Studie: IT-Kosten sinken nicht

Keine Hilfe für BI-Projekte

29.07.2010 von Christiane Pütter
Acht von zehn deutschen Mittelständlern führen Business-Intelligence-Projekte (BI) ohne Unterstützung von außen durch. BI bringt zwar viele Vorteile, aber die Wirtschaftlichkeit lässt sich kaum messen, wie eine Studie der TU Chemnitz zeigt.

Marke Eigenbau ist in Sachen Business Intelligence (BI) offenbar das Schlaueste. Das gilt zumindest für den deutschen Mittelstand. 76 Prozent der Mittelständler legen BI-Projekte "umfassend bis voll" in die Hände des eigenen IT-Teams. Nur 34 Prozent überlassen BI Externen. Das geht aus der "Business-Intelligence-Studie 2010" hervor, für die die Technische Universität Chemnitz 667 Entscheider befragt hat.

Die Forscher wollten zunächst einmal wissen, wie weit der Begriff BI bekannt ist. An diesem Punkt hapert’s noch: Eine satte Mehrheit von 87 Prozent der Befragten bezeichnet Software-Lösungen zur Unternehmenssteuerung schlicht als Berichtswesen/Reportingsystem. Nicht einmal jeder Zweite (47 Prozent) spricht von Business Intelligence. 34 Prozent verwenden den Begriff Kennzahlen-System, 30 Prozent Planungs-System.

Das heißt jedoch nicht, dass BI nicht etabliert sei. Laut der Studie werden 45 Prozent der BI-Projekte von den Fachbereichen angestoßen. 38 Prozent gehen von der Geschäftsleitung aus und neun Prozent von der IT-Abteilung. Die Entscheidungsbefugnis liegt aber bei einer Mehrheit von 63 Prozent trotzdem bei der Geschäftsleitung. Die Fachbereiche dürfen in 14 Prozent der Fälle entscheiden, die IT in acht Prozent.

Die Studienautoren kommentieren: "Business Intelligence bewegt sich damit eindeutig von einem Technologiethema zu einem Anwendungsthema." Das zeigt sich wohl auch daran, dass knapp 60 Prozent der Unternehmen die Endanwender "umfassend" bis "voll" in BI-Projekte einbeziehen.

Mittelständler nutzen BI-Software in erster Linie zum Erstellen und Verteilen von Berichten (82 Prozent) und für Ad-Hoc-Analysen von Daten (75 Prozent). Außerdem setzen sie BI-Lösungen für Planung und Budgetierung (63 Prozent) sowie Forecasts und rollierende Planung (52 Prozent) ein.

Controller und Geschäftsleiter nutzen BI

BI-Anwender sitzen denn auch meist im Controlling (88 Prozent) und in der Geschäftsführung (77 Prozent). Darüber hinaus arbeiten Sales/Vertrieb (76 Prozent) und Rechnungswesen/Buchhaltung (63 Prozent) damit. Unter der 50-Prozent-Marke liegen Logistik und Einkauf (je 44 Prozent), Produktion (43 Prozent) und andere Abteilungen.

Die Studienautoren haben die Teilnehmer nach ihrer Zufriedenheit mit den BI-Systemen befragt. 81 Prozent erklären, jetzt schneller über Berichte zu verfügen. Bei weiteren dreizehn Prozent ist das zumindest teilweise der Fall. 75 Prozent haben jetzt qualitativ bessere Berichte (weitere 18 Prozent: teilweise). 70 Prozent loben den einfacheren Zugang zu Informationen (weitere 19 Prozent: teilweise).

Als weitere Vorteile gelten aktuellere Datenauswertungen und Zeiteinsparungen. Dagegen konnten IT-Kosten und IT-Personal eher selten eingespart werden.

Größte Kritik an BI-Systemen: Die Messung der Wirtschaftlichkeit sei zu kompliziert. Das sagen 43 Prozent der Befragten, weitere 32 Prozent stimmen zumindest teilweise zu. 28 Prozent haben Datenintegrationsprobleme (weitere 30 Prozent teilweise).

Stichwort Datenintegration: Eine Mehrheit von 64 Prozent der Mittelständler setzt zwei bis zehn separate Datenbanken zur Unterstützung der Berichterstellung ein. Jeder Fünfte arbeitet nur mit einer Datenbank. Die Daten für das BI-System stammen meist aus dem ERP-System (50 Prozent der Nennungen) sowie aus Excel-Tabellen und dem Finanzbuchhaltungs-System (je 44 Prozent).

SAP ist gesondert aufgeführt. SAP ERP nennen 38 Prozent der Teilnehmer, 24 Prozent SAP BW.

Mittelstand insgesamt mit BI-Systemen zufrieden

Trotz der genannten Schwierigkeiten zeigen sich die Befragten insgesamt zufrieden. 61 Prozent sagen, ihre BI-Projekte erfüllten die angepeilten Ziele zu einem großen Teil. Acht Prozent sehen die Ziele sogar voll erfüllt.

Die Business-Intelligence-Studie 2010 wurde an der Technischen Universität Chemnitz am Lehrstuhl von Professor Peter Gluchowski (Wirtschaftsinformatik II) durchgeführt. IBM Deutschland und die Berater-Firma Conunit, Frankfurt am Main, haben die Durchführung unterstützt. Conunit gehört seit Anfang Juli zum Stuttgarter Software- und Beratungshaus Cenit.