Techconsult-Index

IT-Service in Dienstleistungsfirmen mittelmäßig

27.12.2011 von Werner Kurzlechner
Der IT-Unterstützungsgrad bei mittelständischen Dienstleistungsfirmen ist ausbaufähig. Die Industrie steht im Vergleich deutlich besser da.
In Forschungs- und Entwicklungsfirmen fehlt es offenbar an ausgereiften IT-Innovation: Das Grundgerüst der Studie im Überblick.
Foto: Techconsult

Die mittelständischen Dienstleister in Deutschland, Österreich und der Schweiz hinken bei Business Performance und IT-Unterstützung überraschenderweise hinter den Unternehmen aus der Fertigung her. Diesen Schluss legt jedenfalls auf den ersten Blick der „Business Performance Index“ (BPI) von Techconsult nahe.

Im Durchschnitt erzielten die 300 befragten Firmen aus dem Dienstleistungssektor bei der Business Performance einen Index-Wert von 68 auf einer Skala von 0 bis 100. Die bereits vor einigen Monaten untersuchten Fertigungsfirmen kamen seinerzeit im Mittel auf 71 Punkte. Mit 67 Punkten lagen sie auch bei der IT-Unterstützung besser. Die Dienstleistungsfirmen erreichten hier durchschnittlich 64 Punkte. Immerhin haben sie beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen mit 63 gegenüber 58 Punkten die Nase vorn.

Mit Unterstützung von SAP, Itelligence, Info AG und Marcom Source ermittelt Techconsult nach und nach einen Performance-Index für verschiedene Segmente der mittelständischen Wirtschaft. Einzuschränken ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Dienstleister insofern, als der ermittelte Wert auf eigenen Einschätzungen der befragten Firmen beruht. Wenn in der aktuellen Umfrage zum Beispiel IT-Dienstleister nach dem Niveau der IT-Unterstützung in ihrem Hause befragt werden, dürften die fachlich besonders hohen Ansprüche zu tendenziell niedrigeren Bewertungen führen, als sie etwa ein Möbelhersteller vornehmen würde.

Im Branchenvergleich der Dienstleister liegen im Gesamtindex mit jeweils 76 Punkten Gastgewerbe sowie technische Planung und Beratung vorne. Hier wurden in der Größenklasse zwischen 500 und 999 Mitarbeitern sogar 86 Punkte erzielt. IT-Dienstleister mit 68 Punkten, Transport und Logistik mit 66 Punkten und die Immobilienbranche mit 65 Punkten stehen halbwegs durchschnittlich dar. Unternehmensberater sowie Forschungs- und Entwicklungsfirmen fallen mit 63 Punkten leicht ab.

Der Business Performance Index falle „insgesamt befriedigend“ aus, resümiert Techconsult. Differenziert man nach Unternehmensbereichen, erreichen Gastgewerbe und technische Planung und Beratung durchweg gute Werte im 70er-Bereich. Negativ fallen unter anderem 51 Punkte auf, die Firmen aus der Forschungs- und Entwicklungsbrachen bei Vertrieb und Marketing erzielen. „Besonders auffallend sind die geringen BPI-Werte für das Vertragsmanagement im Immobilien-Sektor und das Lagermanagement im Fall der Transport- und Logistikunternehmen“, heißt es außerdem in der Studie. Beides seien segmentspezifisch geprägte Tätigkeitsfelder mit hoher Relevanz: „In diesen Kernbereichen gilt es für die Unternehmen tätig zu werden, Problemfelder zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Prozess-Performance zu erhöhen.“

Innovationsgrad "akzeptabel"

Auf einem allenfalls mittleren und ausbaufähigen Niveau liegt auch der IT-Unterstützungsgrad in den Firmen. „Die Unterstützung der täglichen Arbeit innerhalb der wichtigsten Unternehmensbereiche und der darin gelebten Prozesse liegt insgesamt nur knapp über den Mindestanforderungen“, urteilt Techconsult. Mit 75 respektive 72 Punkten liegen hier wiederum technische Beratung und Planung sowie das Gastgewerbe deutlich über dem Durchschnitt von 64 Punkten. Immobilien sowie Forschung und Entwicklung verfehlen hingegen knapp die 60-Punkte-Marke, während IT-Dienstleister, Transport- und Logistikfirmen sowie Unternehmensberater mit Werten zwischen 64 und 62 eng beieinander liegen.

