Konsolidierung, Virtualisierung, Outsourcing

IT-Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise

16.01.2009 von Nicolas Zeitler
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Wirtschaftskrise sollten Unternehmen ihre IT-Ausgaben prüfen. Vor allem im Rechenzentrum finden sich viele Ansätze zum Sparen, meinen die Berater von der Burton Group.

Kaum ein Unternehmen kommt derzeit daran vorbei, schnell wirksame Sparmaßnahmen umzusetzen. Die Burton Group sieht Ansatzpunkte dafür unter anderem in den Rechenzentren und im gut überlegten Einsatz von Software as a Service.

Konsolidierung

An erster Stelle sollten laut dem Bericht "Facing the Headwind: Good Ideas for Bad Times" von Chris Howard Schritte zur Konsolidierung stehen, vor allem in den Rechenzentren. Virtualisierung der Server und auch beim Storage könne dazu führen, die Zahl der Rechner und - bei mehreren Standorten - auch die der Rechenzentren zu senken. Die Konsolidierung solle aber auch andere Bereiche erfassen. Howard empfiehlt zum Beispiel auch, die Zahl der Anbieter zu verringern, von denen ein Unternehmen Dienstleistungen bezieht.

Auch den Endanwender wird eine Konsolidierung nach den Vorschlägen der Burton Group betreffen: Die Zahl der Anwendungen auf den Computern der Nutzer gilt es demnach zu senken. Vor allem Programme, die ein Angestellter nicht für seine Kernaufgaben braucht, sollten deinstalliert werden, um Lizenzkosten zu sparen. Außerdem gehören zu einer Konsolidierung möglichst die Neuverhandlung von Verträgen mit den wichtigsten Anbietern, von denen ein Unternehmen seine Technologie bezieht, und der Abbau redundanter Datenquellen.

Daten-Management

Diesen Abbau führt Howard nochmals unter dem Stichwort Daten-Management an. Viele Firmen erstickten mittlerweile fast in einer Datenflut, warnt er. Die Zahl der Datenquellen zu verringern und Doppelbestände darin abzubauen, senke die Zahl von Fehlern und führe zu mehr Effizienz und geringeren Unterhaltskosten.

Viele Firmen könnten nach Ansicht der Burton Group ihre vorhandenen Systeme zum Datenbank-Management (DBMS) besser einsetzen. Vielerorts würden zum Beispiel die Funktionen von DBMS etwa zur Verbesserung der Datensicherheit noch nicht voll ausgeschöpft.

Auf SaaS und Cloud Computing setzen

Rechenleistung und Anwendungen übers Internet zu nutzen anstatt sie selbst bereitzuhalten oder zu installieren ist laut dem Burton-Papier ebenfalls ein gangbarer Weg, um Kosten zu sparen. Wo es sinnvoll sei, sollten Firmen keinesfalls vor solchen Mietmodellen zurückschrecken.

So erhält die Burton Group nach eigenen Angaben viele Anfragen zu Google Apps. Bisher nutzten zwar nur wenige Firmen die Anwendungen anstelle von Microsoft Office; doch vorstellbar sei für die nahe Zukunft ein Szenario, bei dem nur noch Vielnutzer die Office-Anwendungen auf ihrem Rechner installiert bekommen, während Gelegenheits-Anwender die Google-Programme übers Netz nutzen. Gehe man von einer guten Kompatibilität der Dateiformate aus, ließen sich mit dieser Zweiteilung ohne Einschnitte bei der Arbeitsleistung große Spareffekte bei den Lizenzkosten erzielen.

Entscheidend ist die Unternehmens-Architektur

Was Marktbeobachter schon seit einiger Zeit fast gebetsmühlenartig wiederholen, gilt aus Burtons Sicht auch in der Wirtschaftskrise: IT und Business müssen sich besser verständigen. So sind auf der einen Seite die Informationstechniker gefragt, dem Business klarzumachen, welche Geschäftsziele ein IT-Projekt unterstützt. Umgekehrt müssen die Anforderungen des Firmengeschäfts übersetzt werden in IT-Infrastruktur und -Anwendungen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei ein effektives Unternehmens-Architektur-Programm (EA), wie Chris Howard betont. Erst dadurch werde es möglich, Abhängigkeitsbeziehungen oder Rahmenbedingungen sichtbar zu machen und so Redundanzen zu vermeiden.

Logisches und Physisches trennen

Firmen sollten die logischen und physischen Aspekte ihrer Infrastruktur getrennt betrachten, empfiehlt der Burton-Bericht. So gelinge es ihnen angesichts immer komplexerer IT-Strukturen am besten, möglichst flexibel zu bleiben. Am besten ist es demnach, wenn sich Systeme ohne größere Änderungen an der Hardware - also den physischen Gegenbenheiten - durch Änderungen auf der logischen Ebene anpassen lassen.

Dieser Ansatz lässt sich Burton-Mann Howard zufolge auf alle denkbaren Bereiche anwenden: auf Sicherheitsbelange ebenso wie zum Daten-Management. So lasse sich etwa auf in verschiedenen physischen Quellen gespeicherte Daten über eine darüber gelegte XML-basierte Anwendung zugreifen.

Sicherheit spart Geld

Risiko- und Identitäts-Management können ebenfalls dazu beitragen, dass eine Firma Geld spart - indem sie es erst gar nicht in Folge von Sicherheitsmängeln verliert. Auch die Konsolidierung eines Rechenzentrums bringt Burton zufolge Gefahren mit sich: Mehr geschäftskritische Daten werden dabei an weniger Orten angehäuft. Bessere Kontrollmechanismen sind daher notwendig.

Die Burton Group weist auch auf Sicherheitsprobleme hin, die durch Entlassungen in Folge der Krise aufkommen können. Einige Mitarbeiter werden entlassen, andere übernehmen zusätzliche Aufgaben. Oft werden zusätzlich externe Berater herangezogen. Wichtig sei bei diesem Kommen und Gehen ein strenges Identitäts- und Zugangs-Management. Lohnenswert könne in dieser Lage auch eine rollenabhängige Zugangskontrolle sein: Die Mitarbeiter erhalten je nach ihrer Funktion Zugriff auf bestimmte Daten. Laut Chris Howard ein aufwändiges Unterfangen, das sich aber mittelfristig lohnen könnte.

Wissenstransfer fördern

Stehen im Zuge von Sparmaßnahmen Entlassungs- oder Frühverrentungs-Wellen an, sollten Firmen genau darauf achten, dass das Wissen der ausscheidenden Mitarbeiter nicht einfach verschwindet. Darauf sei auch zu achten, wenn vorübergehend Berater ins Unternehmen geholt werden.

Kein sinnloser Einsatz von Kollaborations-Werkzeugen

Sollen Mitarbeiter an einer Konferenz teilnehmen, kann es Geld sparen, sie per Videokonferenz zusammenzuschalten anstatt sie mit dem Flugzeug an einen Tisch zu bringen. Für nicht sinnvoll hält Chris Howard indes den Einsatz solcher Anwendungen schlicht aus Prinzip - selbst wenn die Konferenzteilnehmer alle im selben Gebäude sitzen. Firmen sollten solche Technologien nur einsetzen, wo sie wirklich Nutzen bringen. Das gelte indes auch für SaaS, Cloud Computing oder Outsourcing: Ein Allheilmittel für die Wirtschaftskrise sei keines dieser Konzepte. Mit den richtigen Vorüberlegungen könnten Firmen jedoch mit ihrer Hilfe in der schwierigen Situation richtige und zukunftsweisende Entscheidungen fällen.