Arbeiten bei SAP

"Jeder kann seine Arbeitszeit reduzieren und in Vollzeit zurückkehren"

30.10.2017 von Alexandra Mesmer
Mit vielfältigen Programmen kommt SAP den veränderten Bedürfnissen von Mitarbeitern und Bewerbern entgegen. Ein Gespräch mit SAP-Personalleiter Cawa Younosi über die Personalsuche in einem engen Markt.

Was bedeutet es, wenn Informatiker erwarten, dass sich der Arbeitgeber bewirbt?

Cawa Younosi: In der Tat sind die Zeiten von "Post and Pray" schon lange passé. Wir begegnen dem mit vielfältigen Recruiting-Maßnahmen, die je nach Zielgruppe eingesetzt werden. So suchen wir zum Beispiel auf Messen den Kontakt zu potenziellen Bewerbern, noch bevor es eine konkrete Stelle zu besetzen gibt. Wir laden sie zu Veranstaltungen ein, auf denen wir mit Kunden zeigen, welche Projekte wir umsetzen. Das ist eine gute Networking-Gelegenheit.

Interessierte landen bei uns nicht einfach in einer Datenbank, sondern wir bleiben mit ihnen im Austausch, etwa über Webinare. Gibt es eine passende Stelle im Unternehmen,laden wir sie zum Vorstellungsgespräch ein. Das bringt uns auch intern viele Vorteile, wenn wir einem Manager schon Kandidaten präsentieren können, sobald er die Stelle ausschreibt.

Cawa Younosi ist Jurist und seit acht Jahren bei SAP. Er verantwortet als Personalleiter von SAP Deutschland auch das Thema Diversity und setzt sich für eine familienfreundliche Personalpolitik ein.
Foto: SAP Deutschland

Inwieweit könnte Künstliche Intelligenz Ihnen bei der Personalsuche helfen?

Cawa Younosi: Künstliche Intelligenz kann im Vorfeld unterstützen, etwa Initiativbewerbungen mit den passenden offenen Stellen matchen. Aber eine Software kann die persönliche Ansprache nicht übernehmen. Letztlich entscheidet das Zwischenmenschliche, ob Kandidat und Manager zusammenfinden. Im Recruiting weiblicher Führungskräfte haben wir zum Beispiel festgestellt, dass frühe Telefoninterviews zwischen potenzieller Bewerberin und Business Head ein großes Plus sind.

Weibliche Führungskräfte sind mindestens so begehrt wie IT-Spezialisten. Wie gelingt es Ihnen, den Anteil weiblicher Führungskräfte zu erhöhen?

Spezialisiertes Recruiting

Cawa Younosi: Spezialisierte Recruiter sprechen potenzielle Kandidatinnen über Xing und Linked­In oder auf Frauenmessen an. Sehr geholfen hat uns die Initiative, dass wir alle Führungspositionen nur noch als 75 Prozent-Stellen ausschreiben. Selbstverständlich kann man sie auch in Vollzeit wahrnehmen, aber eben nicht nur. Dadurch haben wir ein Hemmnis ausgeräumt, das Frauen vielleicht von einer Bewerbung abgehalten hätte.

Young Professionals erwarten von Ihrem künftigen Arbeitgeber nicht nur ein gutes Gehalt, sondern verstärkt die Möglichkeit, flexibel, agil und in einem innovativen Umfeld tätig sein zu können. Wie begegnen Sie diesen Erwartungen?

Cawa Younosi: Da bei uns verschiedene Generationen arbeiten, wissen wir um die verschiedenen Erwartungen und bedienen sie mit entsprechenden Programmen. Sei es mit einer Expertenlaufbahn für diejenigen, die sich in einer Führungslaufbahn nicht wiederfinden, sei es mit unserem neuesten Angebot, dass jeder seine Arbeitszeit mit einer Ankündigungsfrist von drei Monaten reduzieren und wieder in Vollzeit zurückkehren kann.

Wir beschränken das Angebot bewusst nicht auf bestimmte Sachgründe wie Erziehung der Kinder oder Pflege von Angehörigen. Diese Praxis haben wir schon länger bei SAP gelebt, aber seit es eine offizielle Policy dazu gibt, signalisiert sie den Bewerbern: Bei SAP können wir flexibel arbeiten, wir haben Vetrauensarbeitszeit und Vertrauensarbeitsort, so dass das Bedürfnis nach flexiblem, ortsunabhängigen Arbeiten erfüllt werden kann.

"Wir wollen die Mitarbeiter happy machen"

Ist Mitarbeiterbindung für Sie genau so anspruchsvoll wie die Mitarbeitersuche?

Cawa Younosi: Aktuell haben wir bei SAP Deutschland eine Fluktuationsrate von 3,2 Prozent. Da wir hierzulande wachsen und vor allem für Bereiche wie Maschine Learning und Internet of Things Spezialisten suchen, ist eine so niedrige Fluktuation kein Problem. Unsere Mitarbeiterbefragung hat zudem einen Rekordwert an Zufriedenheit ergeben.