„Die Subbranchen Immobilien und Forschung & Entwicklung verzeichnen den geringsten Wert aufgrund sehr hoher Ansprüche in diesem Themengebiet“, erläutert Techconsult. „Im Größenklassenvergleich ist die IT-Unterstützung gerade bei Kleinunternehmen bis hin zum gehobenen Mittelstand weniger gut ausgeprägt.“ Im Segment oberhalb von 1000 Mitarbeitern sei die IT-Unterstützung bereits stärker in das Tagesgeschäft integriert.

In der Kategorie „Reifegrad innovativer IT-Lösungen“ definierten die Studienautoren vorab als innovativ erachtete Tools und befragte auf dieser Basis die Unternehmen nach Einsatz und Reifegrad in ihrem Hause. Wenngleich die durchschnittlich 63 Punkte unterhalb der Mittelwerte im Gesamtindex und bei der IT-Unterstützung liegen, hält Techconsult dieses Ergebnis für diesen Teilbereich durchaus für akzeptabel. Neben erneut Gastgewerbe und technischen Planern und Beratern erzielen hier auch IT-Dienstleister und Logistikfirmen leicht überdurchschnittliche Resultate. Umso deutlicher fallen die nur 51 Punkte in der Branche Forschung und Entwicklung negativ auf.

„Im Größenklassenvergleich zeigt speziell das Segment von 100 bis 499 Mitarbeiter wenig Affinität für den Einsatz neuer innovativer IT-Lösungen im Geschäftsalltag“, heißt es weiter in der Studie. Der Mittelstand ab 500 Mitarbeiter kommt in dieser Kategorie auf ein besseres Ergebnis als der Rest. „Diese Tatsache könnte neben dem strukturellen Wildwuchs der verhältnismäßig hohen finanziellen Belastung durch den Einsatz innovativer IT-Lösungen geschuldet sein.“ Der Erstaufwand sei für den Einsatz innovativer IT-Lösungen grundsätzlich höher als für etablierte und standardisierte Lösungen ohne wirklichen direkten Wettbewerbsvorteil.

Gemessen hat Techconsult auch den Unternehmenserfolg in den einzelnen Branchen, der insgesamt bei 67 Punkten liegt. Besonders gut liegt hier das Gastgewerbe, besonders schlecht die Immobilienbranche. Paradoxerweise mussten im Vergleich zur gleichen Befragung vor drei Jahren ausgerechnet Gastgewerbe sowie technische Planung und Beratung Einbußen hinnehmen – jene beiden also, die bei Performance und IT-Unterstützung besonders gute Resultate erreichen.

Gestärkt aus der Krise

Der schlechte Wert etwa der Immobilienbranche bei der Frage nach dem Unternehmenserfolg hängt offensichtlich wiederum mit den hohen Erwartungen der Firmen zusammen. Denn objektiv zählt gerade diese Branche zu den Gewinnern. „Über 30-prozentiges Wachstum steht deutlich für die starke Kapitalflucht in Sachwerte – die vor dem Hintergrund der andauernden Euro-Krise weiter anhält“, so Techconsult. „Kreditinstitute vermelden auch Ende 2011 weiter starke Nachfragen nach Immobilienkrediten.“ Überhaupt seien die mittelständischen Dienstleister gestärkt aus der Wirtschaftskrise von 2008/2009 hervorgegangen. Lediglich die IT-Dienstleister hätte ihr Vorkrisenniveau bislang nicht erreicht, was jedoch in 2012 nachgeholt werden sollte.

Im Ländervergleich liegen die deutschen Firmen alles in allem nur marginal hinter der Schweiz, aber deutlich hinter Österreich zurück. Beim aktuellen Unternehmenserfolg erreichen die österreichischen Firmen durchschnittlich fast 80 Punkte gegenüber knapp 67 Punkten der deutschen Wettbewerber. Auch beim BPI ist Österreich mit 71,4 fast fünf Punkte voraus, hat aber einen ebenso großen Rückstand beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen.

Eine Erklärung dafür ist offenbar in der Zusammenstellung der Studienteilnehmer zu finden. „Die teilnehmenden österreichischen Unternehmen unterscheiden sich in der BPI-Stichprobe anhand von verschiedenen, den Geschäftsbetrieb beeinflussenden Punkten zu ihren Nachbarn“, so Techconsult. „Gleichzeitig verzeichnen diese zu über zwei Dritteln im Konzernverbund agierenden Unternehmen einen auffallend positiven Unternehmenserfolg – bei geringerer SaaS-Einsatzquote.“ Österreich agiere darüber hinaus auch am stärksten über internationale Standorte.

Die Studie „Business Performance Index: Dienstleistung Mittelstand 2011 D/A/CH“ kann auf der Techconsult-Homepage heruntergeladen werden. Dort können Anwender auch die Vergleichswerte fürs eigene Unternehmen ermitteln.