Gartner

IoT und Industrie 4.0 krempeln die IT-Welt um

14.10.2013 von Thomas Cloer
Die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner hat eine Prognose zu den weltweiten IT-Ausgaben 2014 vorgelegt und darüber hinaus tief in die Glaskugel geblickt.

Im kommenden Jahr sollen demnach 3,8 Billionen Dollar für IT ausgegeben werden, das wären 3,6 Prozent mehr als 2013. Das verkündete Gartners Forschungschef Peter Sondergaard auf dem Gartner Symposium mit anhängender ITxpo in Orlando, Florida. Gleichzeitig rief Sondergaard das neue "Zeitalter der digitalen industriellen Ökonomie" aus, in dem jedes Budget ein IT-Budget sei und jede Firma eine Technologiefirma.

"Die Digital Industrial Economy baut auf den Grundlagen des Nexus of Forces - dahinter verbirgt sich Zusammenfließen und Integration von von Cloud, Social Collaboration, Mobile und Information - und des Internet of Everything auf, indem sie die physische und virtuelle Welt kombiniert", sagte der Senior Vice President und Global Head of Research (das Internet of Everything nennt der Rest der Welt Internet of Things und die Digital Industrial Economy Industrie 4.0, Anm. d. Red.).

Im Jahr 2009 seien 2,5 Milliarden Geräte mit eineindeutigen IP-Adressen mit dem Internet verbunden gewesen, so Gartner weiter, die meisten davon Mobiltelefone oder Rechner. 2020 sollen bis zu 30 Milliarden Geräte am Netz hängen, die meisten davon Produkte. Das schaffe eine vollkommen neue Wirtschaft. Den Mehrwert durch das Internet der Dinge im Jahr 2020 schätzt Gartner auf 1,9 Billionen Dollar; profitieren sollen davon eine Menge Branchen wie Gesundheitswesen, Handel und Logistik.

"Rechenleistung wird billig und versteckt sein. Wir werden gar nicht wissen, dass sie da ist; sie wird in unserem Schmuck und in unserer Kleidung sein", orakelte Sondergaard. "Wir werden jede Woche mehr Rechner in die Waschmaschine stecken als wir bislang in unserem Leben benutzt haben."

Drastische Konsequenzen für den Markt

Die Digitalisierung durch das Internet der Dinge verändere auch den IT-Markt erheblich. "In den Bereichen Technologie und Telekommunikation wird zum Jahr 2020 der jährliche Umsatz aus dem Internet of Things höher als 309 Milliarden Dollar liegen." Schon 2017 sollen 80 Prozent der Geräteausgaben in "neue" Kategorien wie Mobiltelefone, Tablets und ultramobile PCs fließen. 2017 soll auch schon fast jeder zweite Computer-Erstkauf ein Tablet sein - und deswegen wird laut Sondergaard Mobile auch die Zielplattform für alle Applikationen.

Das wirke sich auch auf die Hersteller aus. Die hätten in der Vergangenheit oft für lange Zeit den Markt beherrscht. Die Anbieter, die heute in Bereichen wie Cloud oder Mobile Marktführer seien, hätten viele CIOs vor fünf Jahren aber noch gar nicht auf dem Schirm gehabt. "Was viele traditionelle IT-Hersteller Ihnen in der Vergangenheit verkauft haben, ist oft nicht das, was Sie für die digitale Zukunft brauchen", erklärte Sondergaard den gut 8000 CIOs und IT-Managern im Symposium-Publikum. "Ihre Channel-Strategie, ihr Vertrieb und Partnerökosystem wird durch neue Wettbewerber, Buying Centers und veränderte Geschäftsmodelle ihrer Kunden bedroht."

Die Digitalisierung erzeuge rund um dem Globus ein beschleunigtes, technologiegetriebenes Startup-Umfeld. "Viele der Anbieter, die heute noch an der Spitze stehen wie Cisco, Oracle und Microsoft sind in der Digital Industrial Economy vielleicht keine Marktführer mehr", so Sondergaard weiter.

Die ganzen mit dem Netz verbundenen "Dinge" erzeugten Daten, genauso wie Menschen und ihre Aktivitäten. Intelligente Maschinen konsumierten und produzierten Daten, und mobile Geräte seien das Fenster zu diesen Daten. Erfolgreiche digitale Unternehmen nutzten diese Daten, um ihr Geschäft zu verändern, postulierte der Gartner-Forschungschef.

Damit einhergehend werde die Cybersicherheit dauerhaft wichtig bleiben, sowohl im Unternehmen wie auch außerhalb. IT-Verantwortliche müssten jederzeit mit Vorfällen und Schlagzeilen rechnen, die öffentliche Aufmerksamkeit erregten oder Ängste schürten. "Die Sicherheit von Embedded-Technologien, die Ihre Firma jetzt hat, könnte bis 2020 zur wichtigsten operationalen Verantwortung werden", erklärte Sondergaard. Die Digitalisierung schaffe neue Infrastrukturen und damit auch neue Schwachstellen darin. Unternehmen rät der Forschungschef, sich ein Portfolio von Security-Anbietern anzulegen; jeder einzelne Hersteller adressiere nur einen Bruchteil des Problems. Überdies müsse jedes Unternehmen einen agileren Security-Prozess etablieren.