Wir wollen die Mitarbeiter aber "happy" machen. Das geht auch wieder nur über einen Strauß von Angeboten: Für die einen ist es die Mobilarbeit, für die anderen der Dienstwagen oder die Möglichkeit, zehn Prozent des monatlichen Grundgehalts zum Rabatt von 40 Prozent in SAP-Aktien investieren zu können. Auch das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) und sinnstiftende Arbeit wird für viele Mitarbeiter und Bewerber immer wichtiger.

Über Cawa Younosi

Der Jurist, seit acht Jahren bei SAP, verantwortet als Personalleiter von SAP Deutschland auch das Thema Diversity und setzt sich für eine familienfreundliche Personalpolitik ein. Younosi, der als 14-Jähriger aus Afghanistan nach Deutschland flüchtete, liegt das Thema am Herzen: "Meine Mission und Vision ist, dass wir eines Tages die Abteilung Diversity & Inclusion nicht mehr benötigen, da der berufliche Alltag von Chancengleichheit für alle bestimmt ist."

Wo Young Professionals 2017 arbeiten wollen
Wo Young Professionals 2017 arbeiten wollen
Im Trendence Young Professional Barometer 2017 wurden die beliebtesten Arbeitgeber der Nachwuchskräfte (zwei bis neun Jahren Berufserfahrung) ermittelt.
Platz 10: Franhofer-Gesellschaft
Mit gut 5,7 Prozent der Stimmen landet die Franhofer-Gesellschaft auf Platz 10 der beliebtesten Arbeitgeber der Young Professionals.
Platz 9: BASF
Der deutsche Chemiekonzern BASF erreicht mit gut 6,1 Prozent Platz 9 des Rankings.
Platz 8: DLR
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wurde von knapp 7,5 Prozent der Young Professionals als beliebtester Arbeitgeber genannt und landet damit auf dem achten Rang.
Platz 7: Google
Der Internetriese Google bekommt 9,37 Prozent der Stimmen und erreicht damit Platz 7.
Platz 6: Siemens
Siemens liegt um 0,01 Prozent weiter vorne in der Gunst der jungen Experten und sichert sich damit Platz 6.
Platz 5: Daimler / Mercedes-Benz
Der deutsche Automobilhersteller Daimler / Mercedes-Benz erreicht mit gut 9,5 Prozent der Stimmen Platz 5 im Ranking um den beliebtesten Arbeitgeber der Young Professionals.
Platz 4: Porsche AG
Der nächste Autobauer: Die Porsche AG schafft es mit gut 9,9 Prozent auf den vierten Platz.
Platz 3: Bosch Gruppe
Der multinationale Mischkonzern Bosch schafft es mit 12,3 Prozent der Stimmen auf den dritten Rang.
Platz 2: Audi AG
Platz zwei geht an den Automobilhersteller aus Ingolstadt. Knapp 13,4 Prozent der Young Professionals gaben die Audi AG als favorisierten Arbeitgeber an.
Platz 1: BMW Group
Auf Platz 1 schafft es mit 14,7 Prozent die Konkurrenz aus München. Die BMW Group ist laut des Trendence Young Professional Barometers 2017 der beliebteste Arbeitgeber bei den jungen Spezialisten.
Die beliebtesten Arbeitgeber aus der ITK
Trendence hat die Young Professionals außerdem nach den beliebtesten Arbeitgebern der ITK befragt.
Platz 10: Deutsche Börse
Mit 6,4 Prozent geht Platz 10 an die Deutsche Börse.
Platz 9: Capgemini
Das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini bekommt 8,3 Prozent der Stimmen und erreicht damit Platz 9.
Platz 8: Blizzard Entertainment
Den achten Platz sichert sich der Computerspieleentwickler aus Kalifornien, Blizzard Entertainment, mit 8,4 Prozent.
Platz 7: Intel
Der US-amerikanische Halbleiterhersteller Intel landet mit 8,9 Prozent der Stimmen auf Rang 7 des Rankings um die beliebtesten Arbeitgeber der Young Professionals in der ITK.
Platz 6: Accenture
Accenture ist einer der weltweit größten Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister und erreicht mit 13,7 Prozent Platz 6.
Platz 5: Deutsche Telekom
18,2 Prozent der jungen Spezialisten gaben an, am liebsten bei der Deutschen Telekom arbeiten zu wollen. Damit landet Europas größtes Telekommunikationsunternehmen auf Rang 5.
Platz 4: IBM
Mehr als 22 Prozent erlangt IBM in der Gunst der Young Professionals. Das macht Platz 4 in diesem Ranking.
Platz 3: SAP
Der deutsche Softwarehersteller schafft es mit gut 32 Prozent auf das Treppchen - Platz 3.
Platz 2: Microsoft
Knapp davor landet Microsoft mit 33,8 Prozent auf Rang 2.
Platz 1: Google
Unangefochtene Nummer 1 ist Google. Mehr als 52 Prozent der Young Professionals nannten das US-amerikanische Unternehmen, als sie danach gefragt wurden, wo sie sich am ehesten bewerben würden.