichkeit der Kundendaten weiterhin in der ausschließlichen Verantwortung der Deutschen Bank verblieben.

Lamberti steht unter Zugzwang: 14 Prozent des Verwaltungsaufwands bei der Deutschen Bank entfallen nach Lambertis Angaben auf die IT und Operations, Ausgaben für Entwicklung, Infrastruktur, Abwicklung im Backoffice samt der Gehälter für die Mitarbeiter im Zahlungsverkehr eingeschlossen. Mittels IT-Outsourcing soll jetzt ein großer Kostenblock der Bank deutlich reduziert werden.