Netzwerk-Virtualisierung

Juniper greift Cisco an

21.06.2010 von Hartmut  Wiehr
Ciscos führende Position bei Switchen könnte durch Junipers Vorstoß bei der Netzwerk-Virtualisierung in Gefahr geraten. Juniper hat neue Switches und Router angekündigt.
Juniper-CEO Kevin Johnson drängt es in virtuelle Netze. Mit der neuen Virtualisierungsstrategie will er Cisco Marktanteile abjagen.

Juniper Network hat eine Reihe von neuen Routern und Switches angekündigt, mit denen vor allem die Implementation von Virtualisierungstechnologien im Rechenzentrum unterstützt werden soll. Dieser strategische Ansatz richtet sich gegen Netzwerk-Marktführer Cisco und HP, wo man sich mit der Übernahme von 3Com ebenfalls verstärkt für dieses Segment interessiert.

Zeus Kerravala, Analyst bei der Yankee Group, betont: "Virtualisierung verändert das Feld der Netzwerk-Player. Jener Hersteller, der hier als erster eine überzeugende Lösung vorstellt, wird Marktanteile gewinnen."

Juniper fokussiert sich mehr auf eine Verstärkung der Interaktionen zwischen Servern im Netzwerk als auf Switch-zu-Switch-Verbindungen. Herzstück der Technologie zur Optimierung der Netzwerkarchitektur für virtualisierte Rechenzentren ist eine Reduzierung der drei Netzwerkschichten Access, Aggregation und Core auf zwei und später auf eine. Zur Umsetzung dieses Ansatzes hat Juniper schon vor einiger Zeit das Projekt "Stratus" ins Leben gerufen, das auch von IBM unterstützt wird.

Wie Juniper-CEO Kevin Johnson in einem Webcast erklärte, werden 50 Prozent der Switch-Ports auf der Aggregations-Ebene allein für die Kommunikation mit anderen Ports benützt. Damit sei die Vergrößerung der Kommunikation zwischen den Servern im Netz zwangsläufig begrenzt.

Netzwerk-Skalierung mit Virtual Chassis

Für Cindy Borovick, auf Rechenzentren spezialisierte IDC-Analystin, wird "wegen der Server-Virtualisierung ein neues Netzwerk gebraucht". Die Ankündigung von Juniper gehe genau in diese Richtung.

Vorgestellt wurde jetzt der neue Ethernet-Router MX 80 3D. Sein Design zielt auf das Verschieben virtueller Maschinen zwischen Rechenzentren ab, die miteinander über Virtual Private LAN Services (VPLS) verbunden sind. Der Router steht in direkter Konkurrenz zu Ciscos Technologie der "Overlay Transport Virtualization". Laut Juniper verbraucht der MX 80 3D nur halb soviel Energie und Platz im Rechenzentrum wie Ciscos ASR 1004.

Juniper hat darüber hinaus eine Technologie mit Namen "Virtual Chassis" entwickelt, die es erlaubt, bis zu zehn EX-Switche des Herstellers zu einem virtuellen Switch zu kombinieren. Auf diese Weise können mehrere Hundert Gigabit-Ports für Ethernet unterstützt werden, was der Performance des Rechenzentrums und damit auch der Virtualisierung zugute kommt. Mit Stratus soll später eine weitere Skalierung der Virtual-Chassis-Architektur ermöglicht werden, die Tausende von Servern unterstützt und im Netzwerk wie ein einziger großer Switch erscheint.

Analysten erwarten eine baldige Antwort von Cisco auf diese Juniper-Ankündigung. So meint Ittai Kidron von Oppenheimer & Co.: "Nach unseren Informationen arbeitet Cisco bereits an einer eigenen Virtual-Chassis-Technologie, um dem Vorpreschen von Juniper etwas Adäquates entgegensetzen zu können."