Investitionen

IT wird nicht in Strategie eingebunden

25.04.2012 von Ursula Pelzl
Jede zweite Bank schöpft die strategischen Fähigkeiten ihrer IT-Abteilung nicht aus. Das operative Tagesgeschäft steht im Vordergrund.
Bank-IT-Abteilungen stellen ihr Strategie-Know-how noch nicht ins rechte Licht.
Foto: Orlando Florin Rosu - Fotolia.com

IT-Entscheider in Banken und Sparkassen würden ihr Know-how gerne in strategischen Investitionsentscheidungen einbringen. Doch 48 Prozent der Kreditinstitute schöpfen die Kapazitäten ihrer IT-Abteilung für die Strategieentwicklung des eigenen Hauses nicht aus. Bei den Geschäfts- und Privatbanken geben sogar 62 Prozent der IT-Verantwortlichen an, theoretisch mehr Zeit in die Strategieentwicklung investieren zu können.

Doch es schwelt nicht nur der Konflikt zwischen operativem Tagesgeschäft und strategischen Investitionsentscheidungen. Als kompliziert und schwierig bezeichnen 78 Prozent der IT-Verantwortlichen in den deutschen Banken und Sparkassen auch die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen bei der Umsetzung von Querschnitts- und Infrastrukturprojekten.

Das sind Ergebnisse aus der Studie "Strategische IT-Investitionen deutscher Kreditinstitute", für die die Unternehmensberatung PPI AG in Zusammenarbeit mit dem IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung 100 IT-Verantwortliche aus Kreditinstituten befragt hat.

Die Ergebnisse versetzen auch die Studienleiter in Erstaunen - steigert doch eine stärkere Einbindung der IT-Abteilung in strategische Fragen in aller Regel den Geschäftserfolg. Eine effektive und effiziente IT-Unterstützung der Geschäftsprozesse trage stets zur Wertsteigerung bei, heißt es in der Studie.

Eine große Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit sehen die meisten IT-Verantwortlichen laut PPI-Studie darüber hinaus darin, dass in den Geldinstituten häufig veraltete Technologie eingesetzt wird. Für 96 Prozent der befragten Studienteilnehmer birgt die Überalterung operationale Risiken - so wenn beispielsweise die Programmiersprachen noch systemrelevant sind, aber das Know-how verloren geht.

Erfolg der IT wird zu stark an Kosten gemessen

Thomas Reher, Vorstand der PPI AG: "IT-Abteilungen sollten stärker aus Sicht des Geschäftsprozesses argumentieren."
Foto: PPI AG

Für Thomas Reher, Vorstand der auf Strategie- und IT-Consulting spezialisierten Unternehmensberatung PPI AG, steht fest, dass "der Erfolg der IT noch immer zu stark an den Kosten gemessen" wird. "Für IT-Abteilungen ist es unter diesen Voraussetzungen oft schwierig, mit messbaren Wertsteigerungen zum Unternehmenserfolg beizutragen."

Die Redaktion CIO.de hat nachgefragt:

Herr Reher, wie können Kreditinstitute das strategische Know-how ihrer IT-Abteilungen besser nutzen?
Reher: "Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung der Wertschöpfungsketten sollten IT und Fachbereich auch in frühen Phasen wie Vorstudien oder der Erstellung von Business Cases enger zusammenarbeiten. Investitionsvorlagen sollten gemeinsam im Vorstand vorgestellt werden."

Wie können IT-Abteilungen ihrerseits klarmachen, dass sie mehr können, als abgerufen wird?
Reher: "IT-Abteilungen sollten stärker aus Sicht des Geschäftsprozesses argumentieren und rechtzeitig bei Vorhaben ihr Know-how einbringen. Es ist oft nur eine Frage, wie man einen Sachverhalt aufbereitet, ob er im Management Beachtung findet oder nicht."

Mit welchen Maßnahmen lässt sich aus Sicht von PPI die als schwierig eingestufte Zusammenarbeit zwischen IT und Fachabteilungen in Querschnitts- und Infrastrukturprojekten verbessern?
Reher: "Querschnitts- und Infrastrukturprojekte werden oft zu spät und schlecht kommuniziert. Wenn zum Beispiel Office-Anwendungen auf einen neuen Stand gebracht werden müssen, weil der Softwareanbieter alter Versionsstände abkündigt, dann ist dies ein Problem der ganzen Bank und nicht einzelner Abteilungen. Die Chancen, die eine verbesserte Infrastruktur auch für die Fachbereiche hat und auch der Aspekt eines verminderten operativen Risikos werden intern nicht stark genug "verkauft". Vor diesem Hintergrund müssen solche Projekte auch vom Top-Management höher priorisiert werden."

Die 9 Top-Themen der Banken-CIOs

Die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachabteilungen in Kreditinstituten ist auch einer von neun Top-Agenda-Punkten, die aktuell von CIOs, Wissenschaftlern, Consultants und IT-Dienstleistern im Executive Think Tank des Finance Forum Germany diskutieren. Das sind auf einen Blick:

Gemeinsam erarbeitete Lösungsansätze wollen die Think-Tank-Mitglieder am 13. Juni auf dem 4. Finance Forum Germany in Frankfurt präsentieren.

Informationen zum Finance Forum Germany und das Konferenzprogramm finden Sie hier.