Disaster Recovery as a Service

Keine Cloud-Killer-Applikation

08.12.2011 von Holger Eriksdotter
Für mittelständische Unternehmen ist Disaster Recovery as a Service eine Option. Die IT-Systeme größerer Unternehmen sind dafür allerdings zu komplex.

Datenverlust und Applikations-Störfälle sind zwar nicht Unternehmensalltag, aber keineswegs so selten, wie es sich der CIO wünschen würde. Nach der aktuellen Studie „Insights: Data Protection and the Cloud 2011“, die das unabhängige britische Marktforschungsunternehmen Coleman Parkes Research im Auftrag von CA-Technologies durchführte, verzeichneten im letzten Jahr 94 Prozent der Unternehmen Vorfälle, die zu – zumindest vorübergehendem – Datenverlust führten.

Nur ein Drittel für den Notfall gerüstet

Häufigster Grund für Datenverlust: Fehler in der Hard- und Software.
Foto: CA Technologies

Die Ursachen dafür sind vielfältig: 79 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland verzeichneten Störungen im IT-System – dem häufigsten Fall des Datenverlustes – zum Beispiel im Netzwerk, beim Speichern oder durch Software-Defekte. Andere immer wiederkehrende Gründe für Störungen waren Angriffe auf die IT von außen (bei 57 Prozent der Unternehmen) sowie menschliches Versagen oder fehlerhafter Umgang durch die Belegschaft (43 Prozent).

Lediglich jedes dritte der befragten Unternehmen verfügt über ausgearbeitete Disaster-Recovery-Pläne für den Notfall.
Foto: CA Technologies

Obwohl es vergleichsweise häufig zu Datenverlusten kommt, setzen bisher nur wenige Unternehmen angemessene Wiederherstellungssysteme ein. Lediglich 35 Prozent der befragten deutschen Unternehmen gaben an, über ein vollständiges und umfangreiches Konzept für die Datenwiederherstellung zu verfügen, mit dem sie im Notfall ihre Daten schützen können. Hauptgründe für eine mangelhafte Data-Recovery-Planung lagen in einem unzulänglichen Support sowie fehlender Unterstützung durch die Geschäftsführung (63 Prozent). Jedes dritte Unternehmen sieht das zu geringe Budget als wichtige Ursache für mangelhafte Data-Recovery-Pläne.

Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, an der europaweit 1.987 Unternehmen im Mai 2011 teilnahmen. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom britischen Marktforschungsunternehmen Coleman Parkes Research. Beteiligt haben sich Firmen aus den Ländern Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Russland, Schweden und Spanien. Aus Deutschland waren 200 Unternehmen dabei.

Dabei verzeichnet die Studie insgesamt nur langsam steigende Investitionen in Data-Recocery- (DR) und Business-Continuity-Systeme (BC). Danach will rund jedes vierte Unternehmen die Ausgaben erhöhen. Knapp 70 Prozent wollen zumindest das bisherige Niveau beibehalten und lediglich sechs Prozent wollen weniger dafür ausgeben als vorher.

Cloud als nützliches Backup-Werkzeug

Bei den zukünftigen Planungen sollen Cloud-Lösungen eine wichtigere Rolle spielen: „Die Unternehmen haben erkannt, welch nützliches Werkzeug die Cloud für Backup und Disaster Recorvery sein kann. Anwender, die die Cloud für Speicherungszwecke nutzen, brauchen seltener einen eigenen gesicherten Remote-Standort und benötigen weniger Zeit für das Monitoring ihrer Wiederherstellungssysteme“, sagt Barbara Czerwinski, Senior Director Sales bei CA Technologies.

Im nächsten Jahr wollen in Deutschland gut ein Drittel der Unternehmen Cloud-basierte Disaster-Recovery-Systeme einsetzen.
Foto: CA Technologies

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen die Marktforscher von Gartner: Nach ihrer Einschätzung wird sich besonders bei mittelständischen Unternehmen der Einsatz von sogenanntem RaaS (Recovery as a Service) in den kommenden Jahren erheblich erhöhen. Während heute nur etwa ein Prozent der Unternehmen Recovery-Systeme als Cloud-Lösung einsetzt, soll sich nach Gartner-Berechung die Zahl bis 2014 auf 30 Prozent erhöhen.

Das Prinzip von RaaS: Unternehmen replizieren ihre Produktivdaten, Images von Virtual Machines und alle damit verknüpften Daten und Instruktionen in die Cloud des Service-Providers. Bei einem Datenschutzvorfall können sie diese dann jederzeit mit geringem Aufwand aus der Provider-Cloud wiederherstellen. Dabei gäbe es im Hinblick auf RZ-Architektur- und Standort, Service-Level und Preisgestaltung ein breites Angebot, das sich von Anbieter zu Anbieter erheblich unterscheiden könne.

Gartner sieht den RaaS-Markt als hauptsächlich getrieben von mittelständischen Unternehmen mit Umsätzen zwischen 150 Millionen und einer Milliarde Dollar. Bei größeren Firmen seien oft die IT-Systeme zu komplex, um sie komplett in Cloud-Lösungen abzubilden. Zudem verfügten solche Großunternehmen eher über die personellen und infrastrukturellen Ressourcen, um eigene Recovery-Systeme zu etablieren. In kleineren Unternehmen hingegen fehlte es oft an ausgearbeiteten formalen Recovery-Strategien, die Voraussetzung für eine RaaS-Lösung seien.

Von den befragten Unternehmen in Deutschland halten 40 Prozent ihre Daten in einer Private Cloud und 16 Prozent in einer Public Cloud vor. Beachtliche 83 Prozent derjenigen, die eine Private Cloud nutzen, verlassen sich darauf, dass ihre Daten und Applikationen bei einem Cloud-Ausfall ausreichend geschützt sind. 94 Prozent der Public-Cloud-Nutzer bauen auf SLAs (Service Level Agreements) für den Datenschutz, die mit dem Anbieter abgestimmt wurden.

RaaS ist keine Killer-Applikation

John Morency, Research Vice President bei Gartner: "RaaS bietet vor allem Vorteile für mittelständische Unternehmen."
Foto: Gartner

Als Allheilmittel will Research Vice President John Morency von Gartner RaaS jedenfalls nicht bezeichnen: „RaaS ist schon als Killer-Cloud-Applikation bejubelt worden, aber das war mehr Hype als Wahrheit“, sagt er. „Aber natürlich kann RaaS bei bekannten Problemen des Disaster Recovery Managements helfen, wie etwa beim Test von DR-Systemen oder bei der Kostensenkung für Ausfallsysteme und RZ-Stellplatz.“

Dass sich Investitionen in DR- und BC-Systeme rechnen, zeigt eine andere kürzlich veröffentlichte Befragung von CA-Technologies. Laut der Studie "The Avoidable Cost of Downtime" kosten IT-Ausfälle deutschen Unternehmen durchschnittlich 389.000 Euro im Jahr. „Das ist aber durchaus vermeidbar, denn mit einem passenden Konzept für die Datenwiederherstellung kann diesen Kosten vorgebeugt werden“, resümiert CA-Managerin Czerwinski.