Keil zwischen IT und Business

Kollegen überschätzen das IT-Budget

31.05.2013 von Werner Kurzlechner
Die mangelnde Wertschätzung der Leistung der IT liegt auch daran, dass viele Business-Manager das Budget des CIOs überschätzen. Das geht aus einer Forrester-Studie hervor.
IT-Budget: Zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig?
Foto: Oleksiy Mark, Shutterstock.com

Aus CIO-Sicht ist das IT-Budget immer ein irgendwie zu enges Korsett – so weit, so trivial. Aktuell bringen die straff geschnürten Geldpakete die IT-Chefs aber auf ganz besondere Weise in Nöte, wie Forrester Research berichtet. Es ist nicht alleine das krude Dauerproblem, das die Mittel für wünschenswerte Projekte und Initiativen fehlen. Vielmehr treiben falsche Annahmen und Erwartungen über das IT-Budget offenbar einen Keil zwischen den CIO einerseits und Business und IT-Mitarbeiter andererseits.

„Business-Entscheider schätzen das Budget für IT-Betrieb und –Investitionen fast viermal so hoch ein wie CIOs“, schreibt Forrester-Analyst Peter Burris in einer aktuellen Studie. „Fast die Hälfte geht davon aus, dass die IT dem geschäftlichen Erfolg keinen Schub mitgibt.“ Zwei Drittel der CIOs gehen naheliegenderweise vom Gegenteil aus, so dass das Dilemma offensichtlich wird: IT-Chefs stehen vor der Herausforderung, beharrlich auf harte Budget-Realitäten hinzuweisen, ohne dass das nach billigen Ausreden für unerfüllte Aufgaben klingt.

Nach Forrester-Einschätzung haben die CIOs sogar an zwei Fronten zu kämpfen. Sie leiden unter den falschen – nämlich überhöhten – Budget-Erwartungen von Managern und ihren Mitarbeitern. Forrester macht eine wachsende Kluft zwischen IT-Chefs und ihren Mitarbeitern aus. Diese spüren offenbar die Unzufriedenheit von Business-Seite mit der IT. Und zweifeln sehr viel mehr als ihre Chefs daran, ob die IT wirklich genügend zum Geschäftserfolg beiträgt.

Die Übersicht zeigt, wie weit die IT-Budget-Wahrnehmungen im Unternehmen auseinanderliegen. Angegeben sind Schätzungen in US-Dollar.
Foto: Forrester Research

Die IT-Mitarbeiter machen sich laut Studie deshalb auch Sorgen darüber, inwieweit ihre Fertigkeiten und Kenntnisse für die erstrebte Karriere ausreichend sind. Der CIO ist auch auf dieser Baustelle gefragt, zumal sich – wegen des engen Budgets – die IT-Spezialisten logischerweise nicht einfach mit mehr Geld ruhig stellen lassen. „Weiche Anreize wie die Entwicklung von Skills bleiben essenziell, um hervorragende IT-Profis zu angeln und im Unternehmen zu halten“, so Burris.

Mit den Schlagworten technologischer Wandel, geschäftliche Evolution und Entwicklung von Alternativen zur traditionellen IT umreißt Forrester die gewaltigen Aufgaben, die momentan anstehen. Meistern müssen sie die CIOs mit einem Budget, das in diesem Jahr laut Prognose der Analysten weltweit lediglich um durchschnittlich 2 Prozent ansteigen wird. Im kriselnden Europa ist das Plus sogar noch geringer. Nur 9 Prozent von CIOs rechnen hier mit einem Budget-Anstieg von mehr als 7 Prozent. Insgesamt befragte Forrester 4000 IT-Entscheider weltweit.

Insbesondere die Verlagerung von IT-Aktivitäten in die Cloud führt zu Verschiebungen im Ausgabenplan. Die jährlichen Ausgaben für klassische Software sinken tendenziell. Dafür müssen Gelder aus dem IT-Consulting und Outsourcing-Bereich für Cloud-Optionen freigeschaufelt werden.

Kunden in den Fokus rücken

Das alleine ist nicht per se eine Nuss, die nicht zu knacken wäre. Allerdings muss das laut Forrester bei höchster Anspruchshaltung von Business-Seite passieren, die die IT schlichtweg für reicher hält als sie tatsächlich ist. Business-Entscheider fordern ein, dass die IT mehr als bisher liefert, weil sie davon ausgehen, dass sie dafür ausreichend ausgestattet ist. Diese Fehlwahrnehmung sei ein Hauptquell des weithin feststellbaren Vertrauensverlustes zwischen Business und IT, so Burris.

Business-Entscheider gehen laut Studie davon aus, dass die IT-Abteilung über die gleichen Mittel verfügt wie der Vertrieb. Während die CIOs ihr Budget bei etwa 5 Prozent des Firmenumsatzes ansetzen, gehen die Business-Manager von 8 Prozent aus. Nur 51 Prozent von ihnen denken, dass die IT das Geschäft beflügelt, aber mehr als zwei Drittel der CIOs. Dummerweise liegen die IT-Mitarbeiter näher an den Business-Entscheidern.

Analyst Burris rät den CIOs vor diesem Hintergrund, den Kunden in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten zu nehmen und auf diese Weise bei den Chefs und Kollegen zu punkten. Die Auswirkung neuer Schlüsseltechnologien auf das IT-Budget sollte langfristig durchdacht werden. Außerdem sollte hartnäckig versucht werten, dass schiefe Bild von IT-Kosten und IT-Potenzial gerade zu rücken.

Laut Forrester ist es unumgänglich, dass CIOs sich häufiger als bisher aufs Business-Parkett wagen. „In der Folge werden zusätzlich Zeit und Ressourcen eingefordert werden“, so Burris. Wichtig sei es deshalb, klare Prioritäten zu formulieren. CIOs sollten außerdem die Budgetfrage dazu nutzen, Prioritäten und Erwartungen auf der anderen Seite auszuloten. Eine gute Nachricht hat Forrester immerhin noch. Trotz mancher Divergenzen stehen die eigenen Mitarbeiter in der Regel loyal hinter dem CIO und lassen sich auch auf veränderte Marschrouten mitnehmen.

Die Studie "2013 CIO Budget Priorities" ist bei Forrester Research erhältlich.