Hays und PAC-Studie

Jedes zweite Unternehmen setzt auf Freiberufler

09.09.2014 von Bettina Dobe
Jede zweite deutsche Firma setzt in ihrer Abteilung auf Selbstständige, so eine Studie. Doch für die Zukunft des Unternehmens ist das nicht klug.

Der Expertenmangel wird sich noch verschärfen: Jeder vierte Verantwortliche in Bereichen, in denen besonders viele Wissensarbeiter eingesetzt sind, erwartet, dass er in Zukunft mehr Spezialisten als bisher braucht, so die Studie "Personalbedarfsplanung und -beschaffung in Unternehmen" des Personaldienstleister Hays in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Pierre Audoin Consultants (PAC). Für die Untersuchung wurden 358 Fachbereichs-, Personal- und Einkaufsleiter befragt.

Immer weniger Bewerber

Düstere Zeiten kommen auf die Personaler Deutschlands zu: "Während auf der einen Seite der Bedarf an Spezialwissen steigt, sinkt andererseits die Zahl an geeigneten Bewerbern", heißt es in der Studie. Diese Schwierigkeiten betreffen vor allem die IT. So mangelt es zum Beispiel an SAP-Experten oder Software-Architekten. Laut der Hays-Untersuchung seien sogar zwei Drittel der befragten Fachbereichsleiter unzufrieden mit der Personalsituation - in der IT dürften es sogar noch mehr sein.

Hürden für Personaler bei der Personalplanung -
Vor welchen Hürden stehen Personaler?
Einige Faktoren verhindern, dass Unternehmen tatsächlich die Mitarbeiter einstellen können, die sie brauchen, so die Studie "Personalbedarfsplanung und -beschaffung in Unternehmen" des Personaldienstleisters Hays zusammen mit der Unternehmensbertaung PAC.
1. Zunehmender Bedarf an Spezialwissen
43 Prozent der befragten Personaler geben an, dass sie den zunehmenden Bedarf an Spezialwissen als starke Beeinträchtigung der Personalplanung empfinden.
2. Keine Bewerber
40 Prozent sagen laut Studie, dass sich zu wenige geeignete Bewerber bei ihnen melden.
3. Fachkräftemangel
34 Prozent sehen den Mangel an qualifizierten Fachkräften generell als starke Beeinträchtigung an.
4. Generation der Silver Worker
Als sehr problematisch gilt für immerhin noch 30 Prozent der befragten Personaler die alternde Belegschaft für die Zukunftsplanung.
5. Kurzfristige Denke
Fast genauso viele, 29 Prozent, betrachten die immer kürzer werdenden Planungszeiträume als großes Problem.
6. Viel zu unsicher
In die gleiche Kerbe schlägt das Problem von 24 Prozent der von Hays befragten Personaler: Sie empfinden die zunehmende Planungsunsicherheit als sehr starke Beeinträchtigung.
7. Kein Verlass mehr
Auch die schwankende Auftragslage sehen 23 Prozent der Personaler als Problem.
8. Hektik
22 Prozent der Befragten geben an, dass die Beschleunigung von Abläufen ein großes Problem bei der Personalplanung ist.
9. Wenig Geld
Für 16 Prozent der Befragten sind die geringen Ressourcen für Planung und Steuerung eine große Hürde, die sie bewältigen müssen.
10. Rechtsprobleme
Nur neun Prozent der Befragten geben an, dass rechtliche Unsicherheit ein Problem bei der Personalplanung darstellet.

Die Sorgen der Personaler sind vielfältig: 43 Prozent der befragten HR-Manager sehen im zunehmenden Bedarf an Spezialwissen eine Hürde darin, ihren Personalbedarf zu decken. Immerhin noch 40 Prozent geben an, dass sich zu wenig Experten bewerben würden. Darüber hinaus rechnen die Personalfachleute mit Hürden wie etwa einen Mangel an qualifizierten Fachkräften generell, alternde Belegschaft, kürzere Planungszeiträume und hohe Planungsunsicherheit.

Keiner denkt in die Zukunft

Notwendig wäre eine in die Zukunft gerichtete, fundierte Personalstrategie. "Viele Unternehmen müssen heute darüber nachdenken, wie sie den zukünftigen Personalbedarf in Geschäftsfeldern sicherstellen, in denen sie bis dato noch gar nicht präsent sind", heißt es in der Studie. Davon sind viele Firmen noch weit entfernt. Um zumindest temporär den Mangel zu beheben, setzt vor allem die IT auf Selbstständige. 48 Prozent der befragten IT-Fachbereichsleiter gaben an, in ihrem Team Freiberufler einzusetzen. Im Bereich R&D sind es dagegen nur 38 Prozent und bei F&A nur 25 Prozent. Für diese hohe Zahl an Freiberuflern liefert Hays eine Erklärung: "So ist der Einsatz von Freiberuflern in der IT aufgrund des ausgeprägten Projektcharakters überporportional stark verbreitet", heißt es. Zu diesem Ergebnis kommen auch andere Untersuchungen.

Zeitarbeiter in der IT?

Immerhin noch fast jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) setzt auf IT-Zeitarbeiter - die geringere Zahl lässt sich wohl damit erklären, dass kaum ein ITler zu den niedrigen Stundensätzen von Zeitarbeitsfirmen arbeitet. Dafür ist die Zahl sogar noch überraschend hoch, wenn man bedenkt, welche Einstiegsgehälter in der IT heutzutage gängig sind.

Auf IT-Freiberufler kommen glückliche Zeiten zu.
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Ein Trost für IT-Leiter dürfte die hohe Zahl an Freiberuflern sein. Der schwankende Bedarf an Spezialisten in Projektzeiten ist ein Argument, das für freie Mitarbeiter spricht. Andererseits werden IT-Experten bald nur noch gegen sehr hohe Gagen zu haben sein. Ein Ausweg aus der Misere könnte sein, die Experten schon jetzt an die Firma zu binden, in Weiterbildungen zu investieren und den Mitarbeitern Freiräume zu bieten. Aus einem externen Mitarbeiter kann schnell ein Festangestellter werden, wenn ihm die Arbeitsbedingungen in der Firma gefallen. Das setzt jedoch voraus, dass der IT-Leiter Einfluss auf die Personalplanung hat.

Denn das Problem in der Personalplanung ist hausgemacht. Zwar weisen zwar 82 Prozent der befragten Unternehmen eine Personalstrategie auf, so die Studie. Auf der anderen Seite bezögen 80 Prozent der Personalleiter die Fachbereiche nicht in die Strategieentwicklung ein. So wundert es nicht, dass die Probleme bei der Personalbesetzung groß sind: Einkauf, Personalabteilung und Fachbereichsleiter stimmen sich bei Einstellung noch zu selten ab und verfolgen jeweils eine eigene Strategie.

Eine firmenweite Planung wäre sinnvoll. "Denn die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hängt mehr denn je davon ab, inwieweit es Unternehmen gelingt, neue Geschäftsfelder und Themen mit dem passenden Personal zu erschließen", heißt es in der Studie. Teuere Selbstständige können langfristig keine Lösung sein.