IDC: Vier Ratschläge für den Handel

Keine drastischen IT-Kürzungen

24.08.2009 von Hartmut  Wiehr
Marktforscher IDC gibt Entwarnung für Europa: Der Handel hält sich nur wenig bei IT-Investitionen zurück. Retailer verstärken Outsourcing, was wiederum Virtualisierung und Zentralisierung treibt.

IDC Retail Insights hat in seiner Augustausgabe die Ergebnisse der Studie „Technology Selection: ICT Budget Dynamics and IT Vendor Selection in Western European Retail“ (Document # GIPW04R9, July 2009) veröffentlicht. Demnach haben 70 Prozent der europäischen Retailer in der nächsten Zeit nicht vor, ihr IT-Budget zu kürzen. Und mehr als die Hälfte der Befragten wollen ihre externen IT-Ausgaben auf dem jetzigen Niveau aufrecht erhalten, während 15 Prozent sogar eine Erhöhung einplanen.

Erfolg im Verkauf hängt weniger von marktschreierischem Marketing, sondern von gezielten IT-Investitionen ab.

Für IDC bedeutet das, dass die Retail-Unternehmen nun ihre IT-Budgets überprüfen und sie effizienter als bisher einsetzen wollen. Anzeichen für drastische Kürzungen können sie anhand des Zahlenmaterials nicht erkennen, da alle Retailer wüssten, dass sie nur bei dem Einsatz neuer IT-Innovationen zu den Siegern der nächsten Jahre zählen werden.

Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 2009 haben laut IDC viele große europäische Retailer ihre Outsourcing-Aktivitäten verstärkt. Die Motive liegen auf der Hand: Infrastruktur- und Energie-Ausgaben deutlich herunterfahren. Dies begünstigt insbesondere die Anstrengungen in Richtung Virtualisierung und Zentralisierung der IT angesichts der bestehenden wirtschaftlichen Krise.

IDC sieht eine gewisse Zurückhaltung bei langfristig angelegten IT-Investitionen – mit Ausnahmen bei POS- und Lagersystemen. Hier werde weiter in dem bisherigen Umfang investiert. Dies belegt für IDC insgesamt die Bereitschaft der Handelsunternehmen, langfristig die IT-Investitionen nicht herunterzuschrauben und weiter auf Innovationen zu setzen.

IDC-Empfehlungen für Anwender

So machten Investitionen in die Lagerhaltung im zweiten Quartal 2009 den größten Anteil aus, gefolgt von neuen Implementierungen von POS-Systemen, die direkt an die zentralen Verwaltungsfunktionen und die lokalen Vorratsbestände angeschlossen sind. In Prozessoptimierung, Marketing und langfristige Absatzplanungen wurde ebenfalls verstärkt investiert. Bezogen auf Supply Chain Management (SCM) stellt IDC vermehrte Bemühungen bei den Handelsunternehmen fest, die Anschaffungsprozesse zu zentralisieren, wobei die Echtzeit-Bestandsaufnahme der Lagerbestände immer wichtiger wird. Dies begünstigt auch Investitionen in RFID. Manche Unternehmen, fand IDC heraus, kümmern sich sogar mitten in der Krise um Strategien für internationale Expansion.

Ebenso wird genauer hingeschaut bei der Auswahl eines IT-Lieferanten. Lieferfähigkeit und Referenzen wird mehr Bedeutung zugemessen als in der Vergangenheit. Gerade bei ungefälschten Anwenderinformationen und -berichten wird ein enormer Nachholbedarf gesehen.

IDC-Empfehlungen für Retail-Unternehmen:

Erstens: In dem gegenwärtigen Geschäftsklima sind klare Entscheidungsstrukturen noch notwendiger als in der Vergangenheit. Nur wer zu schnellen Entscheidungen in der Lage ist, wird in der verschärften Konkurrenzsituation überleben können.

Zweitens: Es sollten gegenwärtig nur wenige Projekte konkret angegangen werden, um eine Verzettelung zu vermeiden. Klare ROI- und TCO-Vorgaben sollten verstärkt beachtet werden.

Drittens: Besonders sollten Verbesserungen bei der Lagerhaltung als Schlüssel betrachtet werden, um in Krisenzeiten die Ausgaben im Griff zu behalten. IT kann hierzu nachwievor ihren Beitrag leisten.

Viertens: Technologien wie Self Checkout, mobiles oder kontaktloses Bezahlen muss ebenfalls erhöhte Aufmerksamkeit gewährleistet werden. Den Einkauf für die Kunden einfacher zu gestalten bringt laut IDC gleichzeitig deutliche Einsparungen für die Retail-Unternehmen.