Die 4 BI-Trends bis 2014

IT verliert Macht an Fachbereich

17.01.2011 von Christiane Pütter
Bei Anwendungen rund um Business Intelligence müssen CIOs die Hoheit abgeben. Zunehmend entscheiden Nutzer aus den Fachabteilungen. Diese und weitere Thesen vertritt Gartner.
Neil Chandler, Research Director bei Gartner.
Foto: Gartner

Business Intelligence (BI) rutscht aus dem Aufgabenfeld des CIOs heraus und gerät immer mehr in den Fokus von Business und Fachabteilungen. Das behauptet zumindest der US-Marktforscher Gartner. Die Analysten sehen in den kommenden Jahren erhebliche Veränderungen im Hinblick auf BI. Sie nennen folgende vier Trends:

1. Im Jahr 2013 nutzen Anwender ein Drittel der BI-Funktionalitäten über Handhelds. Dabei geht es zunächst um bestehende Reports und Dashboards, die mobil bereitgestellt werden. Schon im kommenden Jahr aber entwickeln Anbieter zunehmend spezifische mobile BI-Lösungen, so Gartner.

Für IT-Entscheider heißt das: Sie müssen sicherstellen, dass ihre Infrastruktur diesen Anforderungen gewachsen ist. Sie werden auch mit mehr BI-Nutzern zu tun haben, denn Sinn der Ausweitung auf Mobile BI ist es zum Beispiel, Zulieferer und externe Partner einzubinden.

2. Bis 2014 weiten sich BI-Funktionalitäten erheblich aus. BI wird immer schlauer: Sogenannte Packaged Applications beinhalten Daten- und Text-Mining, Forecasting und Regression, Optimierungsprogramme, Scoring und Simulationsprogramme, so Gartner. Das bringt wachsenden Bedarf an Rechnerkapazität mit sich. CIOs werden Anwendungen teils kaufen, teils selbst entwickeln und müssen diese integrieren.

3. 2014 entscheiden die BI-Nutzer, was gekauft wird. Schon in naher Zukunft beschließt nicht mehr der CIO, welche BI-Tools und Anwendungen das Unternehmen anschafft. Die Nutzer aus den Fachanwendungen entwickeln immer mehr Kompetenz im Umgang mit BI und bestimmen zunehmend selbst, welche Lösungen sie haben wollen.

System-Integratoren profitieren von BI-Nachfrage

Ein Nebeneffekt davon: Unternehmen wenden sich weniger an herkömmliche Software-Firmen, sondern öfter an System-Integratoren. In immer komplexeren BI-Umgebungen brauchen sie deren Expertise. Gartner behauptet, dass in drei Jahren 40 Prozent der BI-Ausgaben an System-Integratoren fließen.

4. Entscheider kombinieren BI künftig mit Collaboration-Software und Social Media. In den kommenden zwölf bis achtzehn Monaten beginnen Entscheider, BI mit anderen Technologien zu kombinieren. Hintergrund ist der Wunsch, das Wissen und die Erfahrungen möglichst vieler Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen zu nutzen.

Damit dieser "Cultural Change" strukturiert abläuft, rät Gartner, einen leitenden Angestellten zum Sponsor zu ernennen. Er soll als Ansprechpartner fungieren und dafür sorgen, dass Entscheidungen transparent und nachvollziehbar sind.

Neil Chandler, Research Director bei Gartner, kommentiert: "Bis 2014 wird BI in vielen Unternehmen kaum noch IT-gesteuert sein." Der Markt entwickle sich Schritt für Schritt in neue Richtungen. Entscheider müssten traditionelle Annahmen in diesem Sektor in Frage stellen.

Chandler behauptet gar, Unternehmensstrukturen müssten "neu geboren" werden. Gerade im Bereich BI wandelten sich die Prioritäten.

Auch Klaus-Dieter Schulze, Senior Executive Manager bei Steria Mummert Consulting, betrachtet BI als einen der Top IT-Trends von deutschen CIOs. Mit Blick auf die Praxis in den Unternehmen äußert er sich jedoch skeptisch.

BI schon jetzt zu komplex und schwierig

Deutsche CIOs seien trotz kräftiger Investitionen oft unzufrieden mit ihren BI-Lösungen, schreibt Schulze in einer Kolumne auf Cio.de. Vielfach erfüllten sich die Erwartungen durch die eingesetzten Lösungen nicht im vollen Umfang.

"Das liegt vor allem daran, dass Business Intelligence zwar enorm leistungsfähig, aber auch hochkomplex geworden ist", erklärt der Analyst. Daneben sei BI für 80 Prozent der Benutzer schlicht zu schwierig im Zugang. Fazit: Die Unzufriedenheit steige, und trotz enormer Investitionen fänden große Teile der dispositiven Datenverarbeitung noch individuell und außerhalb der BI-Lösungen statt